No Time To Die ⁴

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Chapter Four:
No Time To Die

"Herr Jeon, leben sie eigentlich schon immer hier in Seoul?", fragte Taehyungs Mutter den Jungen Mann und auch Taehyung blickte daraufhin zu dem Älteren.

Nach der Begegnung hätte sich Taehyung am liebsten in seinem Zimmer eingeschlossen und bei den ganzen Erinnerungen, die wieder präsent waren, losgeweint.

Doch er musste sich zusammenreißen, für seine Eltern. Er hatte die Sorge und die Angst in ihren Augen gesehen, als er in sein Zimmer gestürzt war und letzte Woche total fertig und weinend aus der Schule gekommen war. Als er am nächsten Tag, nachdem er sich die ganze Zeit eingesperrt hatte, seinen Eltern sah, verrieten ihre rot unterlaufen und müden Augen dass seine Eltern die Nacht viel mehr mit Weinen und Sorgen als Schlafen verbracht hatten.

Um sie nicht noch mehr in Sorge zu versetzen, hatte sich Taehyung vorgenommen dieses Mal stark zu sein.

Er würde sich dieses Mal nicht für den selben Menschen selbst vernichten, während dieser weiter lebt. Und die dazu nötige Kraft verliehen ihm seine Eltern.

Dementsprechend hatte er gelogen, dass sein Magen heute ein wenig spinnte und war zurück zu dem Esstisch gekommen, wo sein ehemaliger Liebhaber bereits saß und ihn mit brennendem Blick genaustens musterte.

"Ich bin vor Kurzem erst hier hin gezogen", beantwortete Jungkook Kim Ahris Frage und lächelte sie an.

"Ich komme ursprünglich aus Busan."

Taehyung schluckte schwer und senkte seinen Blick auf seinen Schoß. Ungewollt erinnerte er sich an seine Erinnerung in Busan, die einzig aus Jungkook selbst bestanden.

"Ach wirklich? Wir waren dieses Jahr im Sommer dort! Es war wunderschön", schwärmte seine Mutter nun auch noch los.

Musste man ihm denn unbedingt Salz in die Wunde streuen?

Taehyung schloss die Augen und versuchte seine schwere Atmung unter Kontrolle zu bringen.
Jede Sekunde, die er in Anwesenheit des Älteren verbrachte, war schlimm genug, zerriss sein Herz in Tausend Stücke.
Doch die Erwähnung von Busan und dem Sommer dort, riss Taehyung das Herz gewaltvoll aus der Brust und legte seine imaginären Hände um seinen schlanken Hals, um fest zu zu drücken.

"Ach tatsächlich? Alleine als Pärchen oder war auch ihr Sohn mit dabei?"

Taehyung ballte seine zitternden Hände unter dem Tisch zu Fäusten und bohrte seine Fingernägel schmerzvoll in die sensible Haut seiner Handinnenflächen, um nicht loszuschreien.

Jungkook tat tatsächlich so als hätte ihr gemeinsamer, romantischer Sommer in Busan niemals existiert und als würde er Taehyung nicht kennen.

Der Jüngere wusste ganz genau wieso Jungkook diese Frage gestellt hatte, obwohl man die Antwort erahnen konnte.
Er wollte Taehyung zeigen, dass er den Sommer, dass er ihn gänzlich vergessen hatte und darüber hinweg war.
Er wollte ihm seine Desinteresse und Abneigung vor Augen führen.

Doch es wurde bei der nächsten Frage, die über Jungkooks Lippen kam, immer schlimmer:

"Ihr Sohn... Entschuldigen sie vielmals, aber wie hieß er nochmal?"

Taehyung fühlte entgültig wie sein Herz aussetzte und kurz dachte er, dass es bei diesem Schmerz den er fühlte auch nicht mehr weiter schlagen würde.

Ehrlich gesagt, wäre es Taehyung lieber gewesen, hätte es nicht mehr weiter geschlagen.

