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Ich weiß nicht genau, wie lange ich im Bett lag und mich bemühte, all die neuen Informationen zu verarbeiten, meine Gedanken zu ordnen und mich zu beruhigen

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Ich weiß nicht genau, wie lange ich im Bett lag und mich bemühte, all die neuen Informationen zu verarbeiten, meine Gedanken zu ordnen und mich zu beruhigen. Aber es mussten Stunden gewesen sein, denn mittlerweile hatte sich Dunkelheit über Nydra gelegt.

Normalerweise hätte ich auch längst etwas essen müssen, aber ich hatte keinen Hunger. Keinen Appetit. Nur mein Mund fühlte sich schrecklich trocken an, weswegen ich ins Bad ging und ihn mir mit etwas Wasser ausspülte.

Die ganze Zeit über hatte ich versucht, mir die Dinge vor Augen zu führen, an denen ich mich weiterhin festhalten konnte. Die Dinge, die der Wahrheit entsprachen und nicht Bestandteil von Lügen waren. Tatsächlich war mir gar nicht so viel eingefallen. Nicht einmal mich selbst hatte ich auf diese Liste setzen können – immerhin hatte ich all die Zeit auch nicht gewusst, wer ich eigentlich war. Vielleicht aber versank ich auch nur wieder viel zu sehr im Selbstmitleid, vielleicht sollte ich mich glücklich schätzen für das, was ich hatte. Und weniger darüber nachdenken, was mir in diesem Leben verwehrt geblieben war. Ich hatte Nescan wieder bei mir, Eathiran war kein Mörder, also brauchte ich mir auch keine Sorgen mehr darüber zu machen, meinen Bruder verraten zu haben, ich hatte – jedenfalls für die nächste Zeit – ein Dach über dem Kopf, musste nicht mehr für Xoros arbeiten und auch die Schuld, die ich so lange mit mir getragen hatte, konnte ich endlich ablegen. Es gab so viele positive Aspekte für die ich dankbar sein konnte. Aber manchmal reichte nur eine einzige negative Sache aus, um all das Positive zu überschatten.

Ich seufzte und wollte mir gerade noch etwas Wasser ins Gesicht spritzen, in der Hoffnung, es könnte vielleicht die vielen Gedanken vertreiben, als ich die Tür im Schlafzimmer zufallen hörte. Sofort trat ich aus dem Bad, nur um Eathiran mitten im Raum stehen zu sehen. Er räusperte sich, als er meinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte.

„Tut mir leid, dass ich einfach so reinkomme. Ich habe mehrmals geklopft und nach dir gerufen, aber du hast nicht geantwortet. Also habe ich vorsichtig reingeguckt, dich aber nicht entdeckt und -" Er brach ab und zuckte mit den Schultern. Dabei sah er für seine Verhältnisse so schrecklich unbeholfen aus, dass ich fast gelächelt hätte.

Er hatte sich umgezogen, trug nun eine schwarze Hose, die ihm wirklich gut stand, und ein graues Hemd, das seine breiten Schultern besonders betonte. Mein Herz machte einen kleinen Sprung bei seinem Anblick und dieses Mal konnte ich diese Reaktion guten Gewissens zulassen. Es fühlte sich befreiend an, als müsste ich mich endlich nicht mehr selber belügen. Nur wie ich diese Reaktion interpretieren sollte, hatte ich noch nicht herausgefunden.

„Kein Problem, ich war im Bad und habe es wohl nicht gehört. Ist etwas passiert?", fragte ich und kam ein paar Schritte auf ihn zu.

„Nein, alles gut. Crave und ich haben mit Argmis gesprochen und erst mal alles geklärt. Ich bin hier, weil ich dachte, wir beide könnten vielleicht ... reden." Zweifel erschien in seinem Blick, spiegelte sich in den violetten Tiefen seiner Iriden. Und während ich ihn betrachtete, machte mir der Gedanke, dass ich mich so sehr hatte täuschen lassen, Angst. Ich hatte diesem Mann so viel zugetraut, so viel Schreckliches, das er überhaupt nicht getan hatte.

Riscéa - Schuld und LügeDove le storie prendono vita. Scoprilo ora