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Hades und Blaire materialisierten in einer engen, aus Backsteinen gepflasterten Straße. Lautes Gemurmel der Passanten und Passantinnen, die ihre Kinder an sich drückten, übertönten Hades Flüstern.

"Passen Sie doch auf", hupte ein genervter Taxifahrer einen Jungen auf einem Skateboard, der ihm dreist seinen Mittelfinger präsentierte.
"Wo sind wir hier?" fragte Blaire, dabei ließ sie ihre Augen um die gelben Taxis und Menschen wandern. Ihr Kopf schoss rauf und blickte zu einem glasklaren Himmel, die Sonne schien auf sie herab. Die Lichtstrahlen sendeten UV-Licht, doch es erwärmte sie in keinster Weise. Sie waren auf der Erde. Doch was machten sie unter den Menschen? Und vor allem wie konnten diese Menschen Hades schwarze Rauchwolken ignorieren.

"Downtown Manhattan", flüsterte Hades ihr ins Ohr. Nicht weil er sie erregen wollte, obwohl er das ziemlich gerne machte, sondern sie hätte ihn sonst nicht verstanden. Hades ließ sie weiterhin die vorbeilaufenden Menschen beobachten, als seine Hand sich leicht um ihren Ellbogen schloss, um sie indirekt aufzufordern voranzuschreiten. Es war ein Instinkt, den jeder verstehen würde. Hades wunderte es nicht, als Blaire langsam voran tritt. Er versuchte, sie von störrischen, gaffenden Männern abzuschirmen.

Blaire stattdessen musste aufpassen, dass die umzingelten Frauen ihn nicht ansabberten. Bemerkte er nicht die Blicke? Sie wunderte sich, was in seinem Kopf vorging. Weiterhin grimmig folgte sie Hades Schritt auf Tritt. Es brauchte vermutlich 10 Minuten, sich durch die Menschen hindurch zu drängen, bevor sie an einer heruntergezogenen Straße ankamen. Polizeiwagen ertönten und Blaire musste kurz innehalten. Sie konnte sich kaum an die Erde erinnern. Sie hatte vergessen, wie laut es doch sein konnte und wie anders das Leben danach war.

Hades ließ Blaire nicht aus den Augen. Er zog sie an ihrer Hand die Straße runter, wo hin und wieder Köpfe aus Fenstern heraus stachen, die in einer verbeugenden Haltung ihren Gott begrüßten.
"Sind das..." Hades klärte ihre Frage auf.
"Kolinas und Wächter, die zu Überwachungsdiensten herbefördert werden. Manchmal brachten Naturgewalten plötzliche Todesopfer. Eine Hand mehr würde helfen"
Blaire nickte ihm nur zu und versuchte, den Kolinas zumindest zurückzulächeln. Es waren viele. Mehr als sie in der kurzen Zeit zählen konnte.

Sie kamen vor einem Antiquitäten Laden vorbei und hielten an einer verriegelten, roten Tür an. Es sah schäbig und ziemlich mitgenommen aus. Hades klopfte dreimal, bevor er wieder ansetzte und nochmal dreimal anklopfte. Die Tür fiel in sich zusammen und präsentierte eine weitere elegantere und noblere Tür, deren Türgriffe aus Gold bestanden.
Hades hielt Blaire die Tür auf. Bedacht zog er sie in den Raum, bevor die Illusion wieder die edle Tür mit der vorherigen überdeckte.


"Krank" nuschelte Blaire entzückt vor sich hin und nahm nun den Raum auf.

Dunkelblaue Wände, die durch weiße Sprenkel glitzerten. Sie wollte es nicht eingestehen, doch schienen es Diamanten zu sein. Ihr Blick fiel auf den Karat großen Kronleuchter, der mit jedem ihrer Schritte heller leuchtete.
"Richard", rief Hades nach einem unbekannten Wesen. Blaire war viel zu verstört gewesen, um irgendetwas sich vorstellen zu können. Nicht seitdem sie eine Kolina war.


Auf Kommando trat ein prächtiger und hübscher Junge in den Raum.

"Hades", er streckte seine Arme aus, um ihn in eine Umarmung zu holen, doch Hades schien eher desinteressiert Abstand zu halten.

Er seufzte, als Richard ihn doch in eine zog.

"Und wer ist denn diese schöne, junge Dame?" Blaire fand ihn durchaus amüsant. Mit seinem unvergesslichen spanischen Akzent und den prächtigen schwarzen Haaren, die ihm bis zu seinen Hüften gingen, konnte man ihn nur lieben.
"OMG... hör auf", schnalzte er seine Hand auf Hades Unterarm.
"Deine Kolina." Hades nickte Richard nur genervt zu und verdrehte dabei seine Augen, als Richard auf seine schwarzen Stiefel, die zehn Zentimeter Absätze aufwiesen, quietschend zu Hüpfen begann.

"Ich muss dir unbedingt die neueste Kollektion zeigen." Warum wusste das Hades schon? Blaire wurde überrumpelt von einem enthusiastischen Richard mitgezogen. Eine Vitrine kam vom Boden zum Vorschein und hielt auf Nabelhöhe an. Licht wurde durch das Glas der Vitrine gespendet. Der ganze Raum hellte auf und erst da fielen Blaire die unzähligen Diamantketten und Edelsteinringe auf. Hades Augen konnten nicht von Blaire lassen. Das reflektierte Licht der unzähligen Diamanten sammelte sich in ihrem Blau und ließ es wie ein endloser Ozean schimmern. Er konnte darin ertrinken und irgendwie wünschte er sich es auch.

"Wie gefällt dir dieser?" Richard ergatterte wieder ihre Aufmerksamkeit.
"Oder der?" Unzählige Ringe in diversen Größen und Farben wurden vor ihre Nase geworfen. Es war überwältigend, wie viele verschiedene Sorten es an Ringe gab. Sie waren alle schön, aber wozu...
…fragend suchte sie Hades Blick auf, der seelenruhig zu ihr starrte. Sie verstand es nicht. Was hatte der Besuch bei einem unter Menschen versteckten Juwelier auf sich?

Langsam kam Hades aus seiner Trance raus. Seine Beine brachten ihn zu der Theke, dabei entgingen ihm nicht Blair's Augen, die auf eine Antwort wartete.
"Richard, ich will Asterismus."
"Ach ja. Total vergessen." Richard verschwand kurz hinter der Theke, bevor er mit Ringen mit schwarzen Edelsteinen herauskam. Blair's Lippen teilten sich, als sie eine schwarze Träne entdeckte, die durch feine Silberfäden umschlossen war und an einen weißgoldenen Ring aufgesetzt war.
"Toller Edelstein, nicht wahr?" Blaire konnte nur nicken.
"Such dir eines aus", forderte Hades.

Er sah, welchen Ring sie bevorzugte. Doch Blaire zögerte. Hades ließ sie ihn nicht mehr weiter auf die Folter spannen. Schnurstracks nahm er den bevorzugten Ring und setzte ihn an ihren linken Ringfinger.
"Trage ihn für mich."

Kolina - Gottes Gnaden Where stories live. Discover now