SHADOWS

■KAPITEL 2■

Ich lasse Jake auf dem Spielfeld zurück, steige in meinen alten VW und mache mich auf den Weg zurück zur Arbeit. Meine Beine fühlen sich schwer an, dabei habe ich noch eine ganze Weile bis meine Schicht endet.

In meinem alten VW fahre ich zurück auf den Parkplatz, den von Hot Icers, der über all die Jahre eine recht anschaubare Wandlung gemacht hat. Früher waren es bloß Parkplätze, heute befindet sich nebenan noch ein Supermarkt. Auf dem Parkplatz stehen nun Einkaufswagen und Mülleimer, Fahrradständer und manchmal kommt dieser Kerl mit seinem Hot-Dog-Stand vorbei. Sammy liebt diesen Stand. Ab und zu hat der Hot-Dog-Kerl seine gutaussehende, blonde Mitarbeiterin dabei, die den Leuten Essen aufschwatzt. Das ist dann immer der Tag, an dem sich Sammy kaum noch auf seine Arbeit konzentrieren kann. Ihren Namen weiß er allerdings nicht, denn er beobachtet sie immer nur aus der Ferne.

"Willkommen zurück!", werde ich begrüßt. Tessa, die gerade hinter der Kassentheke steht und den Deckel auf einen Schoko-Milchshake setzt, grinst mich mit ihren weißen Zähnen an. Ihre blauen Augen strahlen in dem hellen Licht der Deckenleuchten.

"Hey", antworte ich mit einem Lächeln, das jedoch nur halb so breit ist wie ihres.

Ich gehe mit meiner Tasche an ihr vorbei, schlängle mich durch den engen Flur und sehe meine Kollegen am Tisch im Aufenthaltsraum sitzen. Ich lege meine Tasche neben Hailey's Stuhl auf dem Boden ab. Sie sieht mich kurz an, schiebt sich dann weiter ihren Salat in den Mund, auf dem ein Dressing liegt, das ich nicht genau identifizieren kann. Elvis scrollt auf seinem Handy rum und Lillian erzählt ihm währenddessen irgendwas über die Bäume, die vor ihrer Wohnung stehen und das ganze Sonnenlicht abschirmen. Ich atme durch, kehre dann zu Tessa zurück und helfe ihr, die Kunden zu bedienen. Als ich um die Ecke komme, wäre ich beinahe in sie rein gerannt.

"O Gott", schreckt sie auf und lacht gleichzeitig. "Hast du mich erschreckt."

"Sorry", grinse ich kurz. Sie lässt meine Arme wieder los, schaut mich mit ihrem offenen Blick an, der immer so viel aussagt wie: erzähl mir deine Geheimnisse! Vertrau mir dein Leben an!

"Weißt du, wann Samuel heute da ist?"

Ich schaue auf die Uhr hinter ihr, die viel zu schlicht aussieht, um in diesem bunten Laden zu hängen. Hinter Tess' Rücken bildet sich innerhalb von wenigen Sekunden schon wieder die nächste Schlange Kunden.

"Er sollte bald kommen."

"Das hoffe ich, es ist heute doch noch viel los."

Ich gehe an ihr vorbei, begrüße die Kunden und nehme die ersten Bestellungen entgegen.
Ein Eis, drei Kugeln, alle mit Pistazie.
Ein Erdbeershake.
Ein Spaghetti-Eis mit Erdbeeren.

"Du willst ihn doch nur so sehen.", stupse ich sie an als ich den Shake mixe und sie neben mir Vanilleeis aus dem Gefrierschrank holt. Ihre Augen sprechen, noch bevor sie es tut.

"Gar nicht wahr."
Sie ist süße 16 und schwärmt für Sammy, das weiß ich so fest wie ich weiß, dass Sammy damals in der Grundschule für mich geschwärmt hat.

Ich sende ihr einen Blick, übergebe dem Kunden seinen Shake und wende mich den nächsten Bestellungen zu. So geht es eine ganze Weile, bis dann Sammy durch die Tür geschneit kommt und eine Mütze auf dem Kopf trägt, da er den Wind draußen hasst, auch wenn die Sonne scheint. Er grinst mich an, winkt kurz. Tessa winkt zurück, ich nicke ihm bloß zu. Sie starrt ihm noch eine Weile nach, während ich meinem letzten Kunden in der Schlange ein Eis mit Kirschen verkauft habe, und dieser dann durch die Tür nach draußen geht.
Sie seufzt neben mir leise auf.

"Du magst ihn."

Mit offenem Mund dreht sie sich zu mir, holt aus und will mir gerade auf den Arm hauen, da kommt Sammy aus dem Flur und zu uns gelaufen. Er legt seine Arme auf dem Thresen ab, gegenüber von uns, und sieht uns durch die blauen Augen an, die genau so aussehen wie unsere Eissorte Himmelblau.