Kapitel 12

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"Was hältst du davon, wenn Jess und ich zu dir kommen und wir uns dann bei dir fertig machen?", schlug Em vor. Ich nickte. "Seid wann sitzt du eigentlich bei uns, Jess? Ich hab' dich eben gar nicht bemerkt", kam es von Stella. Da fiel mir auf, dass Jess ja am Anfang der Pause noch nicht bei uns gesessen hatte. Als antwort gab sie uns: "Mein Lehrer wollte noch mit mir reden, deshalb bin ich 5 Minuten später gekommen." "Was wollte er denn", fragte Jack ganz interessiert, aber Jess schüttelte nur dem Kopf, um ihm zu zeigen, dass es nichts Wichtiges gewesen war. Mir fiel plötzlich ein, dass Em eben nicht gesagt hatte, dass Stella mit zu mir kommen würde. Also fragte ich sie: "Hey Stella, was ist mir dir? Kommst du auch nachher zu mir?" "Ne, ich kann nicht. Muss bis 10 arbeiten." "Ok... Wann wollt ihr eigentlich kommen", wandte ich mich an Em und Jess. Die Schwarzhaarige antworte mir: "Ich denke, wir kommen so gegen 9 Uhr. Dann haben wir noch genug Zeit, um uns fertigzumachen. Wir bringen dann noch was zum essen mit." Da es mich interessierte, fragte ich, wo wir hin wollten. Em nannte mir den Namen von einem Club, den ich mir aber nicht merken konnte. Dann fiel mir ein, dass Em und Stella ja noch 17 waren und deshalb nicht so lang bleiben durften. Diesmal sagte Jack Etwas. Er meinte, dass seinem Bruder der Club gehören würde und die beiden deshalb auch länger bleiben konnten. Die Klingel verhinderte weitere Fragen und ich machte mich mit Jack auf den Weg zu Deutsch. Ein unbekannter Lehrer kam zu dem Raum, in dem wir Deutsch hatten und sagte, dass die Stunde entfallen würde. Ich suchte Jack, um ihn zu fragen, was mir jetzt machen wollten, konnte ihn aber nicht finden. Deshalb machte ich mich erst mal auf den Weg zur Raucherecke. Ich wollte gerade in den nächsten Flur abbiegen, als ich eine wütende Stimme hörte. Ich schaute vorsichtig um die Ecke und sah Drac mit seinem Handy am Ohr. Er lief unruhig von links nach rechts und hatte eine Hand zur Faust geballt. Mit der anderen hielt er das Handy fest. Er stieß plötzlich einen Wutschrei aus und warf sein Handy weg. Es flog auf den Boden und rutschte dann den Flur entlang. Dann haute er mit der Faust auf einen Spint neben ihm. Es entstand eine Delle in der metallenen Tür und ich konnte von der Ecke aus sehen, dass seine Hand blutete. Die Handknöchel waren aufgerissen. Weil ich mich erschreckt hatte, als er gegen den Spint geschlagen hatte, hatte ich die Luft angehalten, die ich jetzt leise wieder ausstieß. Ich konzentrierte mich wieder auf ihn und sah, dass er am ganzen Körper zitterte. Wahrscheinlich vor Wut. Leise drehte ich mich um, denn ich hatte nicht besonders große Lust einem wütenden Drac über den Weg zu laufen, auch wenn er verletzt war. Mit leisen Schritten trat ich in den nächsten Flur und ging dann ganz normal weiter. Während des Laufens fragte ich mich, über was man sich so aufregen konnte, dass man gegen eine Tür schlug. Ich machte einen Umweg, damit ich an Drac nicht vorbei laufen musste und ging gerade durch die Tür, die zu dem Platz führte, zu dem ich wollte, als ich sah, dass Drac dort stand. Na toll! Was machte ich jetzt? Gerade als ich mich das gefragt hatte, sah er auf und nickte mir zu. Super! Jetzt konnte ich nicht 'mal unbemerkt verschwinden. Also stellte ich mich leicht unsicher neben ihn und holte eine Schachtel Zigaretten aus meiner Tasche. Ich hatte gerade die Zigarette im Mund und suchte nach meinem Feuerzeug, als Drac mir seins hinhielt.

