Kapitel 99

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POV Lukas
Berlin, ein paar Jahre später
In Gedanken versunken stand ich vor dem Kamin und schaute auf die Fotos von meiner Hochzeit. Ich hatte in den letzten Jahren so unglaublich viel gelernt, so viel erlebt, so viel davon habe ich gehasst, so viel davon hat mich fertig gemacht, und so viel davon habe ich genossen, geliebt und das waren die Erinnerungen, die ich nie wieder vergessen wollte. Fotos gab es nur von den wichtigsten, die, bei denen jemand dabei war, der Fotos machen konnte. Die intimsten Momente, die, wo nur Tim und ich dabei waren, von denen gab es keine Bilder. Bis auf den Faceswap, den wir vor einigen Jahren mit Snapchat gemacht hatten und der so viel unserer Freunde verstört hatte.

„Was machst du da?", fragte mich eine mir allzu bekannte Stimme, während sich zwei dünner Arme um meinen Bauch schlangen. Ich küsste den tätowierten Arm, strich über die weichen Haare und murmelte:
„Ich schau mir unsere Hochzeitsfotos an."
„Hmmmm", kam es von hinten.
„Was denn?", fragte ich und drehte mich zu Tim um.
„Naja, das ist doch schon ein Jahr lang her. Gibt es nicht etwas...wichtigeres, was du machen könntest?", meinte er verführerisch und ließ seinen Zeigefinger an meiner Wirbelsäule auf und ab tanzen. Ich sah meinen Ehemann fragend an und war mir nicht sicher, ob er einen Witz machte, oder ernst meinte, dass ich hier meine Zeit verschwendete. Außerdem hatte ich eine Gänsehaut, schon wieder. Tim rollte die Augen und küsste mich schnell dreimal auf die Wange.
„Was ich will...", sagte er zwischen den Küssen, die er mittlerweile auf meinem Gesicht verteilte, „...ist, dass du mir deine ununterbrochene Aufmerksamkeit geben solltest."
„Du hast vorhin zwanzig Minuten auf dem Scheisshaus verbracht! Ich liebe dich, aber jegliche Interaktionen zwischen uns beiden müssen außerhalb des Bades Platz nehmen. Und soweit kommt es noch, dass ich dich anspreche, während du mein Bad vollstinkst", antwortete ich trotzig.
„UNSER Bad", korrigierte mich mein Ehemann und ich grinste ihn an. Ich liebte diese Neckereien.
„Ich bin mir sicher, dass du nicht gerade beeindruckt wärst, wenn ich dich die ganze Zeit, während du scheisst, volllabere. Vor allem nicht, nachdem du Salsa gegessen hast."
„Ok, vielleicht hast du ja recht. ABER dennoch kannst du mir deine Liebe doch nicht verbieten", fügte er frech hinzu. Ich sah ihn gespielt empört an und strich dann über seinen Schnurrbart.
„Ich liebe dich sehr, das weißt du schon, oder?"
„Du sagst es mir jeden Tag, Lukas. Und das erhält mich am Leben." Ich stutzte kurz über diesen leicht makabren Satz, entschied mich jedoch nichts zu erwähnen und küsste ihn dann lange.

„Nur du und ich, ja?", fragte ich Tim mit großen Augen.
„Nur wir zwei", ergänzte Tim meinen Satz. Zufrieden lehnte ich mich an ihn und wollte ihn nicht wieder loslassen. Tim machte genussvolle Geräusche und räusperte sich nach einer Weile.
„Du...weißt schon, dass wir heute noch etwas vorhatten, stimmt's?" Ich sah ihn kurz fragend an und geriet dann in Panik.
„Scheisse! Meine Eltern!", rief ich laut auf! Ich schlug mir clichéhaft auf die Stirn und sah meinen Mann schuldig an.
„Ja...also...wir sollten uns vielleicht mal fertig machen, hmm, Luki?!", meinte Tim lachend und schob mich in Richtung unseres Schlafzimmers. Perplex protestierte ich, als mich mein Mann dann doch aufs Bett schubste und geübt meinen Hosenstall öffnete.
„Ähm, Tim, ich....sollten wir nicht...weil...oh!" Weiter kam ich nicht, da hatte mein Mann mir schon in den Schritt gefasst, und er wusste, dass ich in solchen Situation nicht viel sprach, es sei denn es hatte mit den Ausdrücken „Oh" und „Ah" und dem kleinen Satz „Ja, genau so" zu tun.

Eine Stunde später saßen wir im Wohnzimmer meiner Eltern, mit jeweils einem Bier (in Tims Hand) und einem Sekt (in meiner Hand) und lauschten der unglaublich berauschenden Geschichte, die meine Mutter von ihrem heutigen Yogakurs erzählte. Ich hörte ihr kaum zu und mein Blick schweifte im Raum herum, bis er bei Tim anhielt. Ich scannte meine Mann regelrecht, ließ meinen Blick an seinem Körper auf- und abwandern und merkte, wie unglaublich verliebt ich noch in ihn war. Er lachte laut auf, als meine Mama einen mehr oder weniger amüsanten Witz machte und tätschelte kurz mein Knie, bevor seine Hand mein Bein entlangfuhr, an meinen Hüften vorbei und an meiner Wirbelsäule auf- und abging. Ich war komplett verloren – diese eine Berührung meines Mannes konnte so viel mit mir anstellen – ich war wie benommen, nicht nur vom Sekt. Die Stimmen meiner Eltern kamen mir so distant vor und ich war komplett ruhig.


„Dieser Mann kann alles mit mir machen, alles mögliche. Und ich werde ihn immer lassen, ihm immer verzeihen und ihn immer lieben", dachte ich bevor ich mich aus meinem Tagtraum gezwungenermaßen rausriss und mich wieder in der Unterhaltung einbrachte.
„Wo warst du gerade?", flüsterte mir Tim zu, während er so tat, als würde er hinter uns auf der Couch etwas suchen.
„Da, wo ich immer schon sein wollte", antwortete ich und sah ihn verliebt an. Mein Mann war verwirrt, konnte mir jedoch keine weiteren Fragen stellen, da mein Vater ihm sein neuestes Theaterprojekt zeigen wollte. Tim küsste mich kurz und folgte dann meinem Vater in dessen Arbeitszimmer.
„Du liebst ihn schon sehr, nicht wahr, mein Schatz?", fragte mich meine Mutter.
„Ja", war meine kurze Antwort. Meine Mutter lächelte und drehte kurz an ihrem Ehering.
„Das ist gut so", meinte sie dann sanft.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 21, 2020 ⏰

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