Jungkook hatte schon viele verletzende Dinge zu dem Jugendlichen gesagt und ihm schwere Vorwürfe an den Kopf geworfen.
Doch das war schlimmer, als alles andere gewesen.

Taehyung musste sich zusammenreißen nicht hier und jetzt in Tränen auszubrechen oder gar leblos vom Stuhl zu sacken.
Seine mit salzigen Tränen gefüllten Augen blickten hoch, direkt in Jungkooks Gesicht.

Sein Lächeln, der ruhige Blick, die selbstbewusste Körperhaltung.
Als wäre nie etwas vorgefallen.
Als würde Taehyungs Präsenz ihn kein Stück stören oder Emotionen, Erinnerungen aufwühlen.
Als wäre es ihm nie wichtig gewesen.

Wie konnte es sein, dass es einer Person so gut und der anderen so schlecht ging?
Alleine bei dem Gedanken wollte Taehyung loskreischen und alles um sich herum zerstören.
Wieso war dies so unfair?
Wieso war er der einzige, der leiden musste, der die ganzen Schmerzen ertragen musste.

Waren die ganzen 'Ich liebe dich's und 'ich werde dich nie vergessen' eine dreiste Lüge.
Hatte sich Taehyung bloß von einem egoistischen älteren Mann einlullen lassen, der mit ihm gespielt und ihn anschließend mit Leichtigkeit vergessen hatte?
War ihre Liebe nie echt gewesen? Hatte er dem Jüngeren es nur vorgegaukelt?

Wenn eine Person jemanden wirklich liebt, so kann man diesen nicht so schnell vergessen und so tun als wäre nichts gewesen, ohne auch nur das geringste zu empfinden.

Taehyungs Welt drehte sich und sein dröhnender Kopf schmerzte. Er stützte sich mit seinen Ellebogen auf dem Tisch ab, um Orientierung zu finden und hielt sich an die Schläfen.

Zeitgleich versuchte er das Brennen in seiner Augen und den Druck auf seinem Herzen zu ignorieren, es zu unterdrücken.

Er musste stark bleiben. Er durfte nicht zusammenbrechen. Für seine Mutter, für seinen Vater.

Die Stimme seiner Mutter im Hintergrund blendete er gekonnt aus, bis sie ihn an seinem Arm antippte.

"Hast du gehört Taehyung, deine ersten Stunden beginnen morgen. Ist das nicht toll?"

Hmm, und wie. Besser geht's kaum.

Taehyung nickte bloß abwesend und seine trüben, beinahe leblosen Augen hefteten an dem älteren attraktiven Mann gegenüber von ihm.
Auch Jungkook sah nun zu seinem neuen Schüler und begegnete seinem Blick.

Erneut stellte Taehyung fest, dass keine Emotionen in seinen dunklen Augen zu sehen waren, die sich an Taehyung widmeten.
Rein gar nichts.

"Schätzchen geht es dir gut? Ist es wieder dein Magen?, fragte sie ihren Sohn besorgt, als sie die krankhafte Blässe in seinem sah.

Nicht in der Lage etwas zu sagen, nickte Taehyung stumm und deutete seine Mutter mit einem einzigen Blick an, dass er nach oben in seinem Zimmer möchte.

Er hielt es nicht weiter aus, es war ihm egal was Jungkook dachte. Er musste verschwinden, sonst verlor er noch die Kontrolle.

Wortlos stand er auf, doch seine Sicht drehte sich in diesem Augenblick, ihm wurde kurz schwarz vor Augen und er sackte kraftlos zurück auf seinen Stuhl.

Sein Vater eilte schnell zu ihm und stützte ihm, führte den Jungen in sein Zimmer, während seine Mutter sich bei dem neuen Lehrer ihres Sohnes für die Umstände entschuldigte.

Taehyung hatte keine Ahnung wie er den folgenden Tag und die darauf überstehen sollte...

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