■ KAPITEL 24 ■

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Meine Beine fühlen sich wie Wackelpudding an, als wir wieder in meinem Zimmer sind. Dad sitzt wahrscheinlich unten. Caroline ist mit Kopfhörer im Ohr eingeschlafen. Ich hab in ihr Zimmer geschaut, nur um sicher zu gehen, dass sie auch bloß nichts mitbekommen hat.

"Hier", zeige ich auf den Mülleimer, in den er das Kondom wirft, das er in Klopapier eingerollt hat. Ich sehe in einen Spiegel. Mein Gesicht ist knallrot, meine Augen sehen müde aus und meine Haare sind eine Katastrophe. Ich muss später noch mal duschen gehen - ohne ihn, das steht fest. "Ich sehe beschissen aus."

"Du siehst gut aus. So gut, wie man nach Sex eben aussieht."
Wir hatten Sex.
Bedeutungslosen, normalen Sex, den wir beide gebraucht haben. Keine Gefühle für einander, gar nichts. Das war nur Sex, mehr nicht.
Ich bin nicht in ihn verliebt, er ist nicht in mich verliebt...

"Das ist mal ein Kompliment." Ich gehe mir durch die Haare. Es ist keine zehn Minuten her, da war er noch in mir, und jetzt stehen wir in meinem Zimmer und ich gucke mich wie ein Zombie im Spiegel an. Frustriert drehe ich mich um. Er steht direkt vor mir.

"Worüber machst du dir Sorgen?"

"Darüber, was gleich passieren wird, wenn ich nach unten gehe." Er will zwar nur reden, aber bei ihm heißt das nie was gutes. Vielleicht will er über Cederic reden...ganz bestimmt nicht. "Er darf dich hier nicht sehen, okay?"

Er setzt sich aufs Bett, gelassen und mit den Armen hinter seinem Kopf verschränkt, als er sich auf seinen Rücken legt. Sein Shirt rutscht hoch, man kann seinen Bauch sehen.
Mein Körper erinnert sich noch immer viel zu gut an das Gefühl, als er von hinten-
Ich muss damit aufhören.
Je mehr ich daran denke, desto größer wird das Verlangen, mich demonstrativ auf ihn zu stürzen und das alles noch ein Mal zu erleben.

"Soll ich für immer dein Geheimnis bleiben?"

"Du bist doch nicht mein Geheimnis." Doch, das ist er. Ich verstecke ihn vor meinem Vater. Ich wollte nicht mal, dass meine Schwester von ihm weiß.

"Du weißt, dass er das irgendwann rausfinden wird.", sagt Tj. Er beobachtet mich dabei, wie ich im Zimmer meine Runden drehe. Ich bleibe vor dem Bett stehen. "Du kannst mich nicht für immer verstecken."

"Ich will dich ja auch nicht verstecken.", antworte ich. Er setzt sich auf. Die Flecken an seinem Hals machen mich noch immer fertig. Ich stehe vor ihm, vor seinen Beinen, und er greift nach meinen Händen. "Ich brauche nur-"

"Zeit", beendet er. "Ich weiß"
Er zieht mich zu sich, auf seinen Schoß. Seine Hände legen sich wie automatisch, als sei das reine Angewohnheit, auf meinen Hintern. "Alles wird gut, glaub mir."

"Das sagst du so einfach." Meine Hände umfassen sein Gesicht. Ich muss es ihm sagen. "Es gibt vielleicht ein Problem."

"Das Problem, über das du dir Sorgen machen solltest, ist wohl eher, ob du morgen noch laufen kannst. Ich denke, du wirst ziemlich wund sein."
Er lächelt, aber ich steige nicht mit ein.

"Es gibt vielleicht noch eine Akte von dir."

Sein Lächeln verschwindet.

"Ich dachte, du hast sie gelöscht."

"Die im Computer, ja. Aber wahrscheinlich ist da noch eine. So eine, wie die von David, an die ich nicht gedacht hab. Wenn Jake dich wirklich anzeigt, dann kannst du in Schwierigkeiten kommen. Die können dich verhaften und vorübergehend in eine Zelle stecken."

Er sieht mich nicht mehr an. Seine Augen schauen zu dem Bild meiner Familie, das bei meinem Schreibtisch hängt.

"Ich muss diese Akte kriegen.", ergänze ich.

SHADOWSWhere stories live. Discover now