|7| Der erste Bürgerkrieg, meinetwegen?

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Tage vergingen, in denen ich während unserer Reise, in Vergangenheit schwelgte. Die Sonne schien heute wieder besonders stark, während ich es kaum erwarten konnte, eines der Städte Anthems zu besichtigen.

»Hier, ein wenig Proviant Mylady.« Sein spitzbübisches Lächeln tauchte wieder auf, während ich bloß die Augen verdrehen konnte.

»Ich hatte dir doch gesagt, dass du es gefälligst sein lassen sollest!«

»Was, dass Proviant zu verschwenden, oder dich mit Mylady anzusprechen?« Ich versuchte ihn gekonnt zu ignorieren und ritt mit dem Pferd einfach vor, während Zandar mir im Schlepptau zu folgen begann.

»Du darfst keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen, also setze lieber jetzt schon deine Kopfbedeckung auf.«

»Mit so einem Tölpel wie dir, würde ich mit Sicherheit nicht auffallen.« Drang es sarkastisch aus mir hervor, was ihn wieder ein grinsen bescherte und mich bloß den Kopf schütteln ließ.

»Solch herablassendes Verhalten gehört sich als Alligatora aber nicht.«

»Die Sache ist ernst, du solltest auch jetzt schon damit aufhören, mich in der Öffentlichkeit mit solchen Namen, anzusprechen.« Er nickte stumpf und setzte wieder seine ernstzunehmende Mimik auf.

»Mach dir keine Sorgen so gut wie alle denken, du seist vor Jahrtausenden umgekommen. Selbst er hat aufgehört nach dir zu suchen, was uns ein wenig Sicherheit und immensen Vorteil bescheren wird.« Es sollte mich erleichtern, jedoch schmerzte es viel zu sehr in der Brust, zu wissen wie lange ich doch von meinem Reich getrennt war.

»Allein, dass es aus deinem Mund kommt, versetzt mich in noch größere Panik.«

_____

Wir hatten unterwegs so viel gelacht, dass ich schon die Zeit vergessen hatte und ehe wir uns versahen, schritten wir an den Rand der Stadt und blickten nun, auf eine nicht enden wollende Meute herab. Mein Volk. Alle sahen so ausgelassen und friedvoll aus, sodass man annehmen könnte, es hätte nie einen Krieg gegeben. Man hörte hier und dort jemanden Lachen, während die Kinder fangen spielten. Es roch nach dem Zuhause, dass ich mir all die Jahrtausende ersehnt hatte. Alles war noch so wie zuvor und das allein, schenkte mir ein wenig Trost.

Als wir vor einem Hölzernem Haus zu stehen kamen, banden wir unsere Pferde an den Pfosten und steuerten diese kleine Taverne mit einem hölzernen Symbol an.

»Hast du denn kein ungutes Gefühl dabei?«

»Ich behalte sowas lieber mal für mich.« Ich weiß nicht, was es mit sich bringen würde, doch ich musste es einfach tun. Meine Kräfte vorerst zu verstecken um genügend Zeit zu schinden, ihn töten zu können. Das klang so absurd und dennoch, war es das einzige Ziel, dass ich noch zu erreichen hatte.

»Kommst du?« Ich blinzelte einige Male und sah dann zu Zandar, der schon die Türe aufhielt.

Wir stiegen die hölzernen Treppen hinauf und verschwanden ins Innere. Stille. Der Tumult wurde, nachdem Zandar die Türe hinter sich schloss, abgedämpft. Es war in allem eine angenehme Atmosphäre wiederzufinden, während man direkt in die gefüllten Regale mit den verschiedensten Fläschchen blicken konnte, die bestimmt medizinischer Zwecke dienten.

»Kann ich etwas für sie tun?« Hörte ich plötzlich die Stimme eines Mannes und da trat er auch schon aus einem anderen Raum heraus. Er hatte einen weißen Bart und trug braune -aus Baumwolle angefertigte-, Kleidung. Der alte Herr kam hinter der Theke zu stehen und schaut uns abwartend an.

»Ja.« übernahm nun Zandar das Wort. »Wir brauchen eine Dosis Mupheus.« Er nickte verstehend und legte sogleich seine Augen auf mich.

»Für die junge Dame nehme ich an.« Er musste meine starke Energie wohl spüren, was mich noch nervöser machte und ich meinen Blick senken musste. 

»Korrekt.« Beantwortete ich kleinlaut.

»Sie sind sich ganz sicher? Die Folgen bei solch einer Energie sind verheerend.«

»Wir haben uns schon entschieden.«

»Wenn dem so ist, dann hole ich eine Dosis, doch weiter zusprechen kann ich nicht, da seid ihr wirklich auf euch allein gestellt.« Er ging wieder in den Nebenraum, während ich begann auf meiner Unterlippe zu knabbern.

»Ist es denn-« Plötzlich hörte ich laute Schreie, die von draußen stammen mussten. Ich sah zu Zandar auf, der ebenso verdutzt drein blickte.

»Warte hier auf mich!« Ich nickte still, während er sich schon nach draußen begab.

»Fang.« Perplex, fing ich den Sack gefüllt von Derehems und sah noch zu, wie er komplett verschwand.

»Ahh, da ist es!«  Der alte Mann kam wieder an die Theke und überreichte mir das grüne Fläschchen.

»Das macht dann 7 Derehem.« Ich überreiche ihm den genannten Betrag und hörte sogleich wieder diese eigenartigen Schreie, sowie das laute galoppieren von Pferden. Ich sah wieder zu dem alten Mann, der ebenso entgeistert drein blickte und anscheinend eine Vorahnung hatte, was vor sich ging.

»Es sind seine Krieger.«

»Was?« Fassungslos sah ich auf die Flüssigkeit herab. Ich musste es jetzt nehmen, wer wusste ob sie nicht nach mir suchten, weil man meine Energie gewittert hatte. Ich war gerade dabei einen Schluck zu nehmen, da hielt der alte Herr mich auch schon auf.

»Je mehr du nimmst, desto länger bleibt deine Energie verborgen.«

»Was meinen Sie mit ‚länger und verborgen', von welcher Zeitspanne reden wir hier?«

»In normalen umständen hätte ich an 23-26 Jahre gedacht.«Ich erschauderte. So lange musste ich wohl auch ohne meine Kraft auskommen, für mein Volk. Ich kniff die Augen zusammen und nahm mit einem Mal, die ganze Dosierung in mich auf. Ich sah wieder zu dem alten Mann, der seine Augen geweitet hatte und ungläubig mit dem Kopf schüttelte.

»Sie haben eine viel zu mächtige Energie, weshalb Sie mit länger als 26 Jahren rechnen können.« So plötzlich, überkam mich ein Schwindelgefühl und ich ließ das Fläschchen schmetternd zu Boden fallen.

»I-ich muss an die frische Luft!«
Kam es zittrig aus mir hervor und ich begann die Tür anzusteuern. Als ich die kleinen Treppen hinunter schritt, überkam mich das Gefühl von Übelkeit. Mit einem Mal, übergab ich mich, während mein physischer Zustand ins Schwanken geriet. Ich ließ meinen Blick einmal auf das ganze Geschehen umherschweifen und bekam es wortwörtlich mit der Angst zutun. Häuser standen in Flammen. Unmengen von Leichen lagen verwahrlost auf dem verdreckten Boden, während die Schwerter der Soldaten, immer wieder in die Körper der Anthemer drangen.

Meilenweite Blutlachen erstreckten sich, derweil hörte ich die Schreie der hilflosen Anthemer immer wieder in meinen Ohren Hallen. Ich musste hier weg! Schweißperlen sammelten sich und begannen von meiner Stirn zu tropfen.

»I-Ich mu- weg-« Mit der letzten Kraft stemmte ich mich von meinen Knien ab und begann immer weiter zu gehen. Alles fing an sich zu drehen, doch ich dachte noch nicht einmal daran, stehen zu bleiben. Mit jedem Schritt, fing mein Kopf nur noch heftiger an zu pochen und mein Blick fiel zeitgleich zum Himmel. Ich sah den vor mir stehenden Baum nun dreimal. Ich kam nicht dazu, weiter nachzudenken, oder mich irgendwie noch in Sicherheit zu bringen, denn mit einem Mal sackte ich auf meine Knie und schlug mir meinen Haupt auf den Asphalt auf. Während jeder Schmerz erträglicher wurde, begann ich mich immer mehr der tiefen Dunkelheit hinzugeben.

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