Prolog

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Grelles Licht. 

Es war, als würde man sich in einem Operationssaal befinden und die Lichter einem ins Gesicht blenden. 

Sekunden, in denen ein junges Mädchen, im Alter von 23 Jahren, nur darauf wartete... auf was wartete? 

Sie wusste es nicht. Sie war verwirrt und verspürte ein dumpfes Pochen auf ihrem Hinterkopf. Langsam schienen sich ihre Augen an das grelle Licht zu gewöhnen. Sie nahm Menschen um ihr wahr, die ihr nicht einen Blick würdigten.

War das normal, ignoriert zu werden?

Das Mädchen wusste es nicht, noch weniger verstand sie, wo sie sich befand oder was im Grunde genommen passiert war? Wer war sie? Was machte sie hier? 

Eine bessere Frage: Warum war sie hier? 


Erst später realisierte sie, dass der Boden aus weißen Wolken bestand, die ihre nackten Füße nicht durchblicken ließen. Sie waren angenehm kühl und kitzelten ihre Zehennägeln. Trotz des mangelnden Wissens erwachte Interesse in ihr auf, auch wenn es gerade unpassend erschien, aber sie war nun einmal ein Mädchen, welches den Moment beachtete und nicht den was-wäre-wenn-Fragen Glauben schenkte. Im Grunde genommen blieb ihr nichts anderes übrig, als einfach dem innerlichen Drang zu folgen. Ihre Augen glitten zu den in weiß gehaltenen Treppen, auf denen sich die Leute sammelten und sich in zwei Reihen aufstellten.

 

Sie wollte sich in ihrem weißen herabfallenden Kleid hindurch drängen, doch die Sicht wurde ihr versperrt. 

"Hey, nicht drängeln. Stell dich wie alle anderen an" mürrisch wagte sich ein alter Mann zu sprechen, wo Andere ihm zustimmten. Nickend trat sie zurück. Sie war verschreckt und einfach nur so verwirrt, gleichzeitig konnte sie es nicht abwarten, was geschehen war. Ob Angst zu haben berechtigt war oder nicht, sie liebte das Abenteuer und das, was hier gerade, vermutlich in ihrem Kopf passierte, schrie nach purer Mystery.

 

Sie konnte es sich nicht anders erklären. Es musste sich doch alles in ihrem Kopf ereignen. Wahrscheinlich würde bald ihr treuer Wecker läuten und sie daran erinnern, wie langweilig ihr Leben gerade war. Perfekt. Einfach perfekt. Sie hatte einen Job, sie hatte eine Wohnung, sie hatte eine Katze. Es war einfach perfekt und langweilig. 

 

"Der Nächste" hörte man entfernt eine schrille Stimme, die einem Mädchen gehören musste. Zumindest glaubte sie es, wissen würde sie es später. 

Immer mehr Menschen schienen sich einzureihen. Die Schlange schien unendlich lang zu werden. Es hätte Minuten sein können, wo sie am selben Fleck stand oder auch Stunden, aber etwas in ihr ließ sie seelenruhig warten. War es die friedliche Atmosphäre oder einfach nur diese Wolken, die eine Barriere bildeten? 


"Der Nächste" hörte man die schrille Stimme wieder. Sie wurde vorgestoßen. 

"Entschuldige"

Braune Kulleraugen, lockiges Haar und ein Teint, auf dem sie schon immer eifersüchtig gewesen war. Die Sorte von Mädchen, die sie beneidet hatte. Die Sorte von Mädchen, mit denen sie zu gerne befreundet gewesen wäre, doch nicht getraut hatte, anzusprechen. 

Kolina - Gottes Gnaden Where stories live. Discover now