Kapitel 24

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"Folge nie der Menge, nur weil du Angst hast, anders zu sein." ~ Margaret Thatcher



Zitternd folgte ich Adam und Tarik in das große, dunkle Gebäude in welchem ich schon einmal gefangen war. Adams Griff um meinen Arm war fest und eisern. Ich hatte Angst, vor ihm und dem was geschehen wird, wenn ich wieder hier drin war.

 So wie er eben mit meinem Bruder und den anderen gesprochen hatte, hatte er mir richtig Angst gemacht. Aber das war sein Leben, eher seine Bürde. Deshalb nannte man ihn ja auch das „Biest". Nur hatte ich nie gedacht diese grausame und kaltherzige Seite von ihm jemals richtig kennen zu lernen. Also so richtig. Ein wenig wusste ich ja schon wie abweisend und grausam er sein konnte. Er hatte mir schon so vieles angetan und doch, auf eine gewisse Art und Weise hatte ich ihm vertraut und mich bei ihm sicher gefühlt.

 Ich bekam nur am Rande mit wie wir in den Fahrstuhl stiegen. Müde und entrüstet lehnte ich mich gegen die Wand kreuzte meine Arme vor der Brust und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Alles, wirklich alles was hätte schief laufen können in diesem Herbst war schiefgelaufen. Ich wurde entführt, meine Familie wurde bedroht, ich stand kurz vor meinem eigenen Tod, mein Bruder hatte eine Ehe für mich organisiert, ich war bei mehreren Schießereien dabei und war wieder hier gelandet. Langsam verließen die ersten Tränen meine Augen und fielen auf meine aufgeschürften Hände. Die Anstrengungen der letzten Stunden zerrten sehr an mir, weshalb sich meine Beine wie Pudding anfühlten und ich das Gefühl bekam kaum noch stehen zu können.

 Als sich endlich erlösend die Türen zu Adams Apartment öffneten, schaffte ich es noch ein paar kleine Schritte zu gehen ehe ich weinend auf dem Boden zusammenbrach. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt einfach nicht mehr. Es war zu viel. Viel zu viel. Ich hatte Angst, war verletzt und komplett entkräftet.

Ich spürte wie sich plötzlich zwei Arme um mich legten und ich langsam und vorsichtig hochgehoben wurde. Sofort wurde ich von körperlicher Wärme umschlossen. Von Adams Wärme. Er trug mich wieder zurück in „mein" Zimmer wo er mich schließlich aufs Bett legte. Kurz darauf kam Tarik mit einem erste Hilfe Koffer ins Zimmer. Dankend nahm Adam ihm den Koffer ab. Seine blauen Augen musterten mich aufmerksam während er langsam den Koffer neben mich aufs Bett legte und sich zu mir setzte.

 „Ich werde mich jetzt erstmal um deine Wunden kümmern und dann bist du mir glaube ich eine Erklärung schuldig.", sprach er leise. Zustimmend nickte ich ihm zu und sofort machte er sich fachmännisch ans Werk. Desinfizieren, säubern und verbinden. Als hätte er nie etwas anderes getan. Zwischendurch liefen nochmal ein paar Tränchen über meine Wange.

