Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändern

Samstag, 3. Oktober. 2009

Liebes Tagebuch,

ich habe einen Kampf geführt, den ich nur verlieren konnte. Ich weiß nicht, wofür ich noch kämpfen soll.

Der Countdown steht auf 0, das ist kurz vor dem Zusammenbruch, aber die Uhr ist stehen geblieben, sie hat noch nicht dafür gesorgt, dass alles zusammenbricht und ich weiß nicht, warum.

Tagebuch, obwohl ich einfach nur fertig bin, kann ich nicht schlafen. Diese innere Unruhe macht mich fertig. Es ist der Tornado, der mich hin und her wirft und mir keine Ruhe lässt.

Ich habe Sophie mit jemanden reden hören. Sie hat gesagt, ich sei an meinem Tiefpunkt. Nach der Trennung von meiner Mutter sei ich in ein Loch gefallen. Ich will niemanden sehen, mit niemandem sprechen und auch, nicht dass jemand auch nur ansatzweise in meine Nähe kommt.

Sophie hat gesagt, dass ich am Ende bin. Das ich keine Kraft mehr habe und hat davon erzählt, dass ich mich seit zwei Jahren um meine Mutter gekümmert habe, statt sie sich um mich.

Tagebuch, ich will wissen, wer daran schuld ist.

Schuld an allem. Schuld daran, dass Mama krank geworden ist, Schuld daran, dass sie einen außerordentlich schlechten Geschmack für Männer hat und vor allem, wer schuld daran ist, dass ich nicht mehr bei ihr sein kann.

Tagebuch, ich wüsste so gerne, wie es Mama geht.

Ich will wissen, was ich tun kann, damit es ihr endlich besser geht, aber sie lassen mich ihr nicht helfen.

Ich darf sie nicht sehen.

Das ist unfair.

Wofür habe ich die ganze Zeit gekämpft, wenn ich diesen Kampf nicht zu Ende kämpfen kann?

Wenn ich ihn anscheinend schon verloren habe, bevor er begonnen hatte.

Dieser Kampf ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.

Man sagt immer, wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren, aber für mich zählt das nicht. Ich habe gekämpft mit all meiner Kraft und hatte trotzdem nie eine Chance, diesen Kampf zu gewinnen.

Ich habe haushoch verloren.

Mein Gegner?

Die Depressionen meiner Mutter...