Kapitel 20

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Ich hatte gehofft, dass Dad mir nun endlich all die Antworten geben würde, die ich so dringend suchte. Es ging hier so viel vor sich und nichts davon wurde mit mir geteilt! Dabei war ich doch die Prinzessin der Hölle! Ich hatte ein Recht dazu, es zu erfahren! Doch das sah der Herrscher der Hölle offensichtlich anders. „Ach, jetzt auch noch Forderungen stellen?!", warf er angespannt zurück, „Hast du auch nur die leiseste Ahnung davon, was du hier überhaupt tust?! Schön, du hast deine Magie gefunden. Das heißt aber noch lange nicht, dass du damit um dich wirbeln und alles in Chaos versinken lassen sollst! Du hast keine Ahnung davon, was für eine Gefahr du nicht nur für dich, sondern auch für alle um dich herum darstellst! Herrgott Lilith, dass du dich einfach so der erstbesten Kraftquelle zuwendest und dich so davon beeinflussen lässt, dass beinahe nicht einmal mehr ich dich retten konnte!" Er sah mich sehr streng und wütend an, sodass ich meinen Kopf senken musste. Dann fühlte ich plötzlich ein komisches Gefühl in meinem Kopf und mir wurde ganz schwummrig. Irgendwie überkam mich eine riesige Wut auf ihn und ich wollte ihn am liebsten anschreien und auf ihn losgehen! Warum konnte er sich nicht einfach für mich freuen und stolz sein?!


Mein Kopf schien beinahe davon zu platzen. Mir wurde dabei immer bewusster, dass das Gefühl wie aus meinem Hinterkopf, von weit her kam. Dennoch war es fest mit mir und meinem Leben verbunden. All die schlechten Gefühlen kamen immer deutlicher in mir auf und es war beinahe unmöglich, ihnen zu widerstehen. Dabei wollte ich es auch gar nicht! Wieso nur redete er so mit mir?! Es entwickelte sich eine riesige Wut in mir, sodass ich mich nicht zurückhalten konnte.


„Aber..." fing ich an. Doch natürlich ließ er mich nicht ausreden. Mit einer Handbewegung wischte er meine Worte fort und tatsächlich konnte ich dann nicht mehr sprechen! Ich spürte den Druck in meiner Kehle und mir wurde sofort klar, dass er gerade seine Magie auf mich anwandte. So sehr ich es auch versuchte, es kam mir kein Ton mehr über die Lippen. „Nein, jetzt rede ich! Du redest immer dazwischen und erlaubst dir alles. Ja, du bist meine Tochter. Aber ich lasse mir nicht länger von dir auf der Nase herumtanzen! Ich bin trotz allem dein Herrscher und du hast meinen Befehlen zu gehorchen! Du hast dich dafür entschieden mit in die Hölle zu kommen und jetzt leb gefälligst mit den Konsequenzen! Ich sage dir, du benutzt deine Magie nicht mehr, bis ich es dir erlaube und damit basta. Hast du verstanden?!" Er sah mich nicht einmal mehr an, sondern verschwand einfach. Keuchend fiel ich auf den Boden und rieb mir meine schmerzende Kehle. Erst nach etwas Zeit gelang es mir endlich wieder zu reden.


Als ich an das eben Geschehene dachte, bildeten sich Tränen in meinen Augen und all die Wut entwich der Trauer. Alles was ich getan hatte seit ich in die Hölle gekommen war, sollte ihn doch nur stolz machen! Ich wollte ihm niemals respektlos gegenübertreten oder alle irgendwelchen Gefahren aussetzen. Ich wollte doch nur... Ich wollte doch einfach nur meinen Dad. Einen Dad, der mich bedingungslos liebte und immer hinter mir stand. Eine Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und lief mir langsam die linke Wange hinunter. Doch ich strich sie nicht weg. Ich ließ all den Schmerz und die Enttäuschung einfach zu. Schließlich setzte ich mich auf den Boden und versteckte den Kopf in meinen Knien. Nach einiger Zeit versiegten meine Tränen und die Sitzposition wurde unbequem. Also stand ich auf und ging entkräftigt und mutlos zu dem großen Tor, um den Trainingsraum zu verlassen. Ich war mir unsicher, ob es sich überhaupt öffnen lassen würde. Doch ich beschloss, meine Magie nicht zu benutzen falls sie verschlossen war. Ich wollte Dad nicht noch mehr gegen mich aufbringen. Und vielleicht würden wir das alles doch noch hinter uns lassen können. Ich hoffte es trotz allem inständig. Doch meine Ängste bezüglich der Türe waren unbegründet. Als ich mich gegen das große Tor stemmte, schwang es augenblicklich auf.


Ich seufzte tief, als ich hindurch ging. Plötzlich hatte ich solches Heimweh nach meinem Zuhause, der Erde, bekommen. Nach Mom und Mike. Ich beschloss, Avari um einen Videoanruf mit den beiden zu bitten. Außerdem könnte ich ihnen vielleicht eine Videonachricht für meine Freundinnen schicken. Ob diese mir auch etwas zukommen lassen wollten? Wie lange war ich überhaupt schon hier? Durch mein Koma hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. Dachten sie überhaupt noch an mich? Ich seufzte abermals und lief dann schlürfend los, zu meinem Zimmer. Denn es war ein recht weiter Weg von dem Trainingsraum aus, obwohl alles innerhalb dieser Gemäuer war. Aber es war eben wirklich ein riesiges Schloss.

Die Prinzessin der Hölle - Das Erwachen der FlammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt