Kapitel 28

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 "Liebe ist nicht das, was man erwartet zu bekommen, sondern das, was man bereit ist zu geben." ~ Katharine Hepburn


 „Belle?", Luis Stimme zitterte so sehr. Seit einigen Minuten starrte er mich schon an. „Aber er...er hat...er hat auf dich geschossen. Wie kannst du hier sein?", fragte er schließlich leise. „Er hat nicht auf mich geschossen. Er hat auf die Wand geschossen. Ich lebe. Oh Luis ich lebe!", sprach ich ruhig und sah meinem Freund dabei in die leuchtenden Augen. Doch dieser antwortete nicht, sondern schloss mich einfach wieder in seine Arme. Es fühlte sich so gut an. So geborgen. Nach all dem Schrecken den wir beide in den letzten Wochen durchlebten, fühlte sich diese Umarmung wie ein Neuanfang, wie Hoffnung an.

Ich wusste wie schwer es sich anfühlte eine geliebte Person zu verlieren. Für den Moment erschien einem das eigene Leben nicht mehr lebenswert. Ständig fragt man sich wie man jetzt weitermachen solle. Wie das Leben jetzt wohl ist. Man stellt sich ein Weihnachtsfest ohne diese Person vor und bekommt ein komisches Gefühl im Bauch. Wenn man die Tränen erstmal zulässt, hat man das Gefühl nie wieder aufhören zu können. Man fühlt sich plötzlich so unendlich allein. Jeder Abschied fällt einem schwer. Und es dauert bis solche Wunden heilen.

Als meine Mutter verschwand und mein Vater mir erzählte, dass sie vermutlich tot war, brach meine Welt um mich zusammen. Ich hatte meine Mutter sehr geliebt und sie nun zu verlieren war sehr schmerzlich.

„Warum hat dieser Mistkerl uns das nur angetan?", murmelte mein Gegenüber und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich zuckte mit den Schultern. „Lass uns zum Haus gehen," schlug ich vor „dann kann er dir alles erklären." „Er ist hier?", überrascht hob Luis die Augenbrauen. Ich lachte kurz auf, nahm ihn an der Hand und sagte: „Glaubst du er lässt mich einfach alleine los? Was wenn ich abhaue?" und mit diesen Worten machten wir uns auf den Weg zu dem gemütlich warmen Ferienhaus.

Dort angekommen, zogen wir schnell unsere langen Mäntel aus und begaben uns in das gemütliche Wohnzimmer. Zuerst wurden wir freundlich von der kleinen runden Dame begrüßt, die dann schnell in der Küche verschwinden wollte um uns einen Tee zu kochen.

Neben einem Kamin, in dem ein knisterndes Feuer brannte, standen zwei sehr einladend aussehende Ohrensessel. In einem von thronte Adam. Ja, er sah aus wie ein mächtiger König. Seine dunkle Kleidung und seine blonden Haare hoben sich perfekt ab von dem cremefarbenen Stoff des Sessels. Durch seinen aufrechten Sitz und seine klaren Augen wirkte er unglaublich majestätisch. Elegant hatte er die Beine übereinander geschlagen und beobachtete jeden Schritt den Luis und ich machten.

„Schön dich wieder zu sehen.", sprach Adam leise und vorsichtig. Er hatte seinem besten Freund schlimmes angetan und musste nun darauf achtgeben, ihn milde zu stimmen. Nicht gleich wieder Salz in die Wunde zu streuen. „Wenn ich ehrlich bin, hast du schon mal besser ausgesehen.", murmelte Luis gedämpft. Er blieb auf Abstand. Vermutlich hatte er Angst, das Adam ihn wieder verletzten würde. Doch dieser tat nichts dergleichen. Er stand auf, ging ein paar Schritte auf seinen besten Freund zu und schloss ihn in eine herzliche Umarmung.

Auch wenn es keiner von beiden je zugeben würde, aber sie hatten sich vermisst. Denn sie brauchten einander.

Nach ein paar Momenten lösten sich die beiden voneinander. „Wir sollten über Nacht hierbleiben und morgen wieder aufbrechen.", entschied Adam.

...

Ein paar Stunden später lag ich in einem gemütlichen Bett in einem kleinen Zimmer im Obergeschoss. Es war das alte Zimmer von Luis Schwester Pheobe. Nebenan lag Luis in seinem alten Zimmer und den Gang runter hatte Adam das alte Elternschlafzimmer bekommen, auf welches ich freiwillig verzichtet hatte, um näher bei Luis zu sein. Nach einem stillen Abendessen hatte jeder sein Zimmer aufgesucht und seitdem war es ruhig im Haus geworden. Die Nacht war bereits über uns hereingebrochen, doch ich konnte einfach nicht schlafen.

Jetzt wo wir Luis wiedergefunden hatten und er wusste, dass ich am Leben war, kamen die Erinnerungen an das Gespräch mit meinem Dad wieder hoch. Er wollte mich einfach mit einem fremden Mann verheiraten um seine Ehre zu bewahren. Was war nur aus meinem liebevollen Daddy geworden? Ein arroganter, gieriger alter Mann...und mein Bruder? Alec? Er hatte all dem zugestimmt. Er hatte mich immer vor den bösen Männern beschützen wollen, und nun? Nun sollte ich einen von ihnen heiraten? Das war alles so surreal.

Resigniert warf ich die Decke zurück und schwang meine müden Beine aus dem Bett. Auf leisen Sohlen schlich ich hinunter in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu nehmen. Dabei sah ich aus dem Fenster in die dunkle Nacht, auf den dunklen verlassenen Strand. Wie würde meine Zukunft wohl aussehen?

„Kannst du auch nicht schlafen?", erklang plötzlich eine Stimme hinter mir. Erschrocken drehte ich mich zu der Stimme aus der Dunkelheit um. Adam stand mit einem verschmitzten Grinsen im Türrahmen der Küche. Er trug nur eine Jogginghose. Ich erhaschte einen Blick auf seinen freien, durchtrainierten Oberkörper. Über seinem rechten Hüftknochen hatte Adam eine Rose, die ihre Blütenblätter verlor, tätowiert. Er sah so wunderschön aus und das Bild des dunklen Königs verfestigte sich weiter in meinem Kopf.

Peinlich berührt schaute ich wieder auf den Boden. Ich hörte Schritte und bemerkte, dass Adam direkt vor mir zum Stehen kam. Kühle Finger legten sich unter mein Kinn und hoben es leicht an. „Was geht in diesem wunderschönen Kopf nur vor?", murmelte Adam mehr zu sich als zu mir. „Mein Dad...und seine Entscheidung mich zu verheiraten.", antwortete ich ihm ehrlich. Ein dunkler Schatten huschte über seine blauen Augen.

„Und warum kannst du nicht schlafen?", fragte ich, um das Thema zu wechseln. Adam lachte kurz einmal ironisch auf. Er ließ mein Kinn los und strich mir stattdessen eine lose Haarsträhne hinters Ohr, nur um mir danach sanft über die Wange zu fahren. Wir waren uns so nah, dass ich seinen heißen Atem auf meine Haut prallen spürte.

„Da ist dieses Mädchen, an das ich ständig denken muss. Sie ist so mutig und klug und doch bringt sie sich ständig in Gefahr. Aber das mit uns könnte nie funktionieren. Sie ist, eine so wunderschöne, sanfte Frau und ich bin ein brutales, selbstsüchtiges Biest." Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Biest hatte sich mir offenbart, hatte mir anvertraut, dass er sich in jemanden verliebt hatte. Irgendwie versetzten mir seine Worte einen Stich.

Mein Mund fühlte sich zwar trocken an, aber ich musste ihm irgendwas antworten. Ich wollte Adam etwas zurückgeben, er hatte mir ja schon so oft geholfen. Und so rutschten mir die Worte: „Warum versuchst du es nicht einfach mit ihr?", raus.

Und dann lagen seine Lippen plötzlich auf meinen...

Beast and his BeautyWhere stories live. Discover now