Orientierungssinn=0

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"Fuck!"
"Legolas! Das sagt man nicht", schalt ich den blonden Elben, der eben angefangen hatte zu fluchen.
"Wer von euch kann sich denn gut Orientieren?", fragte Fili plötzlich leise.
"Mein Orientierungssinn ist gleich null", erklärte ich.
"Meiner nämlich auch", sagte Fili.
Legolas schüttelte nur wortlos den Kopf.
"Aber Fili, du bist ein Zwerg", setzte ich an.
"Natürlich bin ich ein Zwerg, oder glaubst du ich wäre einer dieser Salatfresser?!", protestierte er.
"Sorry", sagte er dann noch mit einem Blick auf Leggy, der missbilligend sein Gesicht verzogen hatte.

In einer anderen Situation hätte ich jetzt gegrinst, weil die beiden total niedlich zusammen waren.
Also nicht im Ship-Sinn, sondern so süß, als beste Freunde.
(Und schon wieder protestiert Fili, dass er nicht mit Leggy befreundet ist)

"Und was machen wir jetzt?", ging ich zwischen die Beiden, die sich jetzt angefangen hatten zu raufen.
"Aua!", kreischte Legolas, als Fili an seinen Haaren zog.
Ich packte Filis Hände und zog sie aus Leggys Haaren, dann schob ich den Zwerg ein wenig weiter weg.
"Also, wie müssen als erstes einen Weg aus dem einsturzgefährdeten Stollen finden, und dann einen Weg in den Hauptstollen. Fili, du wirst gucken, wo der Stollen stabiler wird, klar soweit?"
Der Zwerg nickte.
"Ich seh mich mal um"
Dann betrachtete er aufmerksam das Gestein um uns herum.

Leggy seufzte.
"Und was können wir machen?"
"Wir können versuchen und an den Weg zu erinnern", sagte ich trocken, obwohl ich wusste, dass das nichts bringen würde.
Wir hatten alle einen zu schlechten Orientierungssinn...
Trotzdem kniff ich angestrengt die Augen zu und versuchte mich krampfhaft an den Weg zu erinnern.
Wir waren abgebogen, dann noch mal, diesmal aber links und dann...
Weiter wusste ich auch nicht.
"Dahinten wird es stabiler!", verkündete Fili, der jetzt mit seiner Inspektion fertig war.
Er rückte seine Helm zurecht und fing dann an in eine Richtung zu gehen.
Legolas und ich tauschten einen skeptischen Blick, doch schließlich folgten wir dem blonden Thronerben.

Je mehr Strecke wir zurücklegten, desto kälter wurde es. Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke noch ein Stückchen höher.
Man war das kalt! Auch Legolas schien die Kälte zu schaffen zu machen, ganz im Gegensatz zu Fili, der fröhlich, beschwingt pfeifend, in einem T-Shirt durch den Gang spazierte.
Er pfiff irgendein zwergisches Stollenlied oder so.
Ich hatte nur Mal versucht Khuzdul zu lernen. Ein bisschen war wohl doch noch hängen geblieben...
Legolas sah sich immer wieder ein wenig panisch um, als hätte er Angst, dass alles hier jeden Moment einstürzte.
Zugegeben machte ich mir deshalb auch ein bisschen Sorgen.

Der Luftzug wurde wieder wärmer, weshalb Leggy erleichtert aufatmete.
"Wir kommen bald an eine Öffnung", informierte uns Fili.
Er hatte angehalten und klopfte gerade die Steinwand ab.
Warum auch immer er das tat, es sah irgendwie sehr lustig.
Wie er sein Ohr an die Wand presste und sein Gesicht verzog...
Naja, egal. Leggy hatte nun einen hoffnungsvollen Gesichtsausdruck aufgesetzt und schnupperte in der Luft herum.
"Was zur Hölle machst du da?"
Ich sah den Elben relativ skeptisch an.
Er schreckte aus seiner 'Trance' hoch und sah mich verärgert an.
"Siehst du das denn nicht?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Natürlich! Du bist ja nur ein kleines unterbemittelter, kleiner Mensch!"
Da kam dann wohl der Prinz zum Vorschein.
Ich funkelte ihn wütend an.
Was erlaubte der sich eigentlich?!
"Ich muss dir auch keine Toastbrote mehr abgeben!"
Erst im Nachhinein merkte ich, dass ich wie ein Kleinkind geklungen hatte.
Auf Legolas hatte es trotzdem Eindruck gemacht.
Er sah beschämt zu Boden.
"Tut mir leid...", murmelte der Prinz.
"Ich war nur ein bisschen gereizt, weil hier in der Nähe kaum Pflanzen sind..."
Aha! Daher wehte also der Wind. Interessant...
"Also brauchst du Pflanzen, oder sowas in deiner Umgebung?"
Der blonde Elb schüttelte den Kopf.
"Nein! Ich bin eben mit Pflanzen aufgewachsen und war noch nie solange unter der Erde!"
Und schon klang er wieder gereizt.
Am besten ließ ich ihn einfach in Ruhe.

Also musste jetzt Fili dafür herhalten, dass ich meine hibbeligkeit loswerden konnte.
"Hast du schon was rausgefunden?", fragte ich.
Er schüttelte den Kopf.
"Und jetzt?"
Wieder ein Kopfschütteln.
Warum schüttelte man den Kopf eigentlich, wenn man etwas verneinen wollte...?
"Und jetzt?!"
"Jetzt halt mal deine Klappe Lyra!", fauchte er mich auch schon an.
"Ich höre gerade Geräusche durch den Stein", verkündete er dann.
Na endlich mal was!
"Stimmen", erklärte er dann genauer.
Legolas nickte zustimmend.
"Da kommen Leute"
Juhu! Wir waren gerettet!

Auch ich vernahm nun endlich ein paar Geräusche.
"Das sind sie!", ertönte eine Stimme.
Es war Thranduils.
Er kam mit einem besorgten Gesicht auf uns zugeeilt und nahm Legolas besorgt in den Arm.
Kili folgte ihm dicht auf den Fersen und drückte Fili fest an sich.
"Ich hab gedacht, ich hätte dich verloren Bruder"
Seine Stimme klang so, also hätte er am liebsten losgeheult.
Thorin beobachtete die beiden lächelnd.
Bilbo stürzte sich zuerst auf mich und suchte nach Wunden.
Als er bei mir nichts fand, beäugte er Leggy und Fili.
Der Führer hielt uns dann noch eine Standpauke, die ich aber leider nicht wiedergeben kann, weil ich nicht zugehört habe.
Ich war damit beschäftigt Fili und Kili zuzuhören, die erzählten wie das mit dem Stein funktionierte.

Was für ein harter Tag...
Jetzt hätte mich nicht mal Gollum aus der Ruhe bringen können...
Ach du Scheiße!
Den hatte ich ja total vergessen. Wir hatten ihm die letzten Tage immer war zu essen in die Hundebox gelegt, aber heute hatte ich vergessen.
Ich packte Maras Hand.
"Wir haben vergessen Gollum zu füttern!"

Kaugummi, das heilige Heilmittel gegen blonde ElbenWhere stories live. Discover now