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Nun stand ich alleine mit Tyler im Raum und er verschränkte seine Arme vor der Brust und grinste. "Also auf einen kleinen Snack hätte ich vielleicht ja doch noch Lust", witzelte er, aber ich sah ihn bloß gelangweilt an. Meine Gedanken hingen nur bei Aspen. "Ha-Ha", meinte ich nur ironisch. Da ich es aber auch nicht darauf ankommen lassen wollte, verschwand ich auf den selben Treppen, die Anna gerade eben noch benutzt hatte, nach oben. Ich wollte aber nicht zu ihr, ich wollte ins Badezimmer. Dort wusch ich mich erstmal mit kaltem Wasser. Es war eine gute Abkühlung und ich hoffte so ein bisschen die Gedanken frei von Aspen zu bekommen, aber das würde ich wohl nie schaffen. Ich erhaschte einen Blick auf mein Spiegelbild und ging einen Schritt zurück und lehnte mich nach vorne, um eine bessere Sicht zu haben. Meine braunen Haare waren nass und wie zu erwarten, befanden sich die Sommersprossen immer noch in meinem Gesicht. Meine blaugrünen Augen starrten mich an und ich sah an mir hinab. Ich sollte also die Mate von Aspen sein. Im Moment war ich viel zu dünn, doch es war im Moment sowieso nicht so ein starkes Problem. Ich musste mich auf etwas anderes konzentrieren. Schließlich wandte ich mich von meinem Spiegelbild ab und trat in mein Zimmer, um mich nochmal schlafen zu legen.
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"Mera", flüsterte eine raue Stimme und ich drehte mich murmelnd auf die andere Seite. Wer wollte jetzt etwas von mir? "Mera, es gibt essen", ertönte die Stimme erneut und ich hörte beinahe selbst, wie mein Magen bei dem Wort "Essen" knurrte. Von diesem Gefühl gepackt öffnete ich leicht meine Augen, um in die von Aspen zu blicken. Er legte seinen Kopf leicht schief, wie er es immer tat und ich tat es ihm nach. Ein schmunzeln trat auf seine Lippen. "Komm runter, wenn du Hunger hast", sagte er und stand vom Bett Rand auf und streckte mir seine Hand entgegen, die ich auch dankend an nahm. Ich massierte mir die Schläfe und schaute zu Aspen hoch. Er war mein Mate. Ich wusste nicht, wie er sich fühlte in meiner Gegenwart, doch ich wusste was ich fühlte. Es gab Momente, da fühlte ich mich geborgen, aber auch andere, wo Blitze durch meinen Körper flogen, wenn wir uns berührten. Lag das an der Mate-Bindung?

Ich lief Aspen hinterher und starrte auf seinen breiten Rücken. Unten angekommen, sah ich wie die anderen schon angefangen hatten zu essen. Ich wusste nicht, was für ein Tier sie getötet hatten, doch ich war froh, dass wir wenigstens etwas Essbares hatten und so begann ich mit zu essen, so wie auch Aspen. Als wir fertig waren stiegen wir die Treppen hoch und in meinem Zimmer angekommen setzte ich mich aufs Bett und sah zu Aspen, der gerade angestrengt etwas laß. Ich wusste nicht, was es war und neugierig stand ich auf und stellte mich auf Zehenspitzen um es zu sehen, doch er zog es weg und ich runzelte schmollend die Stirn. "Das ist nicht für deine Augen bestimmt", sagte er und ich war verwirrt. "Worum geht es denn?", fragte ich und er seufzte. "Es ist alt. Tyler hat es mir gegeben. Es geht um den Krieg", antwortete er und neugierig fragte ich, ob ich es sehen durfte, doch er schüttelte den Kopf. "Das sind unschöne Worte, die willst du nicht lesen" Ich seufzte und er verstaute das Blatt, bevor er sich zu mir drehte. "Wolltest du sonst noch etwas?", fragte er, als könne er meine Gedanken lösen und ich wurde nervös. Ich wollte ihn zur Rede stellen, doch es war komisch so ein Thema anzufangen, wenn man selbst darüber keine Ahnung hatte. "Ich habe gestern etwas erfahren", fing ich an und dachte angestrengt über meine nächsten Worte nach. "U-Und ähm..." Fragend sah er mich an und mein Blick landete auf dem Boden.

"Ich habe erfahren das wir Mates sind", sagte ich es gerade heraus und blickte wieder zu ihm hoch, um seine Reaktion zu sehen. Er zog seine Augenbraue hoch und wirkte verwirrt, wie auch überrascht. "Wer hat dir das denn erzählt?", fragte er und ein leises "Ana", entfloh meinem Mund und er nickte langsam. "Das war klar" Er fuhr sich kurz durch die Haare und musterte mich wieder. "Worüber denkst du nach?", fragte er und ich knirschte mit den Zähnen "Was ist eine Mate Bindung?" Ein Schmunzeln trat auf seine Lippen. "Du weißt es wirklich nicht?", fragte er und ich schüttelte meinen Kopf. Ich kannte es nicht direkt und ich wollte es sowieso lieber von Aspen hören. Ich mochte es seiner Stimme zu lauschen. "Dann erzähle ich es dir gleich. Machen wir uns erstmal Bettfertig", sagte er.

 Ich trug wieder sein T-Shirt und er wollte sich gerade auf den Boden legen, als ich ihn aufhielt. "Warte", sagte ich und stockte über mich selber. Sollte ich ihn wirklich fragen? "Schlaf doch einfach wieder hier", meinte ich schüchtern und er wirkte über meine Worte überrascht. "Wirklich? Ich will dich nicht bedrängen oder so", sagte er und mir wurde kurz warm ums Herz und ein kaum sichtbares lächeln bildete sich auf meinem Gesicht, was er bestimmt durch die Dunkelheit nicht sah. "Nein wirklich. Mir macht das nicht" Er nickte knapp und legte sich zu mir ins Bett. Ich sah zwar nur seine Shiloutte, aber zu wissen, dass er da war beruhigte mich irgendwie. In seiner Gegenwart fühlte ich mich immer sicherer. Nun neugierig lehnte ich mich zurück.

"Soll ich beginnen?", fragte er und ich nickte, weswegen mein Kissen leise raschelte. "Du weißt ja, dass Mates Seelenverwandte sind, oder?" Ich nickte wieder. Ich hatte mir das in dem Buch durchgelesen, doch ich wollte es unbedingt aus seiner Sicht hören. "Und Seelenverwandte sind seelisch verbunden. Das heißt wir sind seelisch verbunden. Diese Bindung zwischen uns kann man... Liebe nennen. Wir sind von der Mond-Göttin dafür bestimmt worden uns zu lieben. Man kann zwar nicht bestimmen, wer sein Mate ist, aber bis jetzt gab es nur wenige Mates, die sich gegenseitig abgelehnt haben" Bei seiner Erzählung rückte ich näher und schloss meine Augen. Ich lauschte seiner rauen Stimme und das war unheimlich entspannend. "Wenn zwei Mates sich erst einmal gefunden haben, dann können sie eigentlich nicht mehr ohne einander... Es ist ein sehr starkes Band und wenn-" Langsam driftete ich weg. Auch wenn ich gerne noch weiter zugehört hätte, doch ich war plötzlich so schrecklich müde, obwohl ich einen Mittagsschlaf gemacht hatte.


Der verbotene WaldWhere stories live. Discover now