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Es war ein gewöhnlicher Sonntag. Alles lief normal und um 16 Uhr wartete ich geduldig auf den Jungen mit den schwarzen Haaren, doch er kam nicht. Verwirrt darüber, dass er den Deal nicht einhielt, wartete ich dennoch weiter und als es 17 Uhr wurde stutzte ich. Sonst war er doch auch immer über pünktlich. Gerade als ich in die Bibliothek gehen wollte ruckte es am Fenster und ängstlich wich ich zurück. War er das? Oder doch jemand anderes? Mein Herz schlug unangenehm hoch und mir wich alle Farbe aus dem Gesicht, als ich blutgetränkte Hände sah, die sich um die Kante legten. Ich hörte ein Ächzen und wollte schreien und griff hinter mir nach der Tür, doch da sah ich von wem diese waren. Meine Hand löste sich vom Türgriff, weil ich pechschwarze Haare erkannte. Ich wusste sofort sie gehörtem dem Jungen. Mit Bedacht näherte ich mich ihm, um ihm zu helfen, doch dann hatte er sich schon hochgezogen und landete mit einem Knall auf dem Holzboden. Er stöhnte auf und ich erhaschte einen Blick auf seinen Körper. Es sah so aus, als hätte er gekämpft. Nur mit Mühe stand er auf und sah mich nun mit ängstlich, gequälten Augen an. Ich hielt verängstigt inne. "Mera - du!" Er keuchte kurz und fasste sich an den Bauch, als er sich abstützte. Überall war Blut. An seinen Händen, an seiner Kleidung und an seinem Kopf klaffte eine Wunde. "D-du musst uns helfen", sagte er mit gebrochener Stimme und sofort fing ich an zu zittern. Uns? "W-was ist passiert?", fragte ich zögernd, doch hielt einen gewissen Abstand von ihm. "Die Shazas... Sie haben uns überfallen. Du musst mit mir kommen" Meine Augen rissen sich auf. Die Shazas. Sofort stiegen mir scheußlische Bilder von Ihnen in den Kopf, doch ich versuchte sie, so weit es ging zu verdrängen. "Ich hole Hilfe!", sagte ich und wollte schon verschwinden, als seine blutverschmierte Hand mein Handgelenk umfasste. Ich starrte auf seine Hand. "Das geht nicht! Sie würden uns nicht helfen! Du bist die Einzige die helfen kann" Ich runzelte verwirrt die Stirn. "Ich habe viel erfahren, als ich gelauscht habe, aber jetzt musst du uns helfen und zwar schnell!" Ich stand hilflos da, wusste nicht was ich tun sollte. Wusste nicht, wieso ich die Einzige war, die helfen konnte. Wusste nicht, wie ich helfen konnte, doch ich vertraute ihm dieses Mal. Ich legte meine Zweifel ab und folgte ihm. Er sprang aus dem Fenster und ich hielt erschrocken die Luft an. 'Das war zu hoch' schoss es mir durch den Kopf und ängstlich starrte ich hinab. Er stand auf dem Boden. Wie? "Ich werde dich auffangen", sagte der blutverschmierte Junge, dessen Namen ich immer noch nicht kannte. Ich zögerte. Würde er das?  "Versprochen", sagte er flehend und ich vertraute ihm. Vertraute ihm ein weiteres Mal und hoffte er würde sein Versprechen einhalten. Ich ließ mich fallen, die Augen fest aufeinander gepresst und nach einer viel zu kurzen Zeit, befand ich mich in zwei Armen, die mich schützend hielten und so schnell er mich noch gehalten hatte, so schnell ließ er mich auch wieder los, als hätte er sich verbrannt. Nun klebte auch an mir das Blut, doch das war mir egal. Wir rannten zusammen, ich war langsam, zu langsam fand wohl der Junge, denn keine Sekunde später verwandelte er sich in einen schwarzen Wolf und ich zuckte zurück. Seine Augen waren mir vertraut und ich wusste auch was sie verlangten, doch ich zögerte. Wieder einmal. Er wurde ungeduldig und ich übersprang meine Zweifel und setzte mich auf den Rücken des Wolfes. Hier ging es um Leben und Tod.

Ich klammerte mich an ihn und das war gar nicht so einfach, weil er unfassbar schnell war. Sein Fell war weich und erinnerte mich an das eines Welpens, so einen den unsere Nachbarin damals hatte. Es war gar nicht lange her, doch ich konnte mich nicht länger damit beschäftigen, denn schon baute sich vor mir ein prunkvolles Schloss auf und ein Dorf war zu erkennen, wie bei dem anderen Clan, nur war dieses hier dunkel und sah gefährlich aus. Ich stieg ab und der Wolf lotzte mich durch das Gestrüpp. Zuerst hörte ich es nur gedämpft, doch es wurde lauter. Es waren Schreie, aber auch knurrren und ich hörte wie Knochen brachen, als wir näher kamen. Mein Herz zog sich zusammen. Ich wusste nicht, was ich dagegen tun konnte. Ich stand hilflos da und der Wolf zog mich mit sich und plötzlich stand eines dieser scheußlichen Dinger vor uns und ich stockte. Sofort kamen die Erinnerungen hoch und ich zuckte zurück. Noch konnte ich fliehen, doch der Wolf neben mir ließ mich nicht. "Kehre in dich. Du kannst ihn besiegen, dass weiß ich, ich glaube an dich", sagte eine Stimme in meinem Kopf und ich erkannte, dass es die von dem Wolf war und ich fragte mich 'Wie war das möglich?' Schließlich aber hörte ich auf ihn. Ich ging in mich. Suchte in mir und plötzlich traf ich auf etwas. Etwas großes in hellen Farben, ich greifte danach, ich nahm mir etwas davon und ich spürte wie etwas warmes auf meine Hand glitt und ich öffnete meine Augen. Feuer. Meine Augen rissen sich auf. Wie war das möglich? "Stoß es nach vorne" Ich hörte gerade noch rechtzeitig auf ihn, denn kurz bevor er uns erreichte schoss meine Hand hervor und mein Feuer erreichte ihn, sodass er zurück kippte und stockend jauzte er auf. Er riss seine Augen auf und ein Ohrenbetorendes Brüllen ging durch das Königreich. Plötzlich hörten die Schreie auf, sogar das Knochen brechen und es fühlte sich so an, als würde die Welt stehen bleiben, als ich wieder auf das Monster sah, erkannte ich das es schon tot war, doch nun kehrten immer mehr zu mir. Ließen von ihren Opfern ab und kamen auf mich zu. "Sie wissen was du bist" Ich wusste es aber nicht. War ich eine Hexe? Ein Zauberer? Ich rückte zurück und versuchte mich hinter dem Wolf zu verstecken, der seine Zähne gefährlich bleckte, doch das schreckte die Monster nicht zurück. "Du musst es nochmal machen" , flüsterte er in meinem Kopf und ich stockte. Er wich zur Seite aus und hoffte. Sah mich aus seinen verschiedenen Augen Paaren an und glaubte an mich.

Der verbotene WaldWhere stories live. Discover now