Kapitel 10

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"Im Menschen ist etwas, das stärker ist als er, das ihn Wege gehen lässt, die ohne Ziel scheinen. Dennoch ist glücklich, wer auf ihnen geht."~ Alexandra David- Néel

Am nächsten morgen wurde ich durch lautes Gepolter auf dem Flur geweckt. Erschrocken setzte ich mich auf und wollte gerade zur Tür laufen, als mir unerwartet schwindelig wurde und ich mich erschöpft auf dem Bett zurückfallen ließ. Genau in diesem Moment riss jemand hektisch die Tür auf.

Luis kam aufgebracht zu mir ins Zimmer gestürzt und setzte sich augenblicklich neben mich. „Guten Morgen Belle. Wie geht es dir? Geht's dir besser? Du siehst noch blass aus, kann ich was für dich tun?", „Luis...Luis...hol mal Luft. Mir geht's fast gut. Was ist denn da draußen los?", unterbrach ich ihn in seinem Redeschwall. „Hör zu, Adam hat eine Besprechung einberufen. Ich muss leider auch dabei sein. Du musst unbedingt in diesem Zimmer bleiben okay? Das ist sehr wichtig Belle.", sagte er eindringlich. Ich nickte nur um ihm zu zeigen, dass ich verstanden hatte.

So schnell wie Luis gekommen war, war er auch wieder verschwunden und so war ich wieder allein. Ich erledigte meine Morgenroutine und machte mich über das Frühstück her, welches plötzlich auf einem Tablett in meinem Zimmer stand als ich aus dem Bad kam. Vermutlich hatte Luis es dort hingebracht.

Es vergingen gefühlte Stunden und noch immer hatte ich keine Ahnung was ich machen sollte. Das Buch hatte ich schon fast durchgelesen und meinen Kleiderschrank zum dritten Mal sortiert. Und zusätzlich war ich furchtbar neugierig und wollte unbedingt wissen worum es in dieser Besprechung ging. Also schlich ich mich leise aus dem Zimmer und durch den langen Flur um zum Wohnzimmer zu gelangen. Doch enttäuschender Weise fand ich dies leer vor. Die große, weiße Couch war unbenutzt und die Küche so aufgeräumt wie immer. Dann mussten sie bei Adam im Arbeitszimmer sein. So leise wie ich konnte ging ich also die Wendeltreppe nach oben und blieb hinter der Tür, hinter welche ich sein Arbeitszimmer vermutete, stehen und legte mein Ohr langsam an die Tür.

Gedämpft stießen Stimmen an mein Ohr. Doch leider verstand ich weniger als die Hälfte da alle doch recht leise sprachen. Ich verstand nur so Wortfetzten. Doch genau die ließen mich aufhorchen. Es waren Worte wie: Wölfe, Schutzgeld, Verschwunden und...Don De Manière. Das war mein Vater. Erschrocken schnappte ich nach Luft und stolperte zurück. Was zum Teufel hatte mein Vater mit all dem hier zu tun? Worum ging es? Fragen über Fragen schwirrten durch meinen Kopf und ich hatte einfach überhaupt keine Ahnung was ich tun sollte.

Leicht panisch lief ich die Treppe wieder runter und dann in mein Zimmer. Irgendwas stimmt hier gewaltig nicht. Ständig diese merkwürdigen Andeutungen von Adam, dann die Wölfe und jetzt das. Was hatte das alles nur zu bedeuten? Ich entschied mich einfach zu warten und dann später Luis oder vielleicht sogar Adam danach zu fragen.

Als es langsam anfing zu dämmern kam Luis tatsächlich wieder zu mir ins Zimmer. Er sah gestresst und fertig aus. Haben die wirklich den ganzen Tag diskutiert? Erschöpft ließ er sich neben mich sinken. „Was macht dein Fieber?", war das erste was er mich fragte. „Schon etwas besser danke. Ich könnte vielleicht einen Tee vertragen. Du siehst ganz schön fertig aus. War eure Besprechung so anstrengend?", antwortete ich neugierig. Luis stieß genervt die Luft aus seinem Mund ehe er sich zu mir drehte und mir fest in die Augen sah: „Egal was du versuchst, ich werde dir nichts von unserem Meeting erzählen okay? Und selbst wenn ich wollte, dürfte ich es nicht. Sowas kannst du wirklich nur mit Adam besprechen.". Enttäuscht sah ich auf meine Bettdecke. „Nah komm. Ich habe was gekocht. Du solltest was anständiges essen.", mit diesen Worten hielt Luis mir seine große Hand hin, welche ich sofort ergriff und mich von ihm in die Küche ziehen ließ.

Zu meiner Überraschung saß auch Adam auf einem der Barhocker. Als er mich bemerkte, drehte er sich sofort zu mir um. „Alles in Ordnung bei dir?", fragte r beiläufig als ich mich neben ihn fallen ließ. „Irgendwie schon.", sagte ich darauf einfach schlicht. Kurze Zeit später stellte Luis einen dampfenden Teller mit Curry und Reis vor meine Nase. Dann noch einen für Adam einen für sich. Wir wünschten uns einen guten Appetit und fingen still an zu essen. Tatsächlich sagte niemand ein Wort und auch als wir fertig waren und das Geschirr wegräumten, blieb es still.

Entkräftet ließ ich mich später auf dem Sofa fallen. Luis war der Letzte der sich zu mir gesellte. Leider aber auch derjenige der die Stille brach: „Belle, wolltest du Adam nicht etwas fragen?". Schockiert sah ich ihn an. „W-wollte ich das?2, stotterte ich nervös. „Was ist hier los? Luis? Belle?", mischte sich nun auch Adam ein. „I-ich also...ähm...Wie war denn euer Meeting so?", fragte ich leise. Sofort fingen Adams Augen gefährlich an zu funkeln. Innerlich verfluchte ich Luis dafür mich in so eine Situation reingeritten zu haben. „Was interessiert dich das?", fauchte Adam nun aufgebracht. „G-gar nichts.", so schnell ich konnte machte ich mich einfach klein und sah zu Boden. „Hm, sowas geht dich wirklich nichts an. Halt dich da raus. Offensichtlich hast du deinen Platz hier vergessen. Nur weil du jetzt vielleicht ein schönes Zimmer hast, heißt das noch lange nicht, dass du keine Gefangene mehr bist. Ich könnte dich auch jederzeit wieder in eine Zelle sperren lassen. Kein Problem.", Adams Stimme hatte einen bitteren Ton angenommen. Ängstlich sah ich nach oben. Luis saß ganz ruhig in seinem Sessel während Adam angespannt neben mir saß. Doch langsam machte sich ein anders Gefühl in mir breit. Wut...blanke Wut. Und von dieser Wut gepackt sprang ich auf und sah Adam böse an: „Was denkst du eigentlich wer du bist? Du wolltest meinen Vater töten und lässt dich stattdessen auf einen Deal mit mir ein und schleppst mich hier her? Glaub mir ich könnte mir auch schöneres vorstellen als hier rum zu sitzen. Und dann sind da diese ekelhaften Typen und irgendwie scheint mein Vater da mit drin zu stecken und dann läuft da irgendeine Sache mit Schutzgeld und keine Ahnung...Du machst dauernd irgendwelche Andeutungen...Ich komm da einfach nicht mit. Erklärt mir jetzt mal einer was hier eigentlich läuft???".

Geschockt sah Luis mich an doch Adams Gesicht war inzwischen wutverzerrt.

Ups...





Beast and his BeautyWhere stories live. Discover now