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Diese ganze Situation war merkwürdig

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Diese ganze Situation war merkwürdig. Ich war mir nicht sicher, was das Schicksal damit bezweckte, mich hier neben einem einschüchtend mächtigen Astóric und dem Mann, von dem ich seit über zehn Jahren dachte, dass er meinen Bruder umgebracht hatte, zu platzieren. Immerhin wurde mir bisher noch nicht allzu viel Beachtung geschenkt, aber ich hatte das Gefühl, dass sich das schnell ändern würde.

„Eigentlich wollte ich nur zur Hütte, ein bisschen Proviant auf den Weg mitnehmen. Dann wurde ich aber von unserer wagemutigen Allyra überrascht", erklärte Crave. Ich ignorierte den offensichtlichen Seitenhieb und wandte mich stattdessen an Eathiran. Wenn ich hier Vorwürfe bekam, dann er erst recht.

„So viel zu ›Mach dir keine Sorgen, niemand wird dich hier finden‹! Für mich sah es nämlich sehr wohl danach aus, als hätte man mich gefunden!"

Eathiran zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Woher hätte ich wissen sollen, dass einer von ihnen zu den Forkyn-Magiern gehört?"

„Zu wem?"

„Der Zusammenschluss von Magiern, die uns geholfen haben, den Zauber für die Hütte zu erstellen", antwortete Crave an Eathirans Stelle. Und ich verfluchte mich für das Ziehen in meiner Brust, als er mich dabei ansah. Er sollte das lassen.

„Nur einer von ihnen wäre in der Lage, den Zauber zu durchbrechen, ohne selbst ein Teil davon zu sein, wie wir beide es zum Beispiel sind", fuhr Eath dann fort und zeigte zwischen sich und dem Astóric hin und her.

„Großartig. Dann sag mir doch bitte noch einmal: Was war wichtiger, als hier zu bleiben und darauf zu achten, dass keiner dieser Forkyn-Magier aufkreuzt und mich bei lebendigem Leibe opfern will?!"

Bei meinen letzten Worten spannte Eathiran sich an. Damit hatte ich wohl verraten, dass ich einen Blick in das Buch geworfen hatte. Für einen kurzen, unscheinbaren Moment sah er zu Crave.

„Ich war bei Thoan."

Das nahm mir zugegebenermaßen den Wind aus den Segeln. Der Glyth hatte also nach mir gesucht?

„Was wollte er?", fragte ich nun deutlich ruhiger.

„Na, was denkst du denn?"

Ich schluckte. „Und was hast du ihm gesagt?"

„Ich hoffe, du hast ihm eine verpasst", sagte Crave dann und hob abschätzig eine Augenbraue in die Höhe. Ich trat einen Schritt zur Seite, einen Schritt von ihm weg. Und seinem Blick nach zu urteilen, entging ihm das nicht.

Eath grinste über die Worte seines Freundes. „Es war wie immer ein herzerwärmendes Gespräch zwischen Brüdern." Auch, wenn ich den deutlichen Sarkasmus heraushören konnte, blieb mir doch die Spucke weg, als ich realisierte, was er da gerade gesagt hatte.

„Brüder?!"

„Halbbrüder. Wir sollten es nicht übertreiben."

Wow. Das hatte eine Wendung genommen, die ich definitiv nicht erwartet hatte. Wie hatte Thoan ihn bezeichnet? Als flüchtigen Bekannten? Ja, ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie ein kurzes, seichtes Stechen in meiner Brustregion – zu leicht für eine Lüge, aber dennoch da – mich stutzig gemacht hatte. Jetzt kannte ich auch den Grund dafür.

Riscéa - Schuld und LügeWhere stories live. Discover now