Kapitel 12

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Hope

Ich trommelte mit meinen Fingern leicht auf meinen Oberschenkeln herum, in der Hoffnung mir so meine Langeweile vertreiben zu können. Allerdings hatte das bisher nicht sonderlich gut funktioniert. Langsam hob ich den Kopf und sah den Gang hinunter, erblickte dort aber niemanden. Aber was hatte ich auch erwartet? Schließlich waren alle anderen gerade im Unterricht. Lediglich ich war hier und wartete nun schon eine gefühlte Ewigkeit.

Ein weiteres Mal warf ich einen Blick auf die Tür zu meiner Linken, hinter der sich Doctor Saltzmans Büro verbarg. Darin befanden sich in diesem Moment allerdings nicht nur der Schulleiter, sondern auch das Mädchen, welches vor wenigen Tagen verletzt in die Schule gebracht worden war und ihr Vater. Und das nur aufgrund einer schlechten Idee in einer Reihe von schlechten Ideen, die der Mann in letzter Zeit gehabt hatte. Zumindest war genau das der Eindruck, den der Plan bisher auf mich hinterließ.

Als der Vater seine Tochter von hier abgeholt hatte, hatte Alaric ihm mitgeteilt, dass er die Verletzte an dieser Schule aufnehmen wollte und hatte mit einem Stipendium erklärt. Einem Stipendium, welches in Wirklichkeit eigentlich gar nicht existierte und damit nicht mehr war, als ein einfacher Vorwand. Leider passte es aber perfekt zu dem Bild der Privatschule für verwöhnte Kinder, das die Schule auf die unwissenden Einwohner von Mystic Falls machen sollte. Und all das nur, weil Doctor Saltzman sich nicht erklären konnte, was mit dem Mädchen passiert war und vermutete, dass etwas mit ihr nicht stimmte, nachdem sich herausgestellt hatte, MG sie nicht manipulieren und Lizzie ihr Magie abzapfen konnte. Zwei Dinge, die üblich für übernatürliche Wesen waren. Andere Merkmale bekannter Spezies wies sie aber nicht auf.

Wenn ich ehrlich war, interessierte es zwar auch mich, was es damit auch sich hatte, doch ich hielt es trotzdem nicht für die richtige Herangehensweise sie unbedingt hierher zu bringen. Immerhin schien sie nichts von der übernatürlichen Welt zu wissen und vielleicht wäre es besser sie darüber auch im Unwissenden zu lassen, wenn sie selbst nichts Merkwürdiges aufwies. Genau davon ging ich zumindest aus. Andernfalls wäre ihr vermutlich klar gewesen, dass es sich bei diesem Ort um keine normale Schule handelte. So brachte Doctor Saltzman seine Schüler nur in Gefahr. Es war immerhin nicht auszuschließen, dass es sich bei ihr um eine neue Art von Jäger handelte oder dass sie einer anderen gefährlich, aber noch unbekannten Spezies angehörte.

Bilder davon, was daraus entstehen könnte, wenn Doctor Saltzman hiermit die falsche Entscheidung getroffen hatte waren gerade dabei vor meinem inneren Auge zu erscheinen, da vernahm ich zu meiner Rechten Schritte und kaum eine Sekunde später wurde die Tür des Büroraumes geöffnet. Dadurch eröffnete sich mir der Blick auf den Direktor und die beiden Besucher. Das Lächeln auf seinen Lippen zog sofort meine Aufmerksamkeit auf sich und ließ mich vermuten, dass das Ergebnis dieses Treffens zu seiner Zufriedenheit ausgefallen sein musste. War dieses Mädchen nun also vielleicht Teil der Schülerschaft der Salvatore Boarding School?

