Kapitel 14

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„Avari?!" Ich sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. Plötzlich bemerkte ich, wie sie anfing leicht zu zittern und zur Seite sah. „Ich weiß es nicht", gestand sie mit leiser Stimme. Verwundert setzte ich mich aufrecht auf meinen Stuhl. „Wie, du weißt es nicht? Du musst doch wissen, zu welcher Rasse du gehörst! Was waren denn deine Eltern?" Ihr Zittern nahm zu, aber sie sah mir trotzdem fest in die Augen, wobei sie ruhig und fest sprach. „Nein, ich weiß es nicht. Und ich will und werde nicht weiter darüber reden!" Trotz ihres festen Gesichtsausdrucks brach ihre Stimme leicht. „Das tut mir leid, das wusste ich nicht" „Alles gut, Prinzessin. Ihr konntet es ja nicht wissen" „Und was hast du für Kräfte? Weißt du das?", fragte ich neugierig. Doch sie kam nicht mehr dazu, meine Frage zu beantworten. Sie war bereits aufgestanden und verneigte sich in der Mitte des Raumes vor der Luft. Welche natürlich nicht länger nur Luft blieb. Natürlich, sie konnte seine Aura ja spüren. Das konnte doch schließlich jeder Dämon.


„Gebieter" Dad nickte der Dämonin kurz zu, dann wandte er sich zu mir. „Guten Morgen, Lilith. Wie geht es dir?" Nach dem üblichen morgendlichen Smalltalk kam er dazu, was ihm auf dem Herzen lag: „Lilith, du hast deine Kräfte schon benutzt, richtig?" Er sah mich dabei so streng an, dass ich das Gefühl hatte, etwas Falsches gemacht zu haben. Aber es war nicht absichtlich gewesen! Und ich hatte auch nicht bemerkt, dass ich meine Magie auf Avari entladen wollte und später versehentlich hatte, bis er es mir erklärt hatte. „Ja?", antworte ich daher lediglich kleinlaut. „Ich denke, dann ist es an der Zeit, dass wir anfangen, herauszufinden, was du für Kräfte hast und wie du sie einsetzt", verkündete er nun mit vorfreudiger Stimme. „Yeay", freute ich mich enthusiastisch. Ich war schon gespannt gewesen, was und ob überhaupt Kräfte in mir schlummerten. Da normal immer die stärkere Rasse der Dämonen vererbt wurde, wäre es nicht unwahrscheinlich, dass ich ebenfalls Dads Kräfte besitzen würde. Allerdings war meine Mutter ja ein Mensch, also musste dieses Vererbungsschema nicht zwingend auf mich zutreffen. Ich konnte es kaum erwarten zu sehen, zu was ich alles in der Lage war. Ob ich überhaupt Magie wirken konnte. 


„Bist du sofort bereit?" „Ja, natürlich! Soll ich meinen Trainingsanzug wieder anziehen?" „Wieder?", fragte er verwirrt und sah aus zusammengekniffene Augen Avari an. Diese schnappe erschrocken nach Luft. „Die Prinzessin wollte heute Morgen auf jeden Fall trainieren und...", fing sie leise an, sich zu verteidigen. „Nicht, Dad", unterbrach ich die beiden, „Ich habe darauf bestanden und übernehme volle Verantwortung. Avari kann nichts dafür" Er sah sie noch einmal herrisch an, dann wandte er sich wieder mir zu, mit einem deutlich netteren Gesichtsausdruck, als eben noch zu Avari. „Auf geht's, Kleine. Umziehen" Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich mich umgezogen und trat zurück in den Hauptraum, in welchem sich Dad und Avari unterhielten. Als sie bemerkten, dass ich aus dem Bad trat, was sie natürlich umgehend wussten, da sie meine Aura spüren konnten, verstummten sie jedoch und traten auseinander. „Los geht's, Kleine" Ich lächelte Avari noch kurz zu, dann ging ich zu Dad und wir beide traten aus meinem Zimmer.


Während wir uns auf den Weg machten, fing Dad an, mir zu erklären, wohin wir gingen. „Wir gehen jetzt in einen speziellen Trainingsraum. Niemand außer uns beiden kann dort hinein. Er ist von jeder Art von Magie von innen und von außen geschützt. Das heißt, dass dich dort niemand außer mir orten kann und außerdem kann dort durch die Abschirmung nichts schlimmes passieren" Ich lauschte interessiert und war gespannt, wo er mich hinführen würde. Wir gingen sehr lange, durch teilweise sehr verwinkelte Ecken des Schlosses und es kam mir beinahe wie ein Labyrinth vor. 


Plötzlich blieb Dad so abrupt vor einer Wand stehen, dass ich beinahe in ihn hineingelaufen wäre. „Woah", machte ich erschrocken. Dad kommentierte dies lediglich mit einem Schmunzeln, dann wandte er sich der Mauer zu. Er fuhr ein kompliziertes Muster mit seinen Händen ab, wobei es auf seiner Handfläche funkelte, glitzerte und leicht knisterte. Also musste er Magie wirken! Außerdem murmelte er leise, mir unverständliche Worte. Ich starrte gebannt auf das Gestein, was nun passieren würde. Ein paar Sekunden geschah einfach nichts und ich war schon enttäuscht, als die Steine sich auf einmal bewegten. Sie drehten sich in alle vier Himmelsrichtungen und falten sich somit quasi zusammen, bis sie freigegeben hatten, was sich hinter ihnen verbarg.

Die Prinzessin der Hölle - Das Erwachen der FlammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt