|14| Hast du es gewagt zu fliehen?

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Verschreckt öffnete ich meine Augen und drehte meinen Kopf langsam und soweit nach links, dass ich die Hoffnung annahm, ihn so hinter mir ausmachen zu können. Ich konnte jedoch nichts als das Ufer zu meiner linken erkennen, jedoch würde mir das hören einfacher fallen, und so lauschte ich jedem Geräusch nach, den man in dieser Nacht so erhaschen konnte. Er stand hinter mir, dass war mir bewusst, was ich jedoch nicht wusste, war, wie ich mit ihm vergehen sollte. Wie ich unseren Imperator anzusprechen hatte. Also blieb ich still und wartete auf weitere seiner Worte. Mein Herz pochte mir schmerzend gegen die Brust, und das nur, weil ich der Angst unterlag. Diese Furcht besetzte meinen Körper, und ich wagte es nicht einmal, richtig zu atmen. Sollte das der wahrhaftige Imperator sein, dann war die Panik meine letzte Sorge. Die Geschichten, die man sich erzählt hatte, während ich schweigend meiner Sklavenarbeit nachging, waren grausam. Er war grausam. Die Art und Weise, wie er mit seinem Volk verging, wünschte ich keinem. Zumindest, wenn man diesen abscheulichen Geschichten glauben schenken konnte. Man sagte sich, er würde kleine Kinder bei lebendigem Leibe verspeisen. Anthemer auf unvorstellbarste Weise quälen und sie dann den Hunden zum fraß vorwerfen. Bürgerkriege führen, die nur selten welche lebendig verließen. Er war der älteste Anthemer, und das Geflüster von seinem Alter, dass bis hin von über Zwanzigtausend Jahren die Runde machte, ließ mich schlucken. Ein Mann von solcher Stärke und Wissen konnte nichts mehr empfinden. Die Sympathien zu jedem einzelnen Anthemer verschollen. Ich wollte nichts weitere anmaßen, am Ende hieße es noch, er wäre der Bemächtigung telepathischer Fähigkeiten inbegriffen.

»Wer seid Ihr?« Fragte ich unverfroren nach und tat mich schwer, den Imperator zu belügen. Ich hatte Angst, er würde entlarven, das mir seine Führungsgewalt nur allzu vertraut war.

»Wer ich bin? Dies sind meine Gewässer und meine Böden, auf denen Sie sich eingeschlichen haben. Ich wiederhole mich nur ungern, und wenn ich dies tun muss, sind die meisten für gewöhnlich schon nach der zweiten Frage enthauptet vorzufinden. Also wie wagt sich ein solch schwächliches Geschöpf in meine Nähe?« Mein Atem geriet ins stocken, und ich wusste nicht, wohin mit mir. Wie konnte ich es schaffen, ein zweites mal in die Fänge des Imperators zu geraten? Ich legte beide Hände um meinen Körper, schloss meine Augen und atmete einmal tief aus. Ich wollte mir nicht ausmachen, was mit mir geschehen würde, wenn ich das nun tun würde, und doch wagte ich es. Ich würde vor dem Imperator flüchten in der Hoffnung, mich seiner Befragungen nicht stellen zu müssen. Mit nichts als Todesangst begann ich einzutauchen und war gerade dabei, meinen Versuch in die Tat umzusetzen und wegzutauchen. Da zog man mich wieder nach oben, und als ich auftauchte, holte ich einmal tief luft, während der Wind die Kälte mitführte und mich erzittern ließ, in Nässe getränkt, versuchte ich zwischen diesen nassen Haaren etwas zu erkennen. Als mir dies nicht gelang, strich ich sie komplett weg, und gerade als ich vor Schock keuchen wollte, packte er kräftig an meinem Nacken zu und zog mich so ganz nahe an sich. Da standen wir beide im tiefen See, worin ich gerade so meinen Kopf an der Oberfläche beibehalten konnte und geradewegs in dieses intensive grün blickte. Sein Gesicht war von Zorn geprägt, und doch hatte ich noch nie solch Gesicht vor Augen bekommen. Es war ein Meisterwerk, von dem ich mich niemals abwenden wollte. Er war so wunderschön, dass ich befürchtete, Tränen ergießen zu müssen. Dieser ausgeprägte Kiefer, der so perfekt geschlitzt wurde, und diese kleinen, verengten Augen, die auf mich herabblickten wie ein Raubtier seine Beute. Seine Nase, die so gerade perfektioniert wurde, dass ich sie einfach mit meinen Fingerkruppen entlang gleiten wollte, nur um mich zu vergewissern, keinen Fehler vorfinden zu können. Die leichten Tropfen, die von seinem Haarschopf  heruntertropften, verliefen über diesen so ausgeprägten, riesigen Körper. Sein schwarzes Gewand zeigte seine muskulöse Figur, und die Tatsache, dass er mindestens fünf Köpfe größer als ich sein musste, erlaubte mir eine bessere Aussicht auf dieses Kunstwerk. Seine Haare waren so schwarz wie die Nacht und schulterlang, während das faszinierendste seine Gesichtsnarbe war. Sie lief über sein Auge hinweg und verlieh diesem immerhin schon furchteinflössenden Mann eine noch prägnantere Stärke von Macht und Einfluss.

Mit einem kräftigen Druck holte er mich aus meiner Trance und ich kam wieder zur Besinnung. Die Kälte nagte Stark an meinem Körper und ich atmete schwer, immer schwerer. Meine Augen jedoch lagen fest verankert in seinen und so sah er mir mit dem tiefsten Hass und ich mit der Faszination und einem Gemische aus Furcht und Ergebenheit entgegen. Mir wurde klar, dass ich soeben versucht hatte, dem Imperator zu entkommen und er mich jetzt gefangen hielt. Das spielte mir jetzt garnicht gut mit, und der Schwarm für diese Schönheit schwand mit einem Wimpernschlag, und ich bekam es mit der Panik zu tun.

»Hast du es gewagt zu fliehen?« Fragte er etwas ungläubig nach und sah mir aus diesem düsteren Waldgrün entgegen. Ich wusste nicht wohin mit mir und ich entschied mich dafür zu schweigen. Mein Blick fiel runter, und ich konnte das verfärben des Sees erhaschen. Mein Blut mischte sich in diesem, und als mein Blick wieder auf ihn fiel, war es schon zu spät, denn er hatte es ebenso bemerkt. Aus seinem Augenwinkel musste er eine verletzte Stelle erkannt haben, denn der Druck an meinem Arm lockerte sich. Seine Augen fielen wieder auf mich und etwas sagte mir, dass die tragende Wut für einen Wurzelschlag umschlug und etwas wie Neugierde auszumachen war. Doch so schnell ich dies ausgemacht hatte, war es auch schon wieder verschwunden, und ich glaubte es mir nur eingebildet zu haben.

»Wie ist dein Name kleines Mädchen?« Der Imperator fragte nach meinem Namen, war dies nun eine Ehre oder ein vortäuschen solches? Was auch immer seine Motive sein mochten, ich würde es noch früh genug erfahren ,und so beantwortete ich die Frage kleinlaut.

»Ahvi.« Flüsterte ich zitternd und konnte nicht aufhören, meine Augen von diesem Gesicht abzuwenden. War es mir erlaubt, ihn so direkt anzusehen?

»Gehörst du dem Harem an Ahvi?« Ich schüttelte bloß mit meinem Kopf und wunderte mich, wieviele Frauen er in seinem Harem besitzen musste, um sich nicht einmal alle Gesichter einprägen zu können.

»Hast du keine Angst?« Ich nickte mit meinem Kopf und offenbarte ihn somit meine Furcht vor ihm. Ein kleines verächtliches Grinsen trat auf seine Lippen und brachte mich damit zum stocken.

»Schlaues Mädchen.« Sprach er mit seiner tiefen Stimme aus und ließ mich somit erschaudern. Ich wusste nicht, wie ich mit all dem umgehen sollte und wagte es nicht einmal luft zu holen. Dieser Mann war wahrlich grausam, und das konnte ich schon durch den Anblick auf ihn ausmachen. Ein verdorbener, dass stand ihm im Gesicht geschrieben.

»Was gedenkt ihr mit mir zu tun?« Flüsterte ich und legte meinen Blick wieder fest auf ihn. In der Hoffnung, stärke zu beweisen und mit dem Gedanken, er gewährt mir eine Begnadigung.

»Dir steht es frei zu gehen Ahvi.« Mit diesen Worten drehte er sich um und schritt zum Ufer raus aus dem See und in den Wald, der die tiefe der Nacht trug, bis auch wirklich nichts mehr von ihm zu sehen war. Mein Herzklopfen senkte sich, und ich konnte vor Erleichterung ausatmen. Diese Machtdemonstration von Energie kam abhanden, und ich verspürte nicht mehr dieses bedrückende Gefühl, dass mich in seiner Nähe eingepfercht hatte. Es war mehr als die Energie gewesen, als er mich berührt hatte. Ich konnte nicht erklären, was doch etwas im innern meiner selbst wurde berührt, und das kribbeln entging mir ebenso wenig. Der Imperator hatte tatsächlich etwas hinterlassen, mehr als nur einen Eindruck und das einzige, dass ich mir jetzt nur noch erhoffen konnte, war die Wahrheit über die faß dieser Begnadigung. Ich begann ebenso, das Ufer anzusteuern und schnellstmöglich von diesem Flügel zu verschwinden.

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⏰ Last updated: Sep 25, 2023 ⏰

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