Prolog

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„Nimm meine Hand!", schrie Ben der jungen Frau vor sich entgegen. Annas Hände allerdings verkrampften sich durch seinen harschen Ton nur noch stärker um den Ast, der sie davor bewahrte, in die Tiefe zu stürzen. Ben sah die Verzweiflung in ihren Augen, während sich dicke Tränen den Weg über ihre Wangen bahnten.

„Wieso?", hauchte Anna leise, was Ben nur dazu veranlasste, sich noch weiter zu ihr zu strecken. Nur noch ein Stück und er würde selbst den Halt verlieren.

„Anna!", brüllte er verzweifelt, „Gib mir deine Hand!" Er sah, wie sich ihre feinen Finger vorsichtig von dem Ast lösten und sie sie einige Zentimeter in seine Richtung streckte. Doch es war immer noch zu weit. Ein Stück fehlte noch, ehe er sie berühren konnte, und Anna war die einzige, die dieses zu überwinden vermochte. „Anna, verdammt! Du musst dich noch etwas strecken!" In diesem Moment hob Anna ihren Kopf und sah Ben direkt in die Augen. Er erschrak, als er den Ausdruck in ihnen sah, den er schon einmal bei der Blondine gesehen hatte. Damals, bevor er das Camp verlassen hatte. Als das kleine Mädchen halb tot im Schlamm gelegen und um ihr Leben gekämpft hatte. Als Anna glaubte, sie verloren zu haben.

„Anna...", flüsterte Ben nun sanfter, „Es wird alles wieder gut. Gib mir deine Hand und ich bringe dich in Sicherheit."

„Du hast ihn getötet." Annas Worte jagten Ben eine Gänsehaut über den Körper.

„Du hast ihn einfach getötet. Das hatte er nicht verdient." Ben sah, wie die Hand der jungen Frau immer mehr zitterte. Lange würde sie sich so nicht mehr halten können.

„Lass uns das nachher besprechen, ja? Es ist so viel passiert, Anna. Ich bin einfach nicht mehr der Alte. Ich bin..." Der Ausdruck in Annas Augen wandelte sich, als sich ein Lächeln in ihr Gesicht stahl. Ben stockte der Atem. Enttäuschung und Trauer. Das war alles, was er in Annas Blick erkennen konnte. Nicht nur er schien sich verändert zu haben.

Wo war die lebenslustige Blondine, die er kennen und lieben gelernt hatte?

Mit der er sein Leben teilen wollte?

Wieso nur hatte er sie alleine gelassen?

„Anna, ich...", begann Ben wieder, als er plötzlich etwas spürte. Nur kurz und beinahe sanft streiften Annas Fingerkuppen die seinen. Als ob sie ihn erreichen, aber einfach nicht packen konnte. Sein Blick wanderte wieder zu ihren Augen.

Ihren schönen, blauen Augen, die sich langsam schlossen.

„Leb wohl, Ben", flüsterte Anna leise.

Dann ließ sie los. 

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