Als Adam nach einiger Zeit fertig war, setzte er sich wieder aufrecht hin und sah mir fest in die Augen. „Also kleine Belle. Was ist passiert?", fragte er mich. Ich wich seinem intensiven Blick aus indem ich die Bettdecke betrachtete. „I-Ich...Alec, er...", mehr brachte ich nicht raus, ohne wieder in Tränen auszubrechen. „Hey, schon okay.", flüsterte Adam und nahm sanft meine Hand. „Ich habe so Angst...", schluchzte ich schließlich. Adam sah mich für einen kurzen Moment an und nahm mich schließlich in seine Arme. Er drückte mich an seine Brust und flüsterte mir beruhigend ins Ohr: „Du brauchst keine Angst mehr haben. Du bist hier in Sicherheit. Niemand wird dir hier weh tun okay? Alles wird gut.". Beruhigend strich Adam mir immer wieder über den Rücken. Wieder und wieder und wieder. Nach einer Weile löste ich mich aus seinen Armen und sah ihm die Augen. „Danke.", sagte ich leise mit rauer Stimme. Irritiert sah er mich an: „Was meinst du?". „Ich glaube ich habe dir nie richtig gedankt. Für all das was du für mich getan hast." „Das ist doch klar ich meine ich..." „Nein...", unterbrach ich seinen Erklärungsversuch. „Ich meine das Ernst. Ich glaube ich habe es dir nicht wirklich einfach gemacht, mich nicht an die Regeln gehalten und dich an den Rand des Wahnsinns getrieben. Und du hast mich beschützt und auf mich aufgepasst. Und du hast mich gehen lassen. Und jetzt...bin ich wieder hier und du hast mich da unten einfach rausgeholt und...und dich wieder um mich gekümmert. Ich danke dir so sehr dafür. Du hättest das nicht tun müssen.", flüsterte ich. Adam atmete einmal tief ein ehe er schließlich antwortete: „Hör zu. Ich habe dir nur geholfen, um mir und meiner Gang damit zu helfen. Und eben habe ich dich rausgeholt, um deinen Bruder eins auszuwischen. Du bist nichts Besonderes hast du verstanden? Nur ein Mittel zum Zweck.". Und mit diesen Worten stand er auf, verließ das Zimmer und ließ mich allein zurück.

 Irritiert sah ich auf die Tür. Wieso war er so? Wieso war Adam in einem Moment so nett und liebevoll und im nächsten so ein...Biest? In einem Moment küsste er mich und im nächsten Moment schoss er auf mich. Ganz egal wie sehr ich mich anstrengte ihn zu verstehen, Adam hatte eine undurchdringbare Mauer um sich herum aufgebaut und ließ niemanden durch.

Verzweifelt ließ ich mich zurück in die Kissen fallen und fuhr mir mit den Händen durchs Gesicht. Ich war so blöde zu glauben Adam hätte wirklich ein Herz. Wütend über mich selbst drehte ich mich auf den Bauch und vergrub mein Gesicht im Kissen. Ich muss mit Luis sprechen...sofort. Wo war Luis nur wenn man ihn mal braucht?

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Erschrocken fuhr ich hoch und sah meinen Besucher erstaunt an. Unmöglich, dass Luis meine Gedanken las und jetzt zu mir kam. Und tatsächlich war es nicht Luis der jetzt in meinem Zimmer stand. Es war Tarik. Tariks Anwesenheit schüchterte mich schon immer ein. Er war groß, muskulös und hatte so einen finsteren Ausdruck in seinem markanten Gesicht. „Der Boss will dich in seinem Büro sehen. Jetzt!", sagte er monoton. Natürlich sprang ich sofort auf und folgte dem unheimlichen Mann durch das hell erleuchtete Wohnzimmer, über die Wendeltreppe nach oben bis vor eine schwere, dunkle Holztür. Tarik klopfte kurz an ehe er die Tür öffnete und den Blick ins innere Preis gab. An den Wänden waren riesige Regale. Teilweise bis oben hin gefüllt mit Ordnern und Akten und einige waren voll mit Büchern. Beeindruckt machte ich mich auf den Weg zu dem großen Schreibtisch in der Mitte des Raumes. Adam saß auf seinem Stuhl, den Kopf auf die beiden Arme gestützt und einen ernsten Gesichtsausdruck aufgelegt. Doch was mich am meisten schockierte war nicht der Raum an sich oder Adams ernste Miene. Es war der Mann, der bis eben noch mit dem Rücken zu mir an Adams Schreibtisch saß.

„Daddy?"

Beast and his BeautyWhere stories live. Discover now