Donnerstag, 1. Oktober. 2009

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Liebes Tagebuch,

ich liege auf dem Bett.

Über dir liegt ein Bild von Mama.

Sie lächelt auf dem Bild. Das ist etwas, was ich in den letzten zwei Jahren sehr selten gesehen habe.

Tagebuch, warum ist mir nie aufgefallen, wie wunderschön Mamas Lächeln ist? Wenn sie lächelt, hat sie Grübchen. Auf ihrer Stirn bilden sich kleine Falten und sie strahlt einfach nur Freude aus.

Ich kann im Moment keine Freude mehr finden, Tagebuch.

Ich sitze schon einen ganzen Tag hier und irgendwie bekomme ich nichts auf die Reihe, außer dir zu schreiben und dieses Bild anzusehen.

Das Bild aus den Zeiten, als alles noch gut war.

Heute Morgen war eine Ärztin hier. Sophie hat darauf bestanden, dass ich untersucht werde, weil sie mir nicht glauben wollte, dass es mir gut geht.

Seitdem habe ich sie nicht mehr hereingelassen.

Ich kann die Tür nicht abschließen, aber sie akzeptiert es, dass ich allein sein will.

Tagebuch, irgendwas ist gewaltig schiefgelaufen. Ich wollte Hilfe. Ich brauchte Hilfe. Mama brauchte Hilfe.

Aber so habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich habe gehofft, dass mir jemand dabei hilft, Mama wieder gesundzumachen, damit sie sich wieder um mich kümmern kann und jetzt haben sie mir Mama weggenommen und ich durfte nicht zu ihr.

Sophie hat mir verboten, dieses Gebäude allein zu verlassen. Selbst die Fenster sind so gemacht, dass ich sie nicht allein aufbekommen.

Sie scheint wirklich Angst zu haben, dass ich abhauen würde.

Tagebuch, irgendwie komme ich gerade nicht mehr richtig klar.

Alles ist durcheinander. Tausend Gedanken drängen sich gleichzeitig in meinem Kopf. Ich höre die Stimme von Mama in den letzten zwei Jahren wie, sie mir etwas sagt, aber alles gleichzeitig. Ich kann nichts verstehen. Es macht mich fertig.

Tagebuch der Tornado, in dem ich lebe, ist nun gefährlicher als vorher. Der Glaube und das winzig kleine bisschen Hoffnung daran das, ich am nächsten Morgen aufwache und alles ist wieder gut haben dafür gesorgt das, ich fest am Boden blieb während, um mich herum meine Welt zerbrach und jetzt habe ich den halt verloren. Ich fliege ohne Kontrolle in ihm herum und kann nichts dagegen tun.

Ich bin dem Tornado ausgesetzt und jedes Mal, wenn, ich wieder umhergeschleudert werde sehe, ich Mama. Sehe ich eine Erinnerung und es tut einfach nur weh.

Tagebuch was, ist mit mir passiert?

Es macht mir Angst. Ich weiß nicht, was als Nächstes passieren wird. Ich weiß nicht, wann, und ob ich Mama wiedersehe.

Alles, was mir noch halt gegeben hat, ist weg.

Tagebuch, meine Welt steht jetzt kurz vor dem Zusammenbruch.

Bald liegt alles in Trümmern und ich werde darunter begraben und unter der Last zusammenbrechen.

Der Countdown läuft schon.

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Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändernWhere stories live. Discover now