Kapitel 3

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„Also kann ich um acht Uhr kommen?", fragte ich in den Lautsprecher meines Handys hinein und wartete auf Kaylas Antwort. „Sicher", erklang ihre Stimme:"Ich hole dann Snacks, in Ordnung?" „Klar", stimmte ich zu:"Bring mir diese Chips mit?" „Diese, die du immer isst? Die in der gelben Tüte?", kam es daraufhin von ihr zurück und ich nickte, obwohl mir bewusst war, dass sie es nicht sehen konnte. „Ja, genau die", stimmte ich ihr zu und erhob mich von meinem Bett.

Erst vor meinem Schreibtisch kam ich zum Stehen und ließ meinen Blick darüber gleiten, während ich ihr dabei zuhörte, welche Filme oder Serien für den heutigen Abend vielleicht gut wären. „Wir könnten doch auch einfach Arrow weiter gucken", schlug ich vor und während ich die Papiere auf meinem Schreibtisch nach der Einverständniserklärung, die Dad noch unterschreiben musste, durchsuchte, fiel mein Blick auf meinen Mathetest, die ich dort abgelegt hatte.

„Ich schätze, ich muss jetzt auflegen, okay?", fragte ich, da mir wieder in den Sinn kam, dass ich meinem Vater versprochen hatte meine Mom noch anzurufen und ihr die Sache mit dem Test beizubringen. Wie ich meine Mutter kannte, wusste ich nämlich genau, dass es nur schlimmer wurde, wenn ich lange wartete. „Klar, warum?", hakte sie nach. „Ich muss Mom anrufen", erklärte ich ihr. „Oh, ich verstehe schon", auch sie wusste, dass das nicht gerade meine liebste Beschäftigung war:"Na dann kaufe ich lieber noch ein bisschen Schokolade." „Gute Idee", erwiderte ich darauf und verabschiedete mich dann:"Dann lege ich jetzt besser auf und erledige das, bevor ich nachher rüberkomme." „Ja, bis später", erwiderte sie darauf und beendete das Telefonat dann.

Seufzend ließ ich mein Handy für einen Moment sinken. Jetzt kam ich wohl wirklich nicht mehr drum herum Mom wirklich anzurufen. Wirklich Lust hatte ich darauf allerdings nicht. Doch ich durfte mich nicht drücken und das wusste ich auch selbst. Deshalb begann ich Moms Nummer in meinen Kontakten zu suchen.

Dann atmete ich nochmal tief durch und lauschte dann dem Tuten meines Telefons, bevor die Stimme meiner Mutter erklang:"Olivia, Schatz, bist du es?" Ich konnte nicht anders, als mit den Augen zu rollen, gab mir beim Sprechen aber alle Mühe neutral zu klingen:"Ja, Mom, ich bin es. Wer sollte es auch sonst sein, wenn nicht ich, wenn du meine Nummer auf dem Display siehst?"

Scheinbar überhörte sie das gekonnt wie immer, da sie nicht darauf einging und stattdessen weiter sprach:"Was ist der Anlass deines Anrufes?" „Ist es so schwer vorstellