■ KAPITEL 27 ■

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Es ist 6.
Ich packe noch schnell einige Sachen in meinen Rucksack, von denen ich denke, dass ich sie brauchen werde. Ich plündere alles ersparte, das ich noch finden kann, und habe ein schlechtes Gewissen, als ich meine Spardose für Car's Geburtstag öffne, um mich an dem Geld zu bedienen. Das alles müsste für einige Wochen reichen, hoffe ich.

Dad's Tür zum Schlafzimmer ist zu, als ich durch den Flur schleiche und so leise die Treppe nach unten gehe wie noch nie in meinem Leben. Reena wird durch mich wach. Sie liegt auf dem Sofa, wedelt mit dem Schwanz und sieht mich mit ihren treuen Augen an. Ich schlucke, streichle sie ein letztes Mal. Ich schaue auf mein Handy. GPS schalte ich aus. Ich will nicht gefunden werden. Ich darf nicht gefunden werden. Für Caroline hinterlasse ich einen kurzen Brief in ihrer Schultasche, die auf ihrem Stuhl am Esstisch steht.
Ich nehme mir meinen Schlüssel vom Schlüsselbrett, verschwinde wie ein Geist durch die Haustür und lasse diese still ins Schloss fallen. Meine Augen haben sich längst an die Dunkelheit gewöhnt.

Neben meinem Auto sehe ich ihn stehen.
Er lehnt an der Beifahrertür, lässig und ruhig, obwohl oben im Haus der Cop schläft, der einen Haftbefehl auf ihn erlassen hat.

"He-"

"Lass uns fahren.", brummt er leise. Er steigt sofort in den Wagen, nachdem ich aufgeschlossen hab. So, als würde er so wenig mit mir sprechen wollen wie möglich.

Ich setze mich hinters Steuer, den Rucksack werfe ich auf den Rücksitz, wo auch noch meine Handtasche liegt. Ich hab sie schon gestern Abend ins Auto gepackt. Wir fahren vom Hof, und im Rückspiegel sehe ich in Caroline's Zimmer ein Licht an gehen. Sie hat wegen dem Stein keine Fragen mehr gestellt. Ich hab ihr gesagt, dass das nur ein blöder Scherz war, und sie hat mir das zwar kein bisschen geglaubt, aber das Thema gut sein lassen.

Wir fahren am Haus der Gallerways vorbei, als ich frage: "Musik?"

"Nein", brummt er wieder. Er sieht zum Fenster raus.

"Was ist mit dir?"

"Nichts"

"Du lügst"

"Kannst du einfach deine Klappe halten?", zischt er nun. Ich sehe auf seinem Unterarm dort eine Kruste, wo er gestern noch geblutet hat. "Das hier ist kein Ferienausflug mit guter Laune."

"Das weiß ich auch."

"Dann versuch nicht, das alles aufzuheitern."

In Ordnung...

Er sitzt die Fahrt über still. Ich weiß nicht genau, wohin wir fahren, ich weiß nur, dass wir schon eine Weile unterwegs sind, als er sich wieder zu Wort meldet.

"Wir müssen dein Auto lackieren lassen."

"Niemand lackiert mein Auto."

Er säufzt laut. Wir halten an einer Ampel.
"Willst du, dass nach deinem roten Auto gesucht wird? Das Ding ist ein fahrender Feuerlöscher." Ich sehe zu ihm. Seine Augen starren mich von der Seite aus an. Keine Emotionen in ihnen. "Es muss lackiert werden."

"Na bitte", werfe ich meine Hände geschlagen hoch. Seine greifen nach meinem Handy.

"Es gibt da einen Laden hier in der Gegend, der so etwas macht...", er scrollt auf und ab, dann dreht er mir mein Handy entgegen. Irgendeine Autowerkstatt oder so. "Ist 10 Minuten von hier."

"Weißt du, wie viel das kostet?", frage ich. Er öffnet seinen Mund. "Ich will keine Antwort darauf, das kostet eine Menge. Und ich hab nicht genug Geld dafür."

"Dann müssen wir ein Auto klauen."

Die Ampel springt auf grün.
"Wir klauen kein Auto."

Er fasst sich an die Stirn.
"Dann sind wir beide geliefert."

SHADOWSOnde as histórias ganham vida. Descobre agora