XXVIII

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Wieder mit musikalischer Untermalung ;)
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Einige Minuten später, die mir wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, hatte ich Noah noch immer nicht gefunden. Die Kämpfe hielten an und auch, wenn noch immer nicht ersichtlich war, wer die Oberhand hatte, war mir bewusst, dass wir alle von Sekunde zu Sekunde schwächer wurden.

Die meisten Schüler waren zwar in Arcalia geblieben und von denjenigen, die gegangen waren, waren nicht alle zurückgekehrt, doch Noahs Anhänger hatten fast alle ihre Familien mitgebracht, sodass ich nicht sagen konnte, ob wir ausgeglichen oder sogar leicht in der Unterzahl waren.

Ich befand mich mittlerweile in der Nähe der Autos und scannte mit Blicken die Gegend ab, suchte nach dem Feigling Noah, der weder mitzukämpfen schien, noch eine Konfrontation mit mir riskieren wollte. Hoffte er darauf, dass ich nach seinem fehlgeschlagenen Versuch, mich mit dem Blitz zu töten, von jemand anderem im Kampf umgebracht werden würde? Aber würde das nicht an seinem Ego kratzen? Er hatte mir doch prophezeit, er würde mich umbringen und alle, die mir etwas bedeuteten, doch nun versteckte er sich irgendwo.

Ich wirbelte herum, als ein Schrei zu mir herüberhallte, den ich eindeutig Leela zuordnen konnte. Panisch sah ich zu dem Wagen, auf dem sie bisher gestanden hatte, doch der PKW lag nun auf der Seite, sein Unterboden wies einige große Löcher auf und aus dem Stück Straße, wo er bisher gestanden hatte, ragten scharfkantige Steinspitzen hervor. Hinter dem Auto erhaschte ich einen Blick auf regennasses, dunkles Haar, dessen Schnitt mir ebenfalls bekannt war und begann zu rennen, ohne noch einen zweiten Moment zu zögern.

So schnell ich konnte, preschte ich über das rutschige, nasse Gras, schlitterte an den kämpfenden Schülern vorbei und knallte beinahe in zwei sich über die Wiese kugelnde Werwölfe. Nur Leela konnte ich noch immer nicht sehen. Als ich dem umgestürzten Auto näherkam, eröffnete sich vor meinen Augen eine Szene des Horrors. Ich umrundete eine weitere Gruppe Kämpfender und stand jetzt leicht seitlich zum Wagen, wodurch ich einen Blick auf Leela werfen konnte. Die junge Luftbändigerin lag auf der schmutzigen Straße, ihre Haare fielen nass auf ihre schmalen Schultern und sie krabbelte rücklings davon, so schnell ihre verletzliche Position es zuließ. Dabei hielt sie ihren rechten Arm mit links umklammert und schob sich mit ihren Füßen von ihrem Angreifer fort.

Ich überlegte, nach ihr zu rufen, doch die Gefahr, sie abzulenken, war viel zu groß.

„Cole!", donnerte ich also, doch der schwarzhaarige Junge, der beinahe schon genüsslich grinsend immer dichter auf Leela zukam, scherte sich überhaupt nicht um mich.

„Cole du Arsch!"

Dieses Mal sah Cole auf, erkannte mich, die über den Kiesweg auf ihn zugestürmt kam und sein Grinsen verbreiterte sich. Er hob die Hand und während aus meinem Mund ein Schrei des Entsetzens und der Panik kam, bohrte sich die von ihm erzeugte Steinspitze direkt in Leelas Brust.

Mit einem Klageton, der so laut war, dass er mir selbst in den Ohren klingelte, stürzte ich mich schließlich auf Cole, doch der Erdbändiger rechnete mit meinem Manöver und wich mir mit Leichtigkeit aus. Ungebremst knallte ich gegen die Seite des Autos, das dahinter stand und fühlte, wie mir alle Luft aus den Lungen gepresst wurde. Ich plumpste zu Boden, meine Schläfe knallte auf den Asphalt und als ich mich aufsetzte, tropfte Blut auf meine Hände und lief über mein Gesicht.

„Leela!", halb krabbelte, halb sprang und kroch ich auf Händen und Knien zu Leela, glitt auf dem feuchten Teer aus und landete auf meinen Ellenbogen. Meine Augen landeten auf Leelas Gesicht, das in einem Ausdruck von Todesangst erstarrt war, ihr gebrochener Blick in den trostlos grauen Himmel gerichtet.

„LEELA!"

Ich krallte meine Finger in das blutgetränkte Shirt des jüngeren Mädchens, das mir im vergangenen Jahr so ans Herz gewachsen war, dass sie beinahe wie eine kleine Schwester für mich geworden war.

FeuertodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt