Kapitel 38

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„Vertrauen ist ein größeres Kompliment als Liebe." - George MacDonald

Am nächsten Morgen wachte ich auf, nur um ernüchternd festzustellen, dass ich wieder allein zu Hause war. Anscheinend war Hava nur kurz mal hier gewesen, u: sich die Sachen für die Arbeit zu holen.

Ich griff zu meinem Handy. Vielleicht hatte sie mir ja eine Nachricht hinterlassen, doch auch hier Fehlanzeige. Sie war immer noch wütend auf mich, was nicht gerade dazu beitrug, das Schuldbewusstsein in meinem Inneren zu senken.

So blieb mir nichts anderes übrig, als mich fertig für meinen Tag zu machen. Die Arbeit rief. Gleichzeitig fragte ich mich, wie lange Malcolm brauchen würde, um nach der Antwort für all meine Probleme zu suchen. Ich hatte nicht mehr viel Zeit. Am liebsten wollte ich einfach nur noch alles hinter mir haben und endlich ein normales Leben führen.

Gerade als ich die Haustür hinter mir schließen wollte, bemerkte ich, wie sich die Tür auf der gegenüberliegenden Seite öffnete. Oliver trat in einem schicken Anzug gekleidet heraus und sah mich unentwegt an. Ich konnte er mir nicht nehmen, mit meinem Blick jeden Zentimeter seines Körpers abzuchecken.

Das weiße Hemd schmiegte sich wie eine zweite Haut auf seinem Körper und man konnte klar und deutlich erkennen, was dieser Mann darunter zu bieten hatte.

„Feya?", Oliver wedelte mit seiner Hand aufgeregt vor meinen Augen herum, womit er mich wieder ins Hier und Jetzt katapultierte. „Äh ... Sorry. Was hast du gesagt?", entschuldigte ich mich für meine Unaufmerksamkeit. Gleichzeitig merkte ich, wie mir das Blut in den Kopf stieg. Wahrscheinlich sah ich gerade aus, wie eine rote Tomate.

„Ich wollte wissen, was du jetzt machen willst", wiederholte er sich und deutete dabei sichtlich verwirrt auf meine Sachen. Ich trug die Klamotten vom Café, meine Arbeitskleidung.

Fragend sah ich ihm in die Augen, nicht wissend, was er genau jetzt von mir wollte, da die Tatsache doch ganz offensichtlich war. „Naja ... Ich wollte arbeiten gehen?" Meine Antwort klang eher zweifelnd. Was wollte er denn von mir?

„Arbeiten?"

„Arbeiten."

„Feya, du kannst doch unmöglich arbeiten gehen. Nicht, wenn dieser Irrer hier in der Stadt ist und nur darauf geiert, dich wieder gefangen zu nehmen", seine Stimme klang mit einmal nicht mehr so freundlich sondern wütend und aufgebracht.  Vielleicht sogar ein wenig besorgt?

„Aber Oliver...", begann ich, wurde jedoch unfreundlich von ihm unterbrochen. „Nichts aber Oliver. Du wirst nicht auf Arbeit gehen, so lange dieser Typ hier auf freiem Fuß ist." Nun war ich diejenige, die ihre Augen aufgebracht aufriss.

„Du kannst mir doch nicht einfach vorschreiben, was ich machen soll! Außerdem: Was soll ich deiner Meinung nach machen, huh?" Provozierend sah ich ihm in die Augen, doch er sah mich genau so angriffslustig an, wie ich ihn. Das Blickduell hatte ich jetzt schon verloren, so viel war sicher. Er musste mich doch aber verstehen. Ich konnte nicht einfach so zu Hause rumsitzen und Däumchen drehen, denn da würde ich durchdrehen.

Plötzlich griff er wie selbstverständlich nach meiner Hüfte und zog mich sanft an sich. Beinah wollte ich mich wehren, doch sobald ich seinen Duft intensiv wahrnehmen konnte, beruhigte ich mich wieder und ließ mich stattdessen noch tiefer an seine breite Brust ziehen.

Seine wohlig warme Körperwärme umfing mich und bettete mich wie auf Wolken. Am liebsten würde ich für immer so in dieser Position verharren.

„Feya ... bitte begib dich nicht unnötig in Gefahr", leise flüsterte er mir die Worte in mein Ohr, wobei mich sein heißer Atem traf. Eine enorme Gänsehaut breitete sich auf meinem gesamten Körper aus.

Vorsichtig lehnte ich mich zurück, um ihm besser in die wunderschönen blauen Augen sehen zu können. „Oliver ... Was soll ich denn aber sonst machen?", fragte ich ihn.

Er schluckte und sah für einen Moment echt ratlos aus, aber dann erkannte ich die altgewohnte Stärke und Sicherheit in seinen Augen. „Ich werde dich zu Felicity bringen." „Zu Felicity?" Verwundert trat ich einen Schritt zurück, „Was soll ich denn bei Felicity?"

„Bei ihr ist es nun mal am sichersten, denn dort kommt kein Fremder einfach so hinein. Außerdem ist es nur einen Katzensprung für Green Arrow entfernt, um dich zu retten", ein kleines Grinsen schlich sich auf seine Lippen, während die Worte seinen Mund verließen. Auch ich konnte nicht verhindern, dass sich meine Mundwinkel ein bisschen hoben.

Sofort fuhr Olivers große Hand die Konturen meiner Lippen nach. Völlig gedankenverloren starrte er sie an. Wie sehr ich mir in diesem Moment wünschte, dass er mich küssen würde. „Du solltest öfter lächeln", murmelte er. Doch dann besann er sich wieder und lockerte den Griff um mich.

„Wir sollten los, wenn ich dich noch zu Felicity bringen soll. Ich habe nachher noch einen wichtigen Termin", teilte er mir mit und wirkte auf einmal wieder wie ganz der Alte. Ein kleiner Stich durchfuhr mich, weil er sich schon wieder von mir zurückgezogen hatte.

Stillschweigend folgte ich ihm. Der Besuch bei Palmer Technologies hatte auch einen entscheidenden Vorteil: Ich konnte mit Hava sprechen, ohne dass sie mir ausweichen konnte.

Arrow's BubbleWhere stories live. Discover now