Kapitel 26

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„Prinzessin?", machte Avari auf sich aufmerksam, als sie in mein Zimmer kam. Ich stand gerade an dem Fenster und blickte durch die mit Schlieren durchzogenen auf die Hölle dahinter. Oder zumindest das rot, dass sich als einziges erkennen ließ. Doch dann drehte ich mich zu der Dämonin um und sah gerade noch, wie sie sich nach einer Verbeugung wieder aufrichtete. „Avari", begrüßte ich sie mit einem Nicken. Noch bevor sie den Mund öffnete und mir ihr Anliegen schildern konnte, wurde plötzlich mein Sichtfeld schwärzer, während ich ihre Aura immer deutlicher wahrnehmen konnte. Dabei konnte ich genau fühlen, wie ein Teil von mir in meine Welt gezogen wurde und ich nun von dort aus agierte. Ich konzentrierte mich wieder auf ihr freundliches und offenes Wesen und stellte begeistert fest, dass ich es sogar riechen konnte. Es war ein wundervoller Duft aus Veilchen, Lavendel und Zimt.


Dann plötzlich kam mir unerwartet eine Idee, die mich absolut überzeugte. Denn ich hatte es geschafft, in Dads Welt zu kommen. Vielleicht konnte ich das auch bei anderen Dämonen! Also konzentrierte ich mich genau auf ihre Präsenz und versuchte, ihre Magie dabei herauszufiltern. Doch egal wie sehr ich mich anstrengte, es wollte mir einfach nicht gelingen! Also ging ich mit meinem vollen Bewusstsein in meine Welt, um dem auf den Grund zu gehen.


Dort angekommen stellte ich mich hüftestemmend vor das Tor, welches noch immer beinahe geschlossen war. Nur ein kleiner Spalt war geöffnet, durch welche bis jetzt erst ein paar wenige Farbschlieren gelangt waren. Dafür würde ich aber eindeutig mehr Magie brauchen! Also drückte ich energisch gegen die beiden Flügel der Türe, welche daraufhin sofort aufschwangen. Wie immer war ich für einen kurzen Moment überwältigt von der Schönheit, ehe ich mich wieder auf mein Vorhaben konzentrierte. Denn bei mir kamen nicht sofort eine riesige Menge an Magie, wie es bei Dad der Fall gewesen war. Stattdessen musste ich den einzelnen Farbwirbeln individuell befehlen, durch die Türe zu schweben. Doch woher sollte ich wissen, welches der richtige war?!


Da ich dies nicht wusste, folgte ich einfach meinem Instinkt statt meinem Verstand. Tatsächlich war es, als spreche meine Magie mit mir. So war mir sofort klar, welche Wirbel ich nun benötigen würde. Es war ein lila-bläulicher und zudem noch ein gelblich-grüner, welche sich auf der gegenüberliegenden Seite hinter dem Tor befanden. Doch dies stellte kein Problem dar. Sie folgten sofort meinen Befehlen und kamen in den Raum, in welchem ich über sie verfügen konnte. Der Effekt war augenblicklich eingetreten, denn ich fühlte mich sofort mächtiger und stärker. Dies wurde ebenfalls dadurch bestätigt, dass mein Blickfeld bei meiner Rückkehr in die Realität nun sehr viel schwärzer war, als zuvor. Zudem konnte ich feststellen, dass ich nun viel stärker an meine Welt gebunden war. Denn ich war mit meinem Bewusstsein an beiden Orten gleichzeitig und konnte auch beide gleichzeitig sehen. Es war, als würden sich verschiedene Dimensionen übereinander befinden. Dabei konnte ich beide verschwommen sehen oder eine der beiden klarer, wenn ich diese genauer fixierte.


Abermals konzentrierte ich mich also auf Avaris Magie. Diesmal war es allerdings sehr viel einfacher und lief ohne Komplikationen ab. Dabei warf ich auch einen Blick in meine Welt und konnte sehen, dass der gelbliche Strudel nun mehr leuchtete und langsam, aber stetig wuchs. Also war er für das Aufspüren anderer Magien zuständig!


Als ich Avaris Magie klar vor mir sah aktivierte ich automatisch den lila Wirbel und spürte augenblicklich einen Sog in meinem Bauch, der meine Reise einläutete. Es dauerte nicht lange und schon befand ich mich in ihrer Welt. Ich schaute mich um und stellte zu meinem Erstaunen fest, dass sie komplett schwarz war! Es war nirgends etwas zu sehen! Keine Magie, keine Tür. „Wie kann das nur sein?", nuschelte ich leise. Ich hatte ihre Magie doch gespürt, sie musste irgendwo sein! Ich irrte etwas durch die Gegend, in der Hoffnung doch noch etwas zu finden. Doch es war erfolgslos. Schließlich seufzte ich und schwebte nun, anstatt weiter auf dem Boden zu laufen. Denn dies war angenehmer und ich kam so schneller voran. Doch dann geschah etwas unerwartetes.

Die Prinzessin der Hölle - Das Erwachen der FlammeWhere stories live. Discover now