*7* Clayden

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...und wendet sich dann ab.

Erleichtert atme ich leise auf, woraufhin er sich wieder misstrauisch umdreht und mich nochmals mustert, bevor er stumm auf die zwei Stühle gegenüber seines Schreibtisches zeigt und sich selbst auf der anderen Seite davon in seinen Stuhl fallen lässt.

»Du bist also die Wölfin, die innerhalb drei Tage zwei meiner Rudelmitglieder angegriffen hat und sich äußerst frech benimmt?«

Zugegeben, ein bisschen Stolz bin ich schon darauf als Halbwolf zwei Vollblutwölfen gezeigt zu haben, dass ich nicht kuschelig bin, aber ganz so sollte ich das vielleicht nicht formulieren, also nicke ich nur mit einem  funkeln in den Augen und einem leichten Lächeln auf den Lippen.

Fragend hebt der Alpha, Clayden, die Augenbrauen und lehnt sich zurück.

»Also Reue sieht irgendwie anders aus, meinst du nicht?«

»Natürlich, aber ich bereue nichts. Warum sollte ich auch?«

Antworte ich wie aus der Pistole geschossen und höre neben mir Cole genervt aufstöhnen.

Clayden dagegen grinst mich spöttisch an und durchbohrt mich mit Blicken.

Himmelnochmal, wie heiß kann man bitte sein??!?!

»Ganz schön mutig für dein Alter, immerhin sind beide deiner 'Opfer' erheblich älter als du, kleine Wölfin!«

Bei seinen letzten Worten zucke ich etwas zusammen, er benutzt die selbe Redewendung wie Kyle.

Schnell habe ich mich wieder gefangen und blicke starr mit einem gespielten Lächeln geradeaus, doch Clayden scheint meine Unsicherheit bemerkt zu haben und runzelt fragend die Stirn.

»Liegt eben in meiner Natur«

Sage ich schnell um auszuweichen und zucke gelangweilt mit den Schultern.

»Dann erzähl doch Mal warum du auf mein Rudel losgehst«

Fordert er mich auf und ich schnappe empört nach Luft.

»Ich bin nicht auf sie losgegangen! Ich weiß gar nicht was das hier soll, ich habe nur mich selbst verteidigt! Dein toller Beta da drüben wollte mich mitnehmen, dumm nur dass ich da noch nicht einmal wusste dass es hier überhaupt ein Rudel gibt! Und Kyle, das Arschloch, ist selbst schuld! Er hat angefangen mich zu provozieren und beim ersten Mal habe ich mich echt zurückgehalten aber dann wollte dieser Wichser mich vergewaltigen und... Wartet Mal, ich hab ihm doch gar nichts getan?!? Was hat dieser Bastard von mir erzählt, He? Ich schwöre, wenn ich den in die Finger bekomme...«

Während dieser Schimpftirade springe ich auf und funkle abwechselnd Cole und Clayden wütend an.

»Jetzt Mal halblang, ich denke du bist nicht in der Position in der du irgendwem drohen solltest, verstanden?!?«

Diese Worte unterstreicht der Alpha, in dem er auf den Tisch schlägt, woraufhin Cole und ich zusammenzucken und ich mich wieder auf den Stuhl fallen lasse.

Kurz atmet Clayden auf um sich abzuregen, bevor er sich dann Cole zuwendet und ihn auffordert seine Sicht der Situation zu schildern.

»Dass sie nicht wusste wer ich bin hat sie mir klar gemacht, aber ich habe sie trotzdem mitnehmen wollen, weil du das so wolltest, da hat sie mich wirklich getreten. Aber was Kyle angeht scheint sie Recht zu haben, als ich dazu kam hat er sie bedrängt und belästigt und sie hat nicht den Anschein gemacht dass sie sich wehren könnte, was sie auch sicherlich getan hätte. Das ganze lässt sich auch beweisen und zwar durch den Knutschfleck hier«

Berichtet er sachlich und deutet am Ende auf meinen Hals.

»Was?!? Knutschfleck?!?«

Kreische ich aufgebracht und springe wieder auf, diesmal gilt mein böser Blick aber allein Cole.

»Warum sagst du sowas nicht?!? Ich werde das Schwein umbringen und zwar jetzt sofort!!«

Schimpfe ich wieder und renne Kopflos zur Tür hinaus, den Befehl mich wieder zu setzen ignoriere ich gekonnt und mache mich auf den Weg zurück in die Schule.

Clayden's P.o.V:

»So eine ungezogene Göre!«

Knurre ich erbost und stehe auf. Cole erhebt sich ebenfalls und seufzt ergeben auf.

»Sie ist echt ein kleiner Teufel«

Meint er und folgt mir aus meinem Büro.

»Was hast du jetzt vor Alpha?«

»Ich hole sie zurück. Ich kann keine aggressiven, mordlustigen Wölfe in der Stadt gebrauchen, schon gar nicht wenn meine Mate irgendwo da draußen ist. Sie könnte sie verletzen.«

Bei diesen Gedanken zieht sich etwas in mir zusammen, es darf meiner Mate einfach nichts passieren, auch wenn ich sie noch nicht kenne.

Entschlossen gehe ich zu meinem Auto und Befehle Cole mitzukommen. Sie durch den Wald zu verfolgen würde keinen Sinn machen, wenn sie sich verwandelt ist sie sowieso nicht viel langsamer als das Auto, warum also unnötig Energie verschwenden? Außerdem ist es ja klar wohin sie geht, Kyle ist ja noch in der Schule.

Die Fahrt verläuft schweigend, doch irgendwann steigt mir ein betörender Duft in die Nase. Mate!

Hastig drücke ich auf die Bremse und nachdem wir etwas über den Waldboden gerutscht sind bleibt das Auto stehen.

»Was soll das denn jetzt?«

Beschwert sich mein Beta, der fast mit dem Kopf gegen das Armaturenbrett geflogen wäre.

»Sie ist hier irgendwo. Ich rieche sie«

Knurre ich und steige aus dem Auto.

»Wer? Der kleine Teufel?«

»Meine Mate, du Idiot! Wer hat dich eigentlich zu meinem Beta gemacht, He?«

»Du«

Antwortet er trocken und steigt ebenfalls aus. Gierig recke ich meine Nase in die Luft um ihre Fährte aufzunehmen. Sie entfernt sich. Schnell.

»Steig wieder ein und lass dein Fenster runter, sie entfernt sich von uns. Mach schon!«

Herrsche ich ihn an und steige wieder ins Auto, er tut es mir gleich.

Verbissen Versuche ich ihrem Geruch zu folgen, der uns bis zum Waldrand führt und dann verschwindet.

Nicht schon wieder!

Wie oft ich sie die letzten Tage schon gerochen aber nie gefunden habe kann ich nicht sagen. Zwei Jahre bin ich schon vergeblich auf der Suche nach meiner damals verschwundenen Mate.

Eilig springe ich aus dem Auto und renne Mal in die eine, Mal in die andere Richtung, aber ihr Geruch verliert sich zwischen den Büschen.

Resigniert gebe ich es auf, es ist nicht das erste Mal, dass sich ihre Spur im nichts verliert, aber aufgeben will ich sie trotzdem nicht.

Ich werde sie finden! Ich werde dafür Kämpfen, egal wie lange es noch dauert und wie schwer die Suche nach ihr wird.

Ich gehe zurück zum Auto und steige wieder ein.

»Schon Wieder das selbe. Wir kümmern uns jetzt um den kleinen Satansbraten, dann sehen wir weiter«

Sage ich abweisend zu Cole und fahre wieder los.

One and a half wolves [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt