Vorgestern

124 11 30
                                    

Mein Atem ging heftig. Meine Beine zitterten und ich hatte das Gefühl keinen einzigen Schritt mehr tun zu können. Mein Körper war überstrapaziert, aber aufhören würde ich nicht können. Nicht mit diesen Stimmen in meinem Ohr. Du schaffst es nicht. Du nimmst dir zu viel vor. Du wirst da nie angenommen. Ich schüttelte den Kopf. Niemals wollte ich diesen Stimmen Gehör schenken. Niemals hatte ich vor gehabt aufzugeben, doch das hatte ich getan. Hatte mich mehrere Wochen schleifen lassen, mein Ziel vollkommen aus den Augen verloren. Und ich hasste mich dafür.

„Hey, Hoseok. Ich denke du solltest Schluss machen. Du siehst nicht gut aus.", meinte Jimin, ein Bekannter aus diesen Studio. Er tanzte wunderschön und jedes Mal wenn ich ihm zusah, wurde mir klar wie schlecht ich eigentlich war. Mein Neid und das er einen anderen Stil tanzte als ich, waren wohl die beiden Gründe warum wir bisher nie mehr als Bekannte waren. „Passt schon. Mir geht's gut.", meinte ich und ging, mein Zittern unterdrückend, zu meiner Wasserflasche. Gerade als ich mich bücken wollte ergriff mich der Schwindel, weswegen ich die Augen schloss und hoffte das es schnell vorbei ging.

„Hier.", meinte Jimin und hob für mich meine Wasserflasche vom Boden auf. Ich grummelte ein Danke vor mich hin, wollte nicht zugeben, dass mein Körper am Ende war. „Was machst du so spät eigentlich noch hier?", fragte ich den Rosahaarigen. Er lächelte mich sanft an und ich merkte, dass er nicht von meiner Seite wich als ich zur Anlage ging. So als habe er Angst das ich jederzeit umkippen konnte. Was ganz vielleicht sogar der Fall sein konnte. Aber bisher war ich noch nie umgekippt und vertraute einfach mal auf meinen Körper, dass es so blieb.

„Ich hab heute den Schlüsseldienst und sah, dass du hier noch tanzt. Deine Choreographie sah echt schön aus, aber deine Bewegungen die zeigten alle, dass du viel zu erschöpft bist. Deswegen bin ich hier und passe auf, dass du Schluss machst.", meinte Jimin und lächelte dabei immer noch. Mir wurde schlecht. Ob jetzt vom der Überanstrengung oder von Jimins absoluter Freundlichkeit wusste ich nicht. „Ich kann dir doch egal sein.", meinte ich und blickte auf die Anzeige der Anlage. Ob ich die Choreo noch einmal mit Musik üben sollte?

„Nein.", meinte Jimin entschieden und drückte an mir vorbei den Ausknopf der Stereoanlage. „Du bist mir nicht egal und es reicht für heute." Ich knurrte leise. Das hatte er nicht zu entscheiden. Doch gerade als ich mich zu ihm umdrehen wollte, ergriff er mich schon, drehte mich mit Schwung um und drückte mich an den Oberarmen neben die Anlage gegen die Wand. Ich hatte schon meinen Mund geöffnet um ihn gehörig meine Meinung zu sagen, als sich der heftige Schwung bei mir im Körper bemerkbar machte. Alles drehte sich nochmal und ich hatte das Gefühl ich würde ihm gleich vor die Füße kotzen. Meine Beine zitterten nun so stark das sie beinahe nachgaben.

„Merkst du nicht wie dein Körper protestiert? Merkst du nicht wie schlecht es dir geht? Du brauchst eine Pause!" Jimin war ernst. So ernst wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Mir wurde noch schlechter als ich den Mund öffnete und ehe ich es mich versah kotze ich ihm doch vor die Füße. Gerade noch rechtzeitig schaffte er es einen Sprung zurück zu machen und mich zur Seite zu ziehen, da meine Beine nun endgültig nachgaben und ich sonst in meine eigene Kotze gelandet wäre. Vorsichtig ließ er mich zu Boden gleiten und streichelte mir den Rücken, während sich bei mir der weitere wenige Mageninhalt verabschiedete den ich hatte. Er schwieg sagte nichts dazu, dass dies der schneidende Beweis dafür war, dass er Recht hatte.

Mehrere Minuten würgte ich vor mich hin, bis es endlich etwas nach ließ und ich wieder zu Atem kam. Jimin tätschelte mir die Seite und half mir mich an der Wand anzulehnen. Erschöpft schloss ich die Augen. Mein Bauch tat durch die Krämpfe noch mehr weh und mir war so schummerig, dass ich nicht mitbekam wie Jimin meine Kotze wie selbstverständlich aufwischte, nachdem er mir ein kühles, nasses Tuch auf die Stirn legte. Das Licht stach in meinen Augen und verursachte Kopfweh, als ich versuchte meine Augen zu öffnen.

Der Rosahaarige schien das wohl zu kennen, denn er schaltete tatsächlich das Licht über mir aus und setzte sich dann neben mich. Nun leuchtete nur noch der vordere Teil des Raumes in dem hellen Licht weswegen es nun angenehm war. „Warum?", fragte ich. Meine Stimme war kratzig und ich war froh als Jimin mir meine Wasserflasche in die Hände drückte. Vielleicht half es ja ein wenig, wieder ein bisschen Wasser zu mir zu nehmen. „Warum bin ich dir nicht egal?"

Be Strong To DreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt