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Müde und kaputt kam ich an einem der vielen Bäume an und ich seufzte. Wieder ein weiterer Tag war vergangen, indem ich bloß umherirrte. Essen hatte ich nicht mehr viel und ich wusste nicht, wie lange ich noch laufen konnte. Müde ließ ich mich am Baum hinunter gleiten und hieß die Dunkelheit willkommen.
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Ich stand langsam auf, auch wenn ich einfach liegen bleiben wollte, doch ich durfte nicht. Schon viel zu lange hatte ich mich ausgeruht. Schleppend lief ich also weiter, bis ich plötzlich einen knackenden Ast hörte, was mich erst gar nicht verwunderte, da ich schließlich in einem Wald war. Dennoch drehte ich mich um, doch da war nichts. Also wollte ich unbeirrt weiter laufen, doch gerade als ich einen Schritt weiter machen wollte wurde ich zu Boden gerissen. Ich schrie auf. Ein schweres Gewicht machte sich auf meinem Rücken breit und drückte mich in den Dreck. Aus Schock fing meine Hand an zu brennen, die ich versuchte der Person irgendwohin zu verpassen. Danach erklang auch ein vielsagendes zischen, doch ich wurde bloß tiefer in den Dreck gedrückt. Das Feuer erlosch, weil ich es nicht so lange halten konnte, aber ich gab nicht auf. Mit einem Mal schoss ich einen leichten Strahl von Feuer auf die Person, die mich unten hielt, wodurch sie etwas zurückfiel. Weil sie von mir abließ, stand ich panisch auf und rannte. Ich wollte mich nicht umdrehen, aus Angst. Mir ließen die Kräfte nach, denn ich war schwach vom vielen laufen und dem Mangel an Essen. Ich wusste nicht wer oder was hinter mir her war und deswegen lief ich weiter, aus Furcht es könnte jemand sein, der mich suchte oder schlimmer noch. Vielleicht war die Person sogar darauf aus mich zu töten? Mein Feuer war zwar schwach gewesen, musste aber aufjedenfall etwas bewirkt haben. Vielleicht war sie ja auch bewusstlos, hoffte ich.

Ich heschtete trotz diesem Gedanken weiter, doch meine Lunge brannte, meine Augen tränten und mein Herz galoppierte. Dadurch blieb ich stehen und stütze mich an einem Baum ab, da ich mich etwas sicherer fühlte. Lange hielt diese Erholung jedoch nicht, denn keine Sekunde später wurde ich wieder zu Boden gerissen. Ich keuchte auf und versuchte mich aus dem Griff zu befreien. "Hab ich dich", sagte eine dunkle männliche Stimme und mir lief ein Schauer bei dieser über den Rücken. Er hielt mich schon wieder im Dreck, weswegen ich ihn nicht sehen konnte, doch durch die Stimme war es sicher, es war ein Mann, der mich hier festhielt. "B-bitte-" Ich wollte flehen, doch er unterbrach mich. "Wieso bist du hier?" "I-Ich, ka-anst du mich-" Weiter musste ich nicht 'reden', denn er löste sich ein kleines Stück von mir, sodass ich nicht mehr den Dreck einatmen musste. Ich atmete auf. "Von wo kommst du?", fragte er, doch ich schwieg. Er würde mich aussliefern, wenn ich es ihm sagte. Als er wohl einsam, dass ich nicht vor hatte ihm zu antworten, drehte er mich direkt um. Durch die schnelle Bewegung keuchte ich auf. Geradewegs sah ich in das Gesicht des Mannes, der mich fest hielt. Vorbei an seinen harten Gesichtszügen, den pechschwarzen Haaren direkt in seine Augen und diese verschlugen mir wortwörtlich den Atem. "Ich wiederhole mich nicht gerne", knurrte er, mir auch in meine Augen sehend. Meine Augen weiteten sich und ich schluckte. Erkannte er mich nicht?

"Aspen...", flüsterte ich seinen Namen mit weniger Angst, da ich mir sicher war, er würde mir nichts tun, wenn er wusste wer ich war... oder? Sofort reagierte er und drückte mich tiefer in den Dreck. "Woh-" Plötzlich verstummt er. Seine Augen durchstöberten mein Gesicht und Erkentniss trat in die verschieden farbigen Augen des jungen Mannes und er erhob sich. Sofort ging ich auf Abstand.

Mein Gesicht und meine Kleidung waren jetzt bestimmt verdreckt, doch das war mir egal. Ich stand auch auf wackeligen Beinen auf und stütze mich an einen Baum ab, um zu stehen. Das alles überforderte mich. Er presste die Lippen aufeinander, während er mich weiter still musterte. Ich tat das selbe. Er hatte nichts mehr von dem alten Jungen an sich, den ich damals kannte. Nur seine Augen, die aber kälter waren als in meinen Erinnerungen. Er war groß geworden. Sehr groß und deswegen musste ich auch meinen Kopf in den Nacken legen, wenn ich ihn ansah. Außerdem war er breiter geworden, hatte an Muskelmaße zugenommen. Ich hatte seine Kleidung leicht verbrannt, fiel mir auf und als ich die verbrannte Stelle musterte, sah ich eine leichte Verbrennung an seinem Bauch. Wie konnte er damit noch laufen? Das sah echt schlimm aus.

Plötzlich durchstieß seine raue Stimme die Stille. "Mera..." Ich schluckte und sah wieder zu ihm auf. Er schüttelte seufzend den Kopf. "Wieso bist du hier? Du solltest nicht hier sein, dass ist kein Ort für dich!", sagte er ernst und mir wurde heiß und kalt zugleich. Was sagte er da? Es lag eine komische Spannung zwischen uns in der Luft und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Anstatt das er sich freute mich zu sehen, sagte er mir, dass ich nicht hier sein sollte? Ein kleiner Stich fuhr mir durchs Herz, da ich mir diese Situation immer vorgestellt hatte. Ihn irgendwann wieder zu sehen. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter. "Ich bin geflohen", sagte ich. "Wiedereinmal" Er seufzte. "Das kommt mir irgendwoher bekannt vor" Ich schloss die Augen kurz, nur um sie dann wieder zu öffnen. "Ich meine es ernst! Das Sonskyn Rudel hat dein Rudel unter Kontrolle! Hast du das etwa vergessen?" Er verdrehte die Augen, als wäre es ihm egal. "Es ist nicht mehr mein Rudel! Ich habe damit nichts mehr zu tun", sagte er gernervt und meinte es anscheinend auch so. Fassungslos starrte ich ihn an. "Also hattest du nie vor etwas dagegen zu machen?", fragte ich verständnislos. Er nickte. Wütend drehte ich mich um und lief weiter. Was war nur aus ihm geworden? So ein Feigling. Ich stapfte wütend weiter, doch mein Handgelenk wurde festgehalten und ich somit umgedreht. "Was?", patzte ich zickig zu ihm hoch und er seufzte. "Ich würde da nicht weiter gehen" "Das ist meine Sache, wo ich lang gehe!", sagte ich wütend und löste mich aus seinem festen Griff.

Ich ging einfach weiter, doch als ich einen weiteren Schritt machte wurde mein Fuß umfesselt und mit einem Schrei wurde ich nach oben gezogen, sodass ich nun rückwärts am Baum hang. Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten und war froh, meine Haare in einem Zopf zu haben. "Ist das dein Ernst? Lass mich sofort runter!", rief ich und versuchte Aspen nieder zu starren, der sich gelassen an einen Baum lehnte. "Ich habe dich doch gewarnt", sagte er schulterzuckend. Ich knirschte mit den Zähnen. "Davor ", zeigte ich auf die Fessel an meinem Bein. "Aber nicht!" "Seit wann bist du denn so aggressiv, Mera?", fragte er und verdammt... Mein Name aus seinem Mund hörte sich so gut an... "Lass mich runter!", sagte ich genervt, mir nichts von den kleinen Schwärmereien in meinem Kopf anmerkend. Langsam wurde mir schwindelig. "Wie lautet das Zauberwort?" Wütend starrte ich ihn an. Den Sieg würde ich ihm ganz sicher nicht geben, lieber würde ich für mein restliches Leben hier oben hängen bleiben. Er hatte wohl meine Entscheidung bemerkt, denn er sagte. "Dann kannst du auch nicht runter" Er grinste, als ich wütender wurde. "Du bist so ein... Arschloch!", rief ich nach kurzem Überlegen. Das Wort hatte mir Lis beigebracht, sodass ich es gegen Ronno verwenden konnte, der mich immer aufzog. Wie gerne ich jetzt bei ihr wäre... "Wow Mera", sagte er und lachte, was mein Herz höher schlagen ließ. Er hatte so ein schönes raues lachen... Es war viel heller, als seine normale Stimme. Niedergeschlagen  ließ ich die Arme baumeln. "Bitte lass mich einfach runter", sagte ich nun flehend, auch wenn ich mich eigentlich selbst befreien könnte, würde ich meine Fähigkeiten benutzen, aber ich war zu schwach. "Mir wird schwindelig", nuschelte ich peinlich berührt. "Naa gut... Die Falle war ja sowieso für Beute gedacht" Er zog aus seiner Hosentasche ein Messer und ehe ich mich versah, fiel ich schon in starke Arme. Ich rückte jedoch direkt von ihm ab und sagte ein knappes "Danke" Von meiner Wut von vorhin keine Spur, auch wenn sie wieder anschwellte, wenn ich daran dachte, was er gerade eben gesagt hatte. "Wo warst du eigentlich die ganze Zeit?", fragte ich nun und starrte zu Boden. Ich hatte ihn ehrlich vermisst, auch wenn wir uns nur für eine kurze Zeit gekannt hatten. Sein rotes Auge mit Braunstich und das weiße starrten mich kurz nachdenklich an. Ich liebte seine Augen. Dann sagte er: "Überall. Eine eindeutige Antwort kann ich dir nicht geben" Weiterhin fragend sah ich ihn an. "Ich war beim Schwarzmarkt, verschiedenen Dörfern, hab Jobs erledigt, hab Geld verdient. Hatte für eine kurze Zeit einen Wohnort...", murmelte er und dachte nach. Ich nickte. "Und wo lebst du jetzt?" Er sah nachdenklich seitlich zu mir herunter. "Ich habe eine kleine Wohnung, die ich mir mit jemandem teile. Ich lebe dort mit anderen Rouges, aber ich bin nicht so oft dort", sagte er in Gedanken versunken und neugierig sah ich ihn an. "Was sind denn Rouges?" Den Begriff hatte ich noch nie gehört. Er lachte. "Du bist so unerfahren" Meine Wangen röteten sich leicht und ich hoffte er sah es durch den Dreck in meinem Gesicht nicht.

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Der verbotene WaldWhere stories live. Discover now