Kapitel 17

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„Es ist nie ein Zeichen von Schwäche, um Hilfe zu bitten." - Sandra Gernt aus Nennitas Sohn

„Green Arrow?", wiederholte ich seine Worte und konnte dabei nicht verhindern, es lächerlich klingen zu lassen, „den maskierten Rächer? Das kannst du doch nicht ernst meinen." Ich musste mich wirklich zusammenreißen, nicht gleich laut zu lachen. „Das ist wirklich das Absurdeste, was ich je in meinem Leben gehört habe."

Als ich bemerkte, dass Oliver sich neben mir keinen einzigen Zentimeter bewegte und die Sache anscheinend nicht mal halb so lustig fand wie ich, hielt ich inne und schaute ihn in die Augen. Er hatte eine wirklich fast unlesbare Maske aufgesetzt, aber dennoch konnte ich einen Hauch Schmerz in ihnen erkennen. Mein Verhalten schien ihn sehr verletzt zu haben.

Ich schluckte, als ich merkte, wie dumm ich war. „Tut mir leid", entschuldigte ich mich bei ihm. Immerhin konnte ich ihn auch ein kleines bisschen verstehen. Wir waren in einer wirklich sehr gefährlichen Situation und da griff man schon mal zu den wirklich absurdesten Mitteln.

Er sagte immer noch nichts. „Versteh mich nicht falsch, aber ich glaube nicht, dass sich so jemand wie er für meine Probleme einsetzten würde. Nicht nachdem ich das alles so aus den Nachrichten gehört habe." Plötzlich wurde seine Miene ein bisschen weicher.

„Glaub mir, Arrow würde sich sehr wohl für jemanden wie dich einsetzten", versuchte er mir klar zu machen. „Ach ja? Und das weißt du genau woher?", ich musste wirklich an mir trainieren, die Worte nicht immer all zu grob klingen zu lassen.

„Ich habe da so ein Gefühl, vertrau mir", sagte er. Ich atmete tief ein und aus, während ich meine Augen geschlossen hielt. „Nagut, nehmen wir mal an, dass er sich auf mysteriöse Art und Weise meinen Problem annehmen würde", fing ich an ein Szenario zu spinnen, „Wie sollte ich ihn überhaupt erreichen?" Fragend blickte ich in Olivers Gesicht.

„Das wirst du dann schon bemerken", flüsterte er leise und stand vom Sofa auf. Es dauerte nicht lange, da stand er auch schon in der Tür und wandte sich zum Gehen ab.

„Oliver", rief ich im letzten Moment nach ihm, was ihn dazu brachte, stehen zu bleiben, „Bitte ruh dich aus. Mit so einer Schusswunde ist echt nicht zu spaßen." Er lächelte, nickte mir knapp zu und schloss dann die Tür hinter sich. Sobald die Tür ins Schloss fiel, prasselten auch auf einmal die Töne des Fernsehers wieder auf mich ein. Es schien, als wäre ich mit Oliver in einer Art Seifenblase gewesen.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Hava schon längst auf Arbeit. Ich hatte für meine Verhältnisse echt lang geschlafen. Zu erst duschte ich mich wirklich ausgiebig, was meinen Drang nach Wasser etwas stillen konnte, dennoch wusste ich, dass es bald wieder an der Zeit war, die Stadt für ein paar Tage zu verlassen.

Plötzlich klingelte es an der Tür. Ich war gerade dabei, mich abzutrocknen, weshalb ich mir schnell ein großes Handtuch um den Körper schlang und zur Tür eilte. Doch als ich sie öffnete, war weit und breit nichts zu sehen. Ich wollte die Tür schon schließen, als mir ein großer Brief ins Auge fiel, der auf unserer Matte lag.

Die ganze Situation kam mir mehr als nur komisch vor. Ein merkwürdiger Brief ohne Empfänger und Absender. Ich war mir sicher, dass daran etwas faul sein musste. Leichte Angst flammte in mir auf, an den Gedanken, dass der Brief vielleicht von Alvin stammen könnte und er unser Apartment nun mit einer Briefbombe nach oben jagen wollte.

Ich schüttelte den Kopf. Das war mehr als nur absurd. Schnell bückte ich mich nach dem braunen Umschlag und nahm ihn mit rein. Wer weiß. Vielleicht war er auch einfach nur jemanden aus der Tasche gefallen. Zu allererst musste ich mir Sachen anziehen, bevor ich mich weiter um den herrenlosen Brief kümmerte.

Arrow's BubbleWhere stories live. Discover now