Ich atmete den Rauch ein und blies ihn nach wenigen Sekunden wieder aus. Wir redeten nicht und jeder hing seinen Gedanken nach. Ich dachte daran, dass er mir doch gerade mit seiner verletzten Hand das Feuerzeug gegeben hatte, aber seine Hand hatte sehr gesund ausgesehen. Ohne nachzudenken, nahm ich mir seine Hand, von der ich dachte, sie sei verletzt. Nichts. Ich drehte sie nach links und rechts, aber da war nichts. An der anderen Hand genauso wenig. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Er hatte meinen Gesichtsausdruck bemerkt und fragte jetzt: "Was ist?" Weil ich nicht erzählen wollte, dass ich ihn wie einen Stalker beobachtet hatte und auch gar nicht wusste, wie er darauf reagieren würde, zuckte ich nur mit meinen Schultern. Natürlich glaubte er mir nicht und zog eine Augenbraue hoch. Ich zog an meiner Black Devil, um mir Zeit zum Denken zu verschaffen. Mir fiel aber nichts ein, deshalb fragte ich ihn einfach: "Hast du dir heute vielleicht wehgetan?" "Nicht das ich wüsste", kam seine Antwort. Jetzt war ich etwas verwirrt. Wieso wollte er nicht einmal sagen, dass er sich verletzt hatte? Drac schaute mich abwartend an, ob ich ihm noch erzählte, wieso ich ihn gefragt hatte. Ich schüttelte aber nur meinen Kopf. "Vergiss es, ich dachte ich hätte eben was gesehen, als du mir das Feuerzeug gegeben hast, aber anscheinend ist da doch nichts." Ich sah in seine Augen, um seine Reaktion zu sehen. Seine Augen vergrößerten sich und wurden heller. Ich hatte mal wieder das Gefühl, die Farbe würde ins Goldene gehen. Ansonsten konnte man keine Reaktion erkennen. Dann sagte er: "Ja, wahrscheinlich hast du dich vertan", in einem arroganten Ton und drückte seine Zigarette aus. Dann ging er einfach, ohne sich zu verabschieden. Etwas angepisst, dass er so einfach gegangen war, blieb ich noch einige Minuten stehen, bevor ich mich auf den Weg zum Geschichtsraum machte. Vor den Raum setzte ich mich auf den Boden und schrieb mit ein paar Leuten auf WhatsApp. Dann endlich kam der Lehrer. Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen. Ein paar Sekunden später bemerkte ich aus dem Augenwinkel, dass sich jemand neben mich gesetzt hatte. Aus Neugierde schaute ich von meinem Handy auf und sah, dass sich James neben mich gesetzt hatte. Er war das Arschloch, dass mich am Montag an unserer Haustür so blöd angemacht hatte. "Na?" Ohne große Lust, mit ihm ein Gespräch anzufangen, antwortete ich mit einem "Hey" und widmete mich wieder meinem Handy. "Und, heute schon was vor?" "Ja und das hat definitiv nichts mit dir zu tun." "Komm schon. Wenn du mich als Begleitung hättest, wäre der Abend viel cooler." Ich zog eine Augenbraue hoch, schaute ihn kurz an und holte meinen Collegeblock aus meiner Tasche. Neben mir hörte ich ein tiefes Lachen, dann sagte er: "Ich meinte das ernst." "Ich auch!" Danach ließ er mich in Ruhe und holte selbst seine Sachen raus. Der Lehrer fing dann auch mal mit dem langweiligsten aller Fächer an: Geschichte. Nach stundenlanger Qualen, die eigentlich nur eine gewesen waren, hatte ich endlich Wochenende. Vor der Tür wartete Logan auf mich und zusammen liefen wir nach Hause.

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