„Hope", nun erblickte der Mann mich und winkte mich zu sich: "Gut, dass du noch hier bist."
Mir ein Seufzen verkneifend, erhob ich mich von dem Stuhl und ging auf sie zu. Im Gesicht versuchte ich mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mir diese Sache missfiel.
„Was ist denn?", fragte ich bei ihnen angekommen. Aus der Nähe konnte ich, anhand der Tatsache, dass es seine Augen erreichte, sehen wie echt und aufrichtig sein Lächeln war. Ich wusste genau, wie sehr es ihn erfüllte Kinder an seiner Schule aufzunehmen, die eine übernatürliche Gabe besaßen und deren Geheimnis zu lüften, wenn zu keiner der bekannten Arten passten. Denn auch wenn er diese Schule zu Anfang nur aufgrund seiner Töchter gegründet hatte, hatte er schnell angefangen es, als seine Aufgabe zu sehen Teenagern Hoffnung zu geben, in dem er sie hier aufnahm.

Genau das hatte er auch bei mir getan. Denn obwohl es meine Mutter gewesen war, die mich hier angemeldet hatte, hatte Alaric mir nie das Gefühl gegeben nicht dazu zu gehören. Denn ich war das einzige bekannte Mitglied meiner Art. Eine Tribridin. Ein Hybrid aus den drei auf der Erde am weitesten verbreiteten Wesen.

Bei dem Gedanken an meine Mutter spürte ich, wie mein Herz augenblicklich schwer wurde. An der Schule hatten fast alle Schüler Hayley Marshall geliebt und bewundert, doch nichts davon war je nur ansatzweise der Liebe gleichgekommen, die ihre eigene Tochter für sie empfand.

Ihr Tod hatte mir deshalb regelrecht den Boden unter den Füßen weggezogen und dabei etwas in mir zerbrochen, was niemand jemals wieder völlig reparieren können würde. Als dann auch noch mein Vater starb, um mein eigenes Leben zu retten, war mir ein Stück meiner Selbst auf ewig genommen worden. Ein Stück, das niemals mir jemals ersetzen können würde. Denn obwohl ich noch immer meine Tanten und Onkel hatte, war es ihnen nicht möglich gewesen die Lücke zu füllen und ich hatte mich immer mehr in die Schule geflüchtet, um nicht an den Orten sein zu müssen, die in mir die schmerzhaften Erinnerungen an meine Eltern wieder aufleben ließen.

Das hatte auch Doctor Saltzman gemerkt und mich stärker unter seine Fittiche genommen. Und obwohl ich davon anfangs nicht begeistert gewesen war, hatte er es geschafft meine Gedanken von dem Verlust meiner Eltern wegzulenken. Zwar war der Schmerz dadurch nicht verschwunden, doch er war gelindert worden und er hatte mir stattdessen eine neue Perspektive gegeben. Etwas wozu ich alleine vielleicht nicht imstande gewesen wäre oder wofür ich zumindest viel länger gebracht hätte. Deshalb war ich auch nicht gewollt diese Schule, die mir so viel gegeben hatte, einfach so aufs Spiel zu setzen. Auch, wenn ich vielleicht voreingenommen war.

„Könntest du Olivia bitte ihr neues Zimmer zeigen?", bat er mich, doch ich konnte ihm ansehen, dass er ein nein im Bezug darauf nicht akzeptierten würde. Meine Einstellung, wenn es um Olivia ging, kannte er nämlich genauso gut wie meinen Dickkopf.
„Sicher", erwiderte ich ebenfalls einfach und nickte der Blondine zu. Diese schenkte ihrem Vater ein kurzes Lächeln: "Tschüss, Dad. Ich rufe dich später an, in Ordnung?"
„Ja, mach das", antwortete er, doch ich meinte in seinen Augen einen Ausdruck der Wehmut entdecken zu können.

Kurz warf ich Doctor Saltzman einen Blick zu, bevor ich mich mit der neuen Schülerin in Gang setzte. Ich hoffte wirklich, dass er wusste, was er tat und es am Ende nicht bereuen musste.

To już koniec opublikowanych części.

⏰ Ostatnio Aktualizowane: Jun 01, 2020 ⏰

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