Jay tauchte neben mir auf und warf mir ein unsicheres Lächeln zu, welches ich ebenso nervös erwiderte. Irgendwie stand die Situation von der Tanzfläche jetzt doch zwischen uns, obwohl ich genau das nicht wollte. Corey verließ ebenfalls die Aula, erhielt von ihrem Freund die letzte Himmelslaterne und positionierte sich dann so, dass wir alle sie auch ohne Mikrofon gut hören und verstehen konnten.

„Das letzte Jahr auf Arcalia war für viele von uns sehr aufwühlend und alles andere als einfach", begann sie und die Schüler hörten ihr mucksmäuschenstill zu, „in unserem zweiten – oder letzten – Jahr ist nicht nur der Unterricht anspruchsvoller geworden, sondern auch außerhalb der Schule gab es einige Vorfälle."
Corey machte eine kurze Pause, bevor sie weiterredete.
„An diesem Abend möchten wir nicht nur Dankbarkeit und Freude zeigen und der Natur huldigen, sondern auch denjenigen gedenken, die in diesem Augenblick nicht bei uns sein können", erneut schwieg sie für einen Moment, „im letzten Schuljahr haben wir zwei Mitschülerinnen verloren, die auf brutalste Weise aus dem Leben gerissen wurden."

Amy schräg neben mir schniefte leise und wurde von Trish in die Arme geschlossen, Cole nahm der Vampirin sanft die Kerze aus der Hand, damit Amys Haare nicht Feuer fingen.

„Im letzten Schuljahr wurden viele von uns immer wieder großen Gefahren ausgesetzt und es ist schrecklich, dass die bösen Absichten eines ehemaligen Mitschülers nicht nur zu mehreren Verletzungen, sondern auch zu zwei Todesfällen geführt haben", die Wasserbändigerin räusperte sich, bevor sie mit ihrer Rede fortfuhr, „Samantha und Mila waren für viele von uns Freundin, Vertraute und geschätzte Mitschülerin und wir vermissen sie noch immer. An diesem Abend, zum Abschluss des Sommerballes, möchten wir ihnen gedenken und unsere Himmelslaternen steigen lassen als Zeichen für Hoffnung und Dankbarkeit, dass wir heute hier sind und unsere Freunde und Mitschüler um uns haben."

Corey hob ihre Himmelslaterne ein Stück an und erhielt von Miles eine Kerze, mit der sie die Laterne anzündete. Sie blies die Kerze aus und bevor sie uns allen bedeutete, es ihr gleichzutun.

Ich zündete meine Himmelslaterne mit meiner Kerze an und pustete die Kerze anschließend aus, ebenso wie Jay, Leela und Cole. Trish nahm ihre Kerze von Cole zurück und zündete erst Amys Laterne an, die die Werwölfin in zittrigen Händen hielt und dann ihre eigene, bevor sie die Kerze ebenfalls auspustete.

Anstelle von Kerzen leuchteten nun unzählige Himmelslaternen auf dem Schulhof, es war wirklich ein sehr magischer Anblick.

„Lasst diese Himmelslaternen heute steigen in Gedenken an alle eure Freunde, eure Familie und diejenigen, die in eurem Leben sind", wies Corey uns an, „in Dankbarkeit für die Natur, die uns mit allem versorgt, was wir brauchen und in Hoffnung auf die Zukunft."

Das blonde Mädchen hob ihre Himmelslaterne mit beiden Händen an und ließ sie dann mit einem sanften Stups in den Himmel schweben. Überall um uns herum stiegen leuchtende Himmelslaternen auf und auch meine Freunde und ich entließen unsere leuchtenden Laternen in die nächtliche Freiheit.

Fasziniert sahen wir alle dem verzauberte Anblick von über hundert Himmelslaternen zu, die in den schwarzen Nachthimmel entflogen und dem Moment etwas unendlich Magisches verliehen. Amy neben mir sah mit tränenüberströmten Wangen zum Himmel und stand noch immer dicht an dicht mit Trish.

Für eine Weile herrschte Schweigen, nur durchbrochen von den Geräuschen der Nacht, als alle Schüler und Schülerinnen die Himmelslaternen beobachteten, bis sie nur noch kleine Punkte am Himmelszelt waren. Dann löste sich die Gruppe langsam auf und nachdem Mrs. Walsh uns für den schönen Abend dankte und allen eine gute Nacht wünschte, gingen auch wir zurück in unsere Zimmer. Zuerst verabschiedeten wir uns von den Jungs, die in den anderen Turm mussten und als Jay und ich uns zum Abschied umarmten, war ich viel zu nervös.

„Mir hat der Abend sehr gut gefallen", meinte ich zu dem Blonden, der zustimmend nickte.

„Mir auch, es war wirklich schön", pflichtete er mir bei und sah mir für einen Moment unsicher in die Augen, „und wegen vorhin..."

„Alles gut", unterbrach ich Jay vorsichtig und lächelte ihn an, „das sollte nicht zwischen uns stehen."

Der Erdbändiger nickte, dann verschwand er in seinem Zimmer und nur wenig später sagte ich auch Amy und Trish gute Nacht. Meine langhaarige beste Freundin war noch immer sehr verweint, doch ihr Lächeln wirkte aufrichtig und es kamen auch keine neuen Tränen mehr dazu. Nachdem Leela und ich beide noch schnell geduscht hatten fielen wir schließlich hundemüde von diesem ereignisreichen Abend in unsere Betten. 

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(1956) 

Mensch, da hätte ich doch glatt beinahe vergessen, euch heute noch mit einem Kapitel zu versorgen! 

Wie hat euch dieses Kapitel gefallen? Fandet ihr den (nachgeholten) Sommerball schön? Vielleicht habt ihr ja eine Lieblingsstelle von dem Programm (Noah ist ja leider nicht aufgetaucht). 

Und ich hätte noch eine Frage, die mich brennend interessiert: im Klappentext steht ja, dass ein Mädchen entführt wird - wer, glaubt ihr, ist damit gemeint? Habt ihr allgemein Vermutungen zu diesem Punkt? 

Oben findet ihr übrigens das Lied, das als Begleitung bei der Verkündung der Elfenkönigin und des -königs lief. 

Ich hoffe, dass ihr noch einen entspannten Nachmittag und Abend habt, eure Lotta 

FeuertodWhere stories live. Discover now