Kapitel 22 - Amanda

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Bevor sich unsere Wege sich trennen?", fragte Aden und sah dabei recht unglücklich aus. Ich biss mir auf die Lippe, da ich realisierte, dass meine Worte Aden verletzt hatten. Das verwirrte mich wiederum, weil ich gedacht hatte, dass Reue in seinen Augen gesehen hatte. Ich hatte die Situation doch nur klären wollen, ohne dass es seltsam werden sollte. Stattdessen hatte ich das Gegegenteil bewirkt.

Trennen sie sich denn nicht?", fragte ich nun und ließ Aden meine Verwirrung sehen. Etwas blitze kurz in seinen Augen auf, aber dieses Mal konnte ich das Gefühl nicht bestimmen, da er fast schon im selben Moment sagte: „Nein. Also, ich... Okay, es war nicht sehr clever, sich für den Kuss zu entschuldigen. Das kam sicher falsch rüber. Ich hatte nur gedacht, dass es vielleicht nicht der beste Ort dafür gewesen ist." Etwas in mir regte sich. Aden beendete immer wieder den Augenkontakt, bevor er mich wieder ansah, als fühlte er sich unwohl. Log er gerade?

Ich verkniff mir ein Seufzen und vermied es, ihm mein aufflammendes Misstrauen zu zeigen. Und hier waren wir wieder. Bei Menschen, die nicht sagten, was sie meinten. Irgendwas wollte Aden nicht sagen. Vielleicht wollte er es nicht direkt verheimlichen, aber er wollte es auf jeden Fall nicht aussprechen und ich hatte keine Lust, ihn direkt danach zu fragen, warum er den Kuss wirklich bereute. Darum beließ ich es dabei und setzte ein Lächeln auf, wie ich es oft für meine Arbeit tat.

Na ja, ich glaube wir haben den anderen immerhin eine gute Show geboten, ich mein sieh dich an. Es gibt bestimmt einige Frauen, die mit mir hätten tauschen wollen." Ich grinste, weil ich mir ehrlich vorstellte, dass das wahr sein konnte. Aden sah mich verdutzt an, schüttelte dann amüsiert den Kopf und grinste ebenfalls. Bevor er aber etwas erwidern konnte, zog ich mein Handy aus der kleinen Tasche an meinem Oberschenkel und sah auf die Uhr. Noch während ich es wieder zurück schob, hatte ich die Uhrzeit wieder vergessen. Das passierte mir recht oft, aber ich hatte schon von so vielen Menschen gehört, dass es ihnen ähnlich wie mir ging. Doch mich hatte die Uhrzeit jetzt auch nicht wirklich interessiert, weshalb ich das Handy in der Tasche ließ und wieder zu Aden sah.

Ich muss mich langsam auf den Heimweg machen. Danke für das Joggen und dass du dir die Zeit genommen hast."

Aden sondern nickte, wirkte aber ein wenig enttäuscht. „Soll ich dich noch nach Hause begleiten?", fragte er. Ich lehnte dankend ab. Es war nett gemeint, aber zum einen war es helllichter Tag und zum anderen würde die Stimmung zwischen uns heute sicherlich nicht mehr ganz so ausgelassen sein wie vor dem Kuss. Aden akzeptierte meine Entscheidung und wollte nicht krampfhaft den Gentleman spielen, was ich sehr nett fand. Ich fand es manchmal mehr als nur aufdringlich und heuchlerisch, wenn Männer sich über ein „nein, danke" hinwegsetzten und trotzdem etwas Gutes für eine Frau tun wollten. Selbst, wenn sie es wirklich nur mit guten Absichten und ohne Hintergedanken taten. Denn das war einfach keine Entschuldigung dafür.

Aden trat auf mich zu und umarmte mich. Ich war zu überrascht, um reagieren zu können. Bevor ich die Umarmung aber richtig erwidern konnte, löste er sich auch wieder schon von mir und verabschiedete sich. Ich tat es ihm lächelnd gleich und drehte mich im selben Moment um, als er es tat, um seinen Heimweg einzuschlagen. Zu meinem Erstaunen hatten wir uns ganz in der Nähe des Cafés getrennt, wo wir uns auch getroffen hatten, weshalb ich keine zehn Minuten brauchte, um nach Hause zu laufen.

In meiner Wohnung angekommen, stellte ich die rote Lampe wieder an, nur um im nächsten Augenblick einen Zettel von Victoria auf dem Küchentresen zu finden, dass sie mit ihren Eltern essen war. Die Lampe ließ ich trotzdem an, damit sie sah, dass ich Zuhause war, wenn sie zurückkommen würde. Ich stellte mich unter die Dusche und genoss das warme Wasser, das den Schweiß vom Joggen wegwischte und damit auch ein wenig meine rasenden Gedanken beruhigte.

Color of your VoiceWhere stories live. Discover now