Kapitel 26

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Tag 7 Montag von 365

Sicht Stegi

Ich saß in einer der hinteren Reihen im Bus und starte nach draußen. Dem Lehrer nach würden wir in einer halben Stunde eine letzte Pause machen und dann noch zwei Stunden brauchen bis wir bei der anderen Schule waren. Kurz schaute ich zu meinem Sitznachbarn rüber, Felix schien wieder eingeschlafen zu sein. Eigentlich wollte ich es im gleich machen, doch die Gruppe von Jungs in der letzten Reihe waren mir einfach zu laut, bei diesem Gegröle konnte ich nicht die Augen zu machen. Ich rappelte mich etwas auf und schaute auf die Sitzreihe hinter mir. Tobi tippte, mit Kopfhörern in den Ohren, irgendetwas auf sein Handy ein und Rafi schaute träumend aus dem Fenster. Er schien mich bemerkt zu haben und drehte seinem Kopf zu mir, wobei er mich anlächelte. "Ist was?", fragte er mich mit ruhiger Stimmer, so das ich ihn fast nicht verstanden konnte. Ich schüttelte nur nichts sagend mit meinem Kopf. Eigentlich war mein Plan gar nicht mit ihnen zu reden, ich wollte nur zu der laut dröhnenden Gruppe hinten schauen. Es war die Gruppe von Sasha und seinen Möchtegern Freunden. Sie saßen dort hinten wie auf einem Thron und genau so führten sie sich auch auf. Einpaar Hähne die sich aufplusterten und sich für etwas besseres halten. Für diese Beschreibung musste man sie nicht einmal kennen, man konnte es in ihren Stimmen hören, wie sie auf uns herunter lachten. Tim saß, ungewöhnlicherweise, nicht mit ihnen dort hinten, beim Einsteigen vor drei Stunden hatte ich ihn mit Vik in den Zweiten Bus steigen gesehen, genau so wie Emanuel. Gestern hatte ich Emanuel versprochen gehabt, das wir zusammen sitzen werden, doch als er in meinen Bus eingestiegen war, flehte Felix Emanuel fast schon zwingen an, neben mir zu sitzen. Er musste daraufhin nur schmunzelt und verschwand in den anderen Bus.

'Und jetzt schläft der Affe.', dachte ich und beobachtete weiter heimlich die Gruppe in der letzten Reihe.

Sunny und Emanuel hatten Gestern beide zusammen in Tims Bett geschlafen, um auf mich aufzupassen. Ich fand das anfangs ziemlich süß, doch dann fiel mir wieder ein warum sie in meinem Zimmer auf mich aufpassen mussten. Ich hatte von Sasha ohne irgendeinen mir verständlichen Grund, einen schlag auf meine Nase bekommen. Zum Glück war sie nicht gebrochen, aber ein blauer Fleck zierte nun den Bereich von meinem rechten Nasenflügel bis zu meinem rechten Wangenknochen. Herr Graaf hatte merkbar die Schnauze voll von meinen Ausreden, wie und wer mir diesmal eine verpasste. Ich erzählte ihm, mit Absprache von Emanuel, das dieser mir unabsichtlich beim ausholen für einen Wurf den Ellbogen ins Gesicht gehauen hatte. Herr Graaf schrieb sich diese Begründung auf und schickte mich wieder weg. Die Idee für diese Ausrede kam von Emanuel selbst, denn ich verspürte ein ungutes Gefühl dabei, ihn in diese Sache mit rein zuziehen, doch das machte ihm nichts aus. "Und Kleiner, tut es sehr weh.", kam es von hinten, daraufhin konnte man ein lächerliches lachen hören. Ich wusste sofort das diese Frage an mich ging. Sie hatten natürlich gemerkt das ich nach hinten starte und nicht von ihnen ab lies. "Stegi, komm doch mal zu uns.", spuckte Sasha aus. Ich drehte mich wieder um und setzte mich hin. Der Bereich meines Gesichtes mit dem blauen Fleck, tat tatsächlich weh, doch das würde ich denen nicht verraten. Mein Stolz versuchte sich über den Schmerz zu stellen.

'Nein. Sicherlich werde ich nicht nach hinten kommen. Was denken die, wer sie sind!'

Ich schaute nach draußen und folgte mit meinen Augen den Strommasten, dies machte ich jedoch nicht lange denn Sasha meinte es ernst. Er stupste meine Schulter an und zeigte auf die Sitze vor uns, diese zufälligerweise frei waren. Mir schien nichts anderes übrig zubleiben als mich neben ihn zu setzen und mir anzuhören was er zusagen hatte. Er lies mich am Fenster sitzen, erst dachte ich es sei nur eine nette Geste, doch dann merkte ich gleich, dass er so nur besser kontrollieren konnte wann ich wieder gehe. "Was?", sagte ich stumpf und versuchte ihn dabei nicht anzuschauen. "Ist Emanuel sehr sauer auf mich?" Ich schaute ihn etwas stutzig an und erwiderte mit, "Dein ernst! Das willst du jetzt mit mir bereden? Geh und frag ihn doch selbst." Mein Kopf wand sich wieder ab von ihm und mit meinen Augen suchte ich wieder nach den Strommasten. Mir kam die Situation ungewöhnlich beschämend vor. Mein halbes Gesicht war schmerzhaft blau und dieser Typ hatte keine besseren Worte gefunden, es machte mich Sauer. "Ich weis das zwischen dir und Tim nichts läuft, sonnst hätten wir die tolle Nacht gestern nicht gehabt.", dabei legte er mir seine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich wusste nicht genau von was ich mehr verwirrt sein sollte, seiner Aussage oder seiner Hand auf meinem Schenkel. Doch mir wurde schnell klar, was er mir damit sagen wollte. Ich war nicht in der Position Eifersucht zu verspüren und das sollte er wissen. Grob schob ich seine Hand von mir und legte meinen Kopf wieder an die Scheibe. "Ist mir doch egal was du und Tim habt. Er ist nur mein Zimmergenosse. Du stehst doch auch nicht auf Emanuel, oder?", bei dieser schnippischen Frage musste ich grinsen, schaute ihn jedoch immer noch nicht an. Sasha legte seine Hand wieder auf meinen Oberschenkel und drückte diesen etwas. "Ist Emanuel nicht neidisch, dass ich dich vor ihm geküsst habe?" Seine Hand machte mich nervös, denn es kam mir so vor als ob diese immer weiter rutschen würde. Ich setzte mich anders hin, so das er seine Hand zurück nehmen musste und schaute ihn an. "Nein ist er nicht. Bist du eifersüchtig das ich Tim fast geküsst habe?", in meiner Stimme konnte man gut hören, dass ich schon beim aussprechen dieser Worte eine Unsicherheit versprüte und das man diese Fragte nicht hätte stellen müssen, denn die Antwort stand in meinem Gesicht geschrieben. Emanuel hatte den ganzen gestrigen Tag mit mir verbracht, doch diesen Kuss nie angesprochen, vielleicht sollte ich das machen, es waren schlußendlich ja meine Lippen. "Doch war ich. Tims Lippen gehören mir und meinem Schwanz.", lachte er widerlich. Diese Information wollte ich bei meiner Frage nicht erreichen, aber jetzt wusste ich es. Tim hatte wirklich etwas festes mit ihm am laufen und da sollte ich nicht dazwischen funken. Schlußendlich war das auch der einzige Grund, weshalb er mir diese Worte an den Kopf warf. Er wollte das ich mich nicht als Konkurrenz sah und ein Niemand im Gegensatz zu ihm war. Innerlich musste ich schon lachen, dass er mich überhaupt als Konkurrenten ansah, es war viel zu lustig. Sasha merkte das ich auf seinen Überheblichen Spruch keine Antwort geben werde, weshalb er mit einer weiteren Frage nachlegte, "Wie fandest du unseren Kuss?" Mich nervten seine Fragen allmählich, er stellte sie nur um mich zu provozieren und um irgendeine Reaktion aus mir heraus zu kitzeln, doch diese würde er nicht von mir bekommen. Kurz überlegte ich, wie ich den Kuss schlecht reden konnte, ohne selbst Überheblich zu wirken. "Ehrlich?", gab ich also gelangweilt zurück. Sasha nickte daraufhin nur. "Du bist viel zu grob. So etwas hasse ich! Und damit bin ich nicht der Einzige." Es war die Wahrheit und scheinbar erstaunte diese Ehrlichkeit auch ihn. Sasha zuckte etwas zurück und bekam eine leichte röte im Gesicht. Ich vermutete das er schon viele Mädchen, vielleicht auch Jungs, geküsst hatte und noch nie so eine konstruktive Kritik zurück bekam. Zu meinem Glück nahm der Busfahrer die nächste Ausfahrt und hielt dann wenige Minuten später auf einem Parkplatz. Schnell huschte ich an Sasha vorbei und als einer der Ersten aus dem Bus heraus. Draußen setzte ich mich auf eine abseits liegende Bank und wartete auf den zweiten Bus. Ich wollte die restliche Zeit neben Emanuel sitzen. Es dauerte nicht lange und der zweite Bus blieb hinter meinem stehen. Kurz beobachtete ich die aussteigenden Schüler, bis dann Emanuel lächelnd auf mich zu kam.

Tag 6 Sonntag von 365

Sicht Tim

Ein blenden auf meinem Gesicht brachte mich zum aufwachen, es waren die Sonne strahlte durchs Fenster, diese genau auf mein Gesicht drückten. Vorsichtig versuchte ich mich unter dem schwerem Arm zuwenden, um eine Uhr zu suchen. Die Ziffern über der Badezimmertür sagten mir es war schon 10:35 am Morgen. Ich hatte angst mich aufzurichten. Einerseits weil ich den schlafenden neben mir nicht wecken wollte und andererseits weil ich einen Kater hatte. Mein Körper fühlte sich schwer und schlapp an, doch da meine Blase sich meldete, blieb mir nichts anderes übrig als mich aus dem Bett und aus Sashas Armen zu kämpfen. Der ältere murmelte genervt, während ich seine Hand zu Seite schob und mich aufrichtete. Mein Magen lies mich ein paar mal aufstoßen, als der Inhalt sich neu ordnete. Ich wusste von meinen früheren Ausnüchterungen, dass die ersten Schritte immer die schlimmsten waren, da man somit seinen Kreislauf in Schwung brachte. Ich hielt mich beim aufstehen an der Nachttischkommode fest und ging mit kleinen Schritten Richtung Badezimmer. Auf halben weg bleib ich stehen und betrachtete das Bett von Sashas Zimmerkollegen.

'Hat er wirklich bei Stegi im Zimmer geschlafen? Warte. Hat er in meinem Bett geschlafen!'

Ich verschmiss schnell wieder den Gedanken daran das Emanuel und Stegi zusammen in einem Zimmer geschlafen haben. Es konnte mir egal sein mit wem Stegi schlief und wo er es tat. Ich warnte ihn vor Emanuel, doch wenn er mir nicht glauben wollte war es nicht mein Problem. Vorsichtig öffnete ich die Tür, um Sasha nicht zu wecken und betrat das Bad. Nachdem ich auf dem Klo war, erfreute ich mich an dem Gedanken gleich eine Dusche nehmen zu können und stellte mich in diese. Erst jetzt merkte ich das ich komplett nackt war und mich erst gar nicht ausziehen musste. Ich stellte das warme Wasser an und genoss die frische wärme auf meinen Körper prasseln. Ich musste an gestern Abend denken und versuchte die Bruchstücke zusammen zusetzten, doch es gelang mir nicht so wie ich es wollte. Ich hatte ganze Gedächnislücken und doch schienen mir diese Abschnitte wichtig zu sein. Ich wusste noch das Sasha mich angeschrien hatte und das ich an den Zaun des Basketballfeldes spuckte, alles dazwischen und danach ist viel zu schwammig, um irgendetwas daraus verstehen zu können. In mir machte sich das bedrückende Gefühl auf, dass Sasha und ich Gestern möglicherweise unser Erstesmal hatten und ich nichts mehr davon wusste. Ich wachte nicht oft in seinem Bett auf, besser gesagt nie. Das war die erste Nacht gewesen die wir zusammen in seinem Bett geschlafen haben. Vor Stegi hatte Sasha öfter mal bei mir übernachtet, weil ein Bett im Zimmer frei war aber so weit wie heute kam es noch nie.

'Das würde Sasha doch nicht machen, oder? Er wusste doch das ich komplett fertig war und der Alkohol aus mir sprach, nicht ich.'

Ich betrachtete meinen ganzen Körper, um nach irgendwelchen Andeutungen für die gestrige Nacht mit Sasha zu suchen. Außer einen blauen Fleck am Schienbein fand ich nichts, keine Kratzer am Rücken, keine Knutschflecken am Hals und mein Arsch tat auch nicht weh. Trotzdem stand die Frage im Raum, warum ich nackt war. Mein Kopf wand sich Richtung Tür als ich außerhalb etwas Klopfen hörte. Nur schwer bekam ich mit das Sasha scheinbar aufgewacht war und mit jemanden an der Tür sprach. "Ja. Emanuel ist gerade unter der Dusche.", sagte dieser. Für mich war das natürlich der klare Befehl gewessen diesen Raum für die nächsten Minuten nicht zu verlassen. Ich hörte ebenso das die Person ihn Fragte, wo er gestern Abend gewesen war und ob es Probleme gab. Sasha erklärte und verneinte alles, danach hörte ich ihn deutlich die Tür schließen. Ich stieg aus der Dusche und trocknete mich ab. Gerade als ich meine Hand auf die Türklinke legen wollte, öffnete sich diese. Sasha stand grummelig vor mir und schaute mich nüchtern an. "Wir hätten auch zusammen Duschen können.", sagte er und ich konnte noch deutlich den Restalkohol in seinem Atem riechen. "Dann hättest du aber keine gute Ausrede gehabt.", lächelte ich. "Naja, ich hätte Emanuel rein reiten können, denn niemand wird denken das ich mit ihm unter Dusche stehe und du wärst erst gar nicht hier gewesen.", kam trocken zurück. Sasha schob mich grob zu Seite und stellte die Dusche an. Mit einem genervtem Blick verdeutlichte er mir den Raum zu verlassen und die Tür zu schließen. Ich stapfte zu meinen stinkenden Klamotten und zog diese an. Sasha schien mich nicht da haben zu wollen also brauchte ich nicht auf ihn zu warten. Ich knallte die Tür hinter mir zu, damit er genau wusste das ich weg war.

'Sasha hätte sich doch nie so genervt Verhalten, wenn wir miteinander geschlafen haben. Sasha verhält sich so, wenn er nicht das bekommt, was er wollt.'

Ich hielt mich an diesem Hoffnungsschimmer fest, während ich aus seinem Haus schlich.

Stexpert | So anders bin ich nicht!Where stories live. Discover now