Der Marathonlauf

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Meine Seite stach, mein Herz pochte und mein Gesicht war wahrscheinlich so rot wie ein Pavianarsch.
"Komm schon!", rief Fili, der ein paar Meter vor mir lief und weder keuchte, noch eine Rotfärbung seines Gesichts ertragen musste.
Ich hasste Leute mit guter Ausdauer. Hatte ich das schon Mal erwähnt? Nein?

Mara und ich, fünfte Klasse, Sportunterricht. Ein Typ, von seinen Eltern gedrillt, um später Marathonläufer zu werden. Ungelogen, er sah ziemlich gut aus, aber jedesmal, wenn wir uns einlaufen sollten überholte er uns jede Runde. Das schlimme war allerdings, dass er nicht aufhörte, wenn er seine zwanzig Runden gelaufen war, nein, er lief solange, bis auch der letzte diese Anzahl geschafft hatte, um uns vor Augen zu führen, wie unsportlich wir ja waren. Von seinen spöttischen Bemerkungen über Mädchen und Sport, will ich jetzt allerdings nichts erzählen...

Jedenfalls fühlte ich mich ziemlich stark an genau so eine Situation zurückerinnert, als Fili meine Hand nahm und mich mit sich zog.
Unter anderen Umständen, wäre das bestimmt sehr romantisch gewesen. Fili und ich, gemeinsam auf einem Felsplateau, Hand in Hand, die Sterne beobachtend...
Ich seufzte, was beim Rennen nicht gerade vorteilhaft war.

"Was zur Hölle tust du da?!", brüllte Fili und riss mich so aus meinen Gedanken.
Ich sagte einfach nichts, sondern versuchte mich ein wenig mehr anzustrengen, als ich ein Brüllen hinter uns vernahm.
"Das ist doch bestimmt Bolg und seine Meute!", jetzt keuchte Fili auch.
Ha! Er war anscheinend doch nicht so sportlich!
Okay, jetzt war keine gute Zeit für Schadenfreude.
"Wir müssen uns irgendwo verstecken!", keuchte ich.
"Auch schon bemerkt", rief er.
"Gibt es hier in der Nähe einen Wald?!"
Ich versuchte mich zu orientieren, während die Häuser und Straßen an uns vorbeizogen.
Angestrengt konzentrierte ich mich also, auf die Straßen und nicht mehr aufs Laufen.
Dann stolperte ich, was einerseits schlecht war, weil der Ork näher kam, andererseits gut, weil ich mich dadurch neu orientieren konnte.

"Ich weiß!", brüllte ich dem Zwerg vor mir zu und schloss zu ihm auf. Dann zog ich ihn in eine enge Seitenstraße und verlangsamte mein Tempo.
"Warum wirst du langsamer?", fragte Fili, diesmal in normaler Lautstärke, da der Autolärm weg war.
"Wenn wir hier zu schnell sind knallen wir gegen was", sagte ich nur und bog in eine noch engere Gasse ab.
Hinter uns hörte man wie jemand, Mülltonnen mit sich riss, gegen Häuser knallte und schnüffelte.

Ich sah zu Fili, legte einen Finger an die Lippen und wurde noch langsamer. Dann drehte ich mich und begann einen Gartenzaun hoch zu klettern. Fili tat es mir gleich und ohne ein Geräusch landeten wir auf der anderen Seite.
Der Garten war recht klein und bot kaum Platz für die rot-blaue Plastikrutsche und das kleine Häuschen mit den Fahrrädern. Der Rasen war braun und trocken und gegenüber von uns war ein weiterer Zaun. Nicht annähernd so hoch wie der zur Straße und dahinter erstreckte sich ein Weizenfeld.
"Wir müssen über das Feld, nur ein kleines Stück und dann rechts in Richtung Wald", hauchte ich schon fast, aus Angst vor unserem Verfolger.

"Hey ihr da?!", vernahm ich eine hohe, nervtönende Stimme. Als ich mich in Richtung Terrasse drehte, sah ich die Frau.
Sie hatte drahtige, lange, schwarze und vom Staub verklebte Haare, ein runzliges, verfaultes Gesicht und die Kleidung hing in Fetzten an ihrem Körper. Ihre Nase war fast komplett entstellt und eigentlich kaum noch vorhanden, was mich irgendwie an Lord Voldemort erinnerte und mich leicht kichern ließ. Und genau das, machte den Moment absurder, als er ohnehin schon war. Alles in mir schrie, dass ich weglaufen sollte und meine Gliedmaßen zitterten, aber ich kicherte...?
Dann öffnete sie den Mund und ein Schrei entwich ihr. Unmenschlich und irgendwie orkisch.
Ich starrte sie an.
"Was ist das?", fragte ich und die nun entstandene Stille hinein.
Meine Stimme zitterte und mein Herz pochte so schnell wie, als ich das erste Mal Geisterbahn gefahren war.
Dann hörte ich wieder die Schritte des Orks.

Ohne uns Abzusprechen rannten wir los. In Richtung des kleinen Zaunes.
Mit einem Satz, katapultierte ich mich über den Zaun und kam auf den Füßen auf. Mal davon abgesehen, dass das für mich eine sportliche Meisterleistung war, war ich auf den Füßen aufgekommen. Ich meine, meine Füße! Okay, das Glück war anscheinend auf meiner Seite. Das erste Mal in meinem ganzen Leben.
Allerdings konnte ich mir keine weiteren Gedanken um mich als Ausnahmetalent machen, da wir ja immer noch verfolgt wurden.
Man! Konnte ich nicht einfach Zauberer sein und mich unsichtbar machen? Damit könnte man noch so viele andere Sachen machen. Zum Beispiel eine Bank ausrauben...

Dann beschloss ich meine dummen Gedanken abzustellen, und mich auf die Flucht zu konzentrieren. Warum hieß das eigentlich Flucht? Kam das von Fluchen oder was und...
Wie war das doch gleich mit dummen Gedanken?

"Komm schon, wie sind gleich da!", prustete Fili, der jetzt, so wie ich am Anfang unseres Laufs, am Ende mit den Kräften und Nerven war.
Ich konzentrierte mich wieder aufs Rennen und dadurch spürte ich das Seitenstechen wieder.

Das Grunzen hinter uns wurde immer lauter, genauso wie die Schritte, die jetzt von einem Ork mehr zu sein schienen.
Natürlich, die Frau musste eine Orkfrau gewesen sein!
Fili packte meine Hand fester und legte einen Zahn zu. Die Schatten der Bäume kamen immer näher und der Schweiß rann mir jetzt in Sturzbächen den Rücken herunter.

Als wir die Kühle unter den Bäumen erreichten wurde mir ein bisschen besser zumute, da die Sonne nicht mehr so ungehindert auf uns knallte.
Da fiel mir etwas auf.
"Du Fili", keuchte ich.
"Wenn das Orks sind, warum können die dann unter der Sonne laufen?"
In Filis Gesicht bildeten sich Denkfalten.
"Keine Ahnung, vielleicht ist die Sonne hier anders in Mittelerde, oder die haben irgendwelche wiederlichen Rituale mit Menschen durchgeführt"
In seiner Stimme schwang allerdings so etwas wie Sorge mit.
Dann ganz plötzlich riss er mich nach links, tief ins Gebüsch und drückte mich zu Boden. Über uns schwangen die Bromberranken wieder zurück, dort wo sie normalerweise wuchsen und bildeten somit über uns ein kleines Dach.
Noch nicht einmal die Vögel zwitscherten gerade. Es herrschte einfach nur Stille.
Stille. Keine Schritte mehr.
Und dann ging das Schnüffeln los. Und jemand sprach. In einer Sprache, die ich nicht kannte.

In den Filmen klingt die schwarze Sprach bedrohlich. In echt hört sie sich allerdings tausendmal schlimmer an.
Ich verstand zwar keins der Wörter aber alleine die Aussprache. Meine Haare stelltens sich auf, meine Zähne wollten klappern. Mein Herz raste doppelt so schnell wie ohnehin schon.
Es war als würde eine Unwetter heraufziehen, von dem man weiß, das es alles zerstören wird, was in dessen Weg kommt. Wie ein Sturm der alles außreist und alles tötet.
Ich wollte nur noch heulen. Über meine Wangen liefen schon Tränen und fielen auf die trockenen Blätter.
Und dann war da Filis Hand an meiner. Es war, als würde er die Sonne zurückholen und das Unwetter verdrängen.
Ich verstärkte den Griff und schloss die Augen. Wir konnten nur noch hoffen. Oder beten.
"Alles wird gut Lyra", flüsterte er mir leise ins Ohr.
Und dann fing er leise an zu beten.
"Oh Mahal.. "*

Also, ich habe seit c.a zwei bis drei Wochen Ferien und bin gerade an der Ostsee. Und alle, die in Schleswig Holstein wohnen und seit diesem Montag wieder zur Schule gehen müssen. Ihr habt mein Beileid und fühlt euch gedrückt.
Na ja, ich versuche jetzt wieder öfter zu updaten, obwohl ich Momentan nur im Bett rumliege weil ich gestern meine zweite Impfung hatte und es mir richtig scheiße geht...
Na dann ihr Donuts, oder Homo Sapiens👋🏻🍩

Kaugummi, das heilige Heilmittel gegen blonde ElbenWhere stories live. Discover now