Vor sechs Monaten

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„Jimin, würdest du noch den Raum bitte fegen?", hielt mich meine Ballettlehrerin auf, als ich den Raum verlassen wollte. Ich seufzte. Ich mochte es überhaupt nicht, wenn ich den Schlüsseldienst aufgebrummt bekam. Dieser war nämlich immer mit dem Fegen des Raumes verbunden. Doch ich nickte nur ergeben und nahm den Besen entgegen. Was auch nicht so toll am Schlüsseldienst war, war das ich so nicht die letzten Minuten bei den anderen Gruppen zuschauen konnte. Unsere Gruppen machten um fünf bis zu zwanzig Minuten versetzt Schluss. Unsere war die drittletzte Gruppe. Nach uns machten die Hip-Hopper und dann die Breakdancer schluss.

Deswegen bedeutete das, das ich nicht diese paar Minuten bei einen der beiden Gruppen zuschauen konnte und somit wieder verpasste, wie Hoseok tanzte. Seit dem ich herausgefunden hatte, das unsere Gruppen versetzt Schluss hatten, beobachtete ich hin und wieder woran die anderen Gruppen so arbeiteten. Besonders gerne schaute ich hier bei den Hip-Hoppern zu. Sie tanzten zu vielen modernen Liedern und waren mittlerweile eine große Truppe geworden. Hoseok war auch Teil von ihnen und ich liebte es nach wie vor ihm beim Tanzen zuzuschauen, allerdings war in der letzten Zeit das Glück nicht so ganz auf meiner Seite.

Immer und immer wieder schien ich ihn zu verpassen, weil ich entweder zu langsam war mich umzuziehen, er krank war oder mir jemand wie jetzt den Schlüsseldienst aufbrummte. Schnell fegte ich den Raum durch, versuchte so schnell, aber dennoch so gut wie möglich zu arbeiten. Ich hörte wie auf dem Gang eine Tür aufging, doch ich hörte wie Jackson laut rumbrüllte. Er gehörte zu den Breakdancern, sodass er mir gerade mitteilte, dass der Hip-Hoplehrer sein Training ein wenig in die Länge zog. „Hey Jimin!", grüßte mich jemand von Draußen und ich erwiderte den Gruß, bevor ich hörte wie wieder eine Tür geöffnet und geschlossen wurde. Sie waren nun anscheinend in die Duschen gegangen.

Schnell holte ich den Handfeger und kehrte das Häufchen Dreck, welches ich zusammengefegt hatte zusammen auf das Blech und kippte es in den Mülleimer. Ich schloss die Tür bevor ich mich davor stellte, meine Tasche zu mir zog und mich einfach hier umzog. Wenn man hinter der Tür stand, war man in einem toten Winkel dieses Raumes, wenn man von draußen herein schaute und das nutzte ich jetzt einfach aus. Ich hatte nichts gegen die Breakdancer, allerdings hatte ich jetzt keine Geduld mich mit ihnen umzuziehen oder zu warten bis eine Dusche frei wurde.

Wenig später stand ich also im Gang und schlenderte, mit meiner Tasche über der Schulter zum Hip-Hop-Raum. Natürlich schloss ich vorher unseren Raum zu. Hieß ja nicht um sonst Schlüsseldienst. Gerade als ich am Raum ankam ging die Tür auf und junge, sowie ältere stürmten mir entgegen Richtung Duschen und Umkleiden. Manche grüßten mich und ich grüßte zurück. Hoseok aber sah ich nicht darunter. Das war aber nicht weiter verwunderlich. Er macht häufig den Schlüsseldienst freiwillig oder ließ sich einfach Zeit damit er dann in Ruhe duschen gehen konnte.

Im Raum allerdings fand ich nur Jungkook vor. „Hi, Jungkook.", meinte ich und zog somit die Aufmerksamkeit des Jungen auf mich, der ebenso wie ich vorhin den Besen in die Hand gedrückt bekam. Der Trainer verabschiedete sich von dem perplexen Jungen und suchte das Weite. „Jimin. Ehm, was gibt's?", fragte Jungkook, nachdem er dem Besen einen bösen Blick schenkte. Nett von ihm das er nicht mir die Schuld daran gab, dass er nun Schlüsseldienst hatte.

„Hast du Hoseok in der letzten Zeit gesehen?", fragte ich und holte für ihn schon mal Kehrbesen und Schaufel. „Meinst du den Rothaarigen?", überlegte er und begann lustlos zu fegen. „Ja, genau den meine ich. Er ist etwas größer als ich, lacht viel und tanzt hier schon bestimmt zwei Jahre.", erklärte ich und Jungkook nickte. Doch einen Augenblick später schüttelte er wild den Kopf und blickte vom Besen auf. „Ich hab Hoseok nur einmal oder zweimal gesehen. Regelmäßig kommt der nicht." Überrascht musterte ich den Jüngeren, merkte aber dass er die Wahrheit sprach.

Was für einen Grund sollte er denn haben nicht mehr zu kommen? Machte es ihm keinen Spaß mehr? Sich das vorzustellen war außerhalb meiner Fantasie. Das konnte ich einfach nicht. Ihm ging es bestimmt nicht so gut, weswegen er sich ausruht. Allerdings wurde mir klar dass das nicht stimmte, schon in dem Moment als ich es dachte. Selbst mit Schnupfen und Fieber, war Hoseok mal hier aufgekreuzt, was zu einem großen Durcheinander geführt hatte und zu einer langen Diskussion.

Hoseok schwänzte nicht einfach. Und erst recht würde er seine Freude am Tanzen verlieren, dazu liebte er sogar Musik viel zu sehr. Denn soweit ich wusste, hatte er sogar eigene Lieder geschrieben, zu welchen er dann tanzte. „Wirklich.", riss mich Jungkook aus der Gedankenwelt. „Das letzte Mal als ich ihn gesehen hab, war noch in meiner Probewoche." Erschüttert half ich dem Jüngeren dabei den Rest wegzuputzen. Bedankte mich bei ihm für die Informationen, die er mir gegeben hatte und kam einfach nicht auf die Sache klar, das Hoseok hier nicht mehr tanzte. Ich hoffte, meine Hoffnung, mein Sonnenschein kam zurück.

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