Noah nickte der Direktorin mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen zu, die Schulleiterin erwiderte das Nicken ausdruckslos.

„Guten Morgen Noah", begrüßte die Schulleiterin den Jungen hinter Gittern, „wie hast du die erste Nacht zurück in der Schule überstanden? Vielleicht magst du ja jetzt ein bisschen mit uns reden."

Auf Noahs Gesicht breitete sich ein breites Grinsen aus.

„Was wollen Sie denn wissen?", fragte er überheblich und lehnte sich ein weiteres Stück auf seinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor der Brust. Die Art, wie er sich so großspurig gab und, obwohl er hier hinter Gittern saß, noch immer zu glauben schien, die Oberhand zu haben, löste etwas in mir aus und ich konnte plötzlich nicht mehr an mich halten.

„Was hab ich dir getan?!", platzte ich heraus und sah Noah wütend an. Wäre ich hier unten durch den Elfenstahl nicht unschädlich gemacht worden, hätte ich Noah bestimmt in Flammen aufgehen lassen.

„Und all die anderen, die du verletzt hast?! Was haben wir dir getan?!"

„Die anderen? Gar nichts", feixte Noah mit einer hochgezogenen Augenbraue, dann sah er mich an, das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht und an dessen Stelle trat eine hasserfüllte, bitterböse Fratze, „Aber du? Das solltest du selbst am allerbesten wissen."

„Das tue ich aber nicht!", entgegnete ich energisch, „Ich habe dir nie etwas getan, ich habe dir vertraut! Du warst einer meiner besten Freunde!"

„Du bist eine Gefahr für uns alle!", Noah warf Mrs. Walsh einen kurzen, verächtlichen Blick zu, bevor er sich wieder an mich wandte, „Und dass diese erbärmliche Schule sich auf deine Seite gestellt hat, war zwar nicht überraschend, aber dennoch enttäuschend. Man gibt hier eben doch einen Scheißdreck auf die alten Werte und Traditionen."

„Ich habe immerhin nicht meine eigene Freundin umgebracht", schoss ich zurück, „wieso musste Sam sterben?! Sie hat dich geliebt, verdammt, und du Arschloch hast sie ermordet!"

„Denkst du ernsthaft, dass Sam mir etwas bedeutet hat?", Noah verdrehte die Augen, „dass sie mich geliebt hat, war mir egal. Trotzdem habe ich sie immerhin nicht aus reiner Boshaftigkeit umgebracht. Sie hat mitbekommen, was ich vorhatte und musste deswegen zum Schweigen gebracht werden."

„Und all die anderen? Beverly, Daniel, Leela, Anthony, Eleanor, Mila? Was ist mit ihnen?"

„Ja, das wüsstest du wohl gerne", Noah grinste erneut, „Faye, das hier ist noch nicht vorbei. Und dass du Maddy gerettet hast, wird dir gar nichts bringen. Du stehst ganz oben auf meiner Liste. Du und alle, die du liebst."

Ich erschauderte, hielt jedoch meine weitestgehend unbeeindruckte Fassade aufrecht.

„Was ist der Grund?!", wiederholte ich die drängendste all meiner Fragen, „Ist es einfach nur, weil ich Feuerbändigerin bin?!"

„Nur?", wiederholte Noah und schüttelte dann fassungslos den Kopf, bevor er mir direkt in die Augen sah, „es ist eine Schande, dass Feuerbändiger nicht komplett ausgerottet worden sind! Und natürlich muss ausgerechnet Azitas Blutlinie bestehen bleiben, damit du alles zerstören kannst!"

„Woher weißt du das?!", rutschte es mir heraus und ich sah Noah fassungslos an. Der braunhaarige Junge grinste überheblich, freute sich offenbar, dass er mich aus der Reserve gelockt hatte.

„Ja, das wüsstest du wohl gerne, hm?", feixte er, „Woher ich weiß, dass du nicht nur Azitas Nachfahrin bist, sondern sie dich auch noch verflucht hat und ihre Seele in dir schlummert."

Sprachlos starrte ich Noah an und auch Mrs. Walsh schien mit dieser Entwicklung der Ereignisse nicht im Entferntesten gerechnet zu haben.

„Ich wusste es schon von Anfang an", behauptete Noah, „schon, als du im Flur in mich hineingelaufen bist. Ich habe dich sofort erkannt, du siehst genauso aus wie sie."

„Aber woher...?"

Ich konnte die Frage nicht zu Ende bringen, mein Gehirn kam mit all dem irgendwie nicht mehr mit. Noahs Grinsen wurde breiter, als er sah, wie sehr mich diese plötzliche Information überrumpelt hatte.

„Ja, es ist schon sehr interessant, was meine Vorfahren meiner Familie alles an Büchern und Informationen vererbt haben", deutete er mit einem höhnischen Unterton an, „nur zu dumm, dass wir uns diese Informationen mühsam aneignen mussten, nachdem mein Vorfahr von seinem Vater enterbt und seine Mutter bei lebendigem Leibe verbrannt wurde."

„Du...", ich starrte Noah noch immer vollkommen perplex an, „du willst damit sagen...?"

„Ganz richtig", der Wasserbändiger nickte, „ich stamme von Aria ab. Und du und ich, Faye, haben denselben Urahn." 

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(1321)

Dam dam Daaaaaaaammmmm! 

Na, wer hätte DAMIT gerechnet? Wie hat euch dieses Kapitel gefallen? 

Wer übrigens noch Fragen zu dem ganzen Vorfahren-Zeugs hat, kann sie hier gerne Stellen, teilweise ist das ganze ja doch sehr verwirrend. 

Zur Erinnerung: Aria wurde einige Jahre nach dem Krieg bei lebendigem Leibe verbrannt, sie und Xanthos hatten aber einen Sohn. Der wurde, als er 18 war, von Xanthos - der inzwischen weitere Kinder mit einer anderen Frau hatte - enterbt. 

Ich hoffe, dieses Kapitel klärt einige Fragen und auch, was Noahs Motiv ist. 

Und ich habe noch eine kleine Frage:  
Nachdem ich mir eigentlich fest vorgenommen hatte, kein neues Buch anzufangen, während ich in der Oberstufe bin, hatte ich dann doch eine Idee, die ich gerne verwirklichen würde: 

Es würde in die Richtung Science Fiction gehen und ein wenig wie das Labyrinth/Vollendet - die Flucht/... sein. Darin werde ich einige Jugendliche begleiten, die auf der Flucht vor der Regierung sind und aus Amerika nach Europa gelangen wollen. 
Außerdem würden eine geheimnisvolle Krankheit (hust hust, nicht Corona), verschiedene Jugend-Gangs und eine Menge blanker Natur/Wildnis eine Rolle spielen. 

Würdet ihr so etwas lesen? 

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag, eure Lotta! 

FeuertodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt