37

2.1K 199 101
                                    

„Sag mir doch bitte nochmal, was genau du dir eigentlich dabei denkst?" Prijan lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen an der Tür in meinem Zimmer

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

„Sag mir doch bitte nochmal, was genau du dir eigentlich dabei denkst?" Prijan lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen an der Tür in meinem Zimmer. Der erbarmungslose Blick, den er mir schenkte, ließ mich aufseufzen.

„Sie war seit langer Zeit die erste Freundin, die ich hatte. Ich kann sie jetzt nicht einfach im Stich lassen! Und ja, ich weiß, dass ihre Pläne nicht unbedingt zu meinen Gunsten waren, aber ... keine Ahnung, was würdest du tun, wenn Crave dort unten sitzen würde, selbst wenn ihr vorher gestritten hättet?", fragte ich und als er daraufhin kurz wegsah, wusste ich, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. „Genau. Du würdest wohl kaum tatenlos herumsitzen."

Prijan schüttelte den Kopf. „Was erwartest du jetzt von mir? Was soll ich deiner Meinung nach mit dieser Information anfangen? Es wäre eigentlich meine Pflicht, sofort zu Argmis zu gehen und ihm davon zu erzählen, das ist dir bewusst, oder?"

Natürlich war mir das bewusst. Deswegen hatte ich ihn ja auch angefleht, mit mir nach oben zu kommen, damit wir erstmal darüber sprechen konnten. Ich konnte es definitiv nicht gebrauchen, dass mein Plan scheiterte, noch bevor er überhaupt begonnen hatte.

„Ich weiß nicht, was du mit dieser Information anfangen sollst. Aber ich bitte dich, mich nicht zu verraten. Das Einzige, was sie getan hat, ist nach mir zu suchen. Ja, vielleicht sind sie unerlaubt nach Nydra eingedrungen, aber das alles ist wegen mir passiert, verstehst du? Kirani wird nicht wiederkommen, wenn ich sie dort raushole. Dieser ganze Aufstand mit der Gefangennahme ist völlig umsonst."

Ich konnte wirklich nicht deuten, was in seinem Kopf vor sich ging. Ob er sich vielleicht schon Worte zurecht legte, um mich später an Argmis zu verpfeifen, oder ob er mich womöglich tatsächlich verstand.

„Du bringst mich in eine verdammt scheiß Situation", zischte er schließlich und schüttelte den Kopf. „Einerseits halte ich das für eine absolut hirnrissige Idee. Aber andererseits mag ich dich und es gefällt mir nun mal nicht, Leute, die ich mag, hängen zu lassen."

„Dann tu es nicht", griff ich nach dem Funken Hoffnung, der sich mir gerade bot. Vielleicht war es verwerflich, ihn in diese Sache mit reinzuziehen – ihn damit ebenfalls in Schwierigkeiten zu bringen –, aber ich brauchte Verbündete. Wenigstens einen. Alleine würde ich es nie im Leben auf die Schnelle hinbekommen, Kirani zu befreien.

„Hilf mir, Prijan", flüsterte ich mit Nachdruck. „Sie ist keine böse Person, sie hat das nicht verdient. Und du weißt am besten, was sie möglicherweise mit ihr machen werden. Bitte. Das wird die letzte Sache sein, um die ich dich je bitten werde, wenn du das willst. Aber ohne dich habe ich keine Chance, das hinzukriegen."

Er stieß sich ab und fing an, hin und her zu laufen. Und das tat er gefühlt für die nächste halbe Stunde. Ich hingegen rührte mich nicht und wartete geduldig darauf, dass er was sagte.

Irgendwann blieb er mitten im Raum stehen.

„Das letzte Mal, dass ich etwas so Blödes getan habe, ist so viele Jahre her, dass ich mich kaum mehr daran erinnern kann", sagte er und seufzte, bevor er sich zu mir umdrehte. „Versteh mich nicht falsch, ich mache eine Menge idiotische Dinge, wenn der Tag lang ist, aber so idiotisch nun auch wieder nicht. Ich will gar nicht wissen, was passiert, sollte das jemals rauskommen."

Riscéa - Schuld und LügeWhere stories live. Discover now