Vor drei Jahren

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Aufgeregt stand ich mit den anderen hinter der Bühne. Heute würde die große Neueröffnung unserer Tanzschule stattfinden, welche nun viel größer und moderner war. Wir waren nun nicht länger eine Ballettschule sondern hatten viel mehr Bereiche. Wir hatten eine Lehrerin die Standarttänze Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern beibrachte, einen Lehrer für den orientalischen Bauchtanz, eine Lehrerin, die Breakdance lehrte und meine Ballettlehrerin unterstütze und einen Hip-Hop-Lehrer. Mehr wusste ich so auf Anhieb nicht, aber es gab noch ein paar neue, die hier hinein investierten. Also war unsere kleine Ballettschule nun zu einer großen Tanzschule geworden, mit reichlich mehr Besuchern.

Ich hatte gleich meinen Auftritt auf der Bühne und läutete somit die Neueröffnung ein. Wirklich aufgeregt war ich aber eher durch die ganzen kleinen Kinder, die hier mit mir warteten und aufgeregt waren. Wären sie nicht hier, hätten sie mich nicht angesteckt und ich würde jetzt keinen Lampenfiebertod sterben. Gut, alles nur Ausrede. Trotzdem war ich bisher noch nie auf dieser neuen Bühne gestanden, nur auf kleinen Flächen bei irgendwelchen kleinen Veranstaltungen.

Namjoon und dessen beste Freundin und der ihr fester Freund waren da, das wusste ich. Ich hatte auch schon meine Mutter und meinen Vater erspäht, sowie meine Oma. Aber das war recht unwichtig. Es freute mich zwar tierisch, dass sie alle gekommen waren und meiner Einladung gefolgt sind, doch viel mehr hielt ich nach einer ganz bestimmten Person Ausschau. Nur wegen ihr war ich so aufgeregt, doch bisher hatte ich sie nicht gesehen. Namjoon wusste, dass er auch nach ihr Ausschau halten sollte. Allerdings wusste ich nicht in wie weit er das in dem ganzen Gewusel konnte.

„Lass den Vorhang in Frieden! Jimin!", wurde ich angefaucht und ließ augenblicklich den Vorhang wieder zur Seite gleiten. Mit meiner Ballettlehrerin war einfach nicht zu spaßen. „Überprüfe bitte noch einmal dein Makeup und dein Kostüm. In fünf Minuten beginnt dein Auftritt!", scheuchte sie mich hinfort und ich hörte wie sie auch die anderen Kinder in Bereitschaft scheuchte. Sie war irgendwie immer am aufgeregtesten, wenn wir einen Auftritt machten. Doch ich ging ihrem Wunsch nach und überprüfte noch einmal alles im Spiegel.

Dann stellte ich mich auf meinen Platz auf der Bühne und wartete ab, bis die ersten Töne meines Liedes erklingen würden. Je länger ich mit geschlossenen Augen dort stand, desto leiser wurde es. Dann plötzlich von einem Moment auf den anderen war es komplett still und ich hörte nur das sanfte Rascheln, das der Vorhang machte, wenn er sich öffnete. Die ersten Töne setzten ein, als der Vorhang still stehen blieb. Trotz geschlossener Augen spürte ich den Lichtkegel der auf mir lag und die Aufmerksamkeit, dann bewegte ich mich. Tanzte die Choreo die ich seit Jahren perfektioniert hatte, ließ meinen Körper die Musik entlang gleiten.

Nur bei bestimmten Schritten machte ich die Augen auf, wissend das hier das Publikum sehen konnte, ob ich meine Augen geöffnet oder geschlossen hatte. Ich kannte diesen Tanz so in und auswendig, dass ich bestimmt nicht mal Probleme gehabt hätte ihn wirklich komplett mit verbundenen Augen zu tanzen und irgendwie löste das in mir die Sehnsucht aus, so zu tanzen wie ich es wollte, nach der Musik, die ich wollte.

Die letzten Töne erklangen und ich beendete meinen Tanz in der Endposition, bevor ich sie eine Sekunde später wieder löste und mich verbeugte. Der Jubel war groß. Ich konnte die Stimme von Namjoon heraushören, wie er laut pfiff und um eine Zugabe bat. Doch Zugabe würde es erst geben, wenn alle dran gewesen waren und während ich von der Bühne ging, mein Blick suchend im Publikum, kämpfte sich mir Namjoon entgegen.

„Einsame Spitze.", meinte er und lächelte breit. „Hast du ihn gesehen?", fragte ich und schaute ihn abwartend an. Namjoon nickt: „Ich hab ihn vorhin an der Tür gesehen. Mit noch so zwei Personen." Er deutete in die Richtung, schaute mich danach aber ein wenig verwirrt an. „Komisch, die anderen beiden sind noch da, aber er nicht mehr." „Weißt du nun wie er heißt?", fragte ich meine letzte Hoffnung, doch Namjoon schüttelte den Kopf. „Ich hab ihn erst entdeckt, als der Vorhang aufging. Deinen Tanz über war er noch da, vielleicht ist er ja jetzt gegangen?"

Wenn Namjoon recht hatte und er erst nach dem ich fertig war mit Tanzen raus gegangen war, dann hatte ich eventuell noch die Möglichkeit ihn zu erwischen. Schnell sprintete ich los, völlig ignorierend das ich immer noch in meinem Kostüm war und schlüpfte durch die Tür. Draußen war niemand. Weit und breit war niemand zu sehen. Ich seufzte. Hatte ich jetzt meine Chance verspielt ihn noch einmal zu sehen? Seufzend schloss ich wieder die Tür und hoffte, dass ich ihn in Zukunft noch einmal wieder sehen würde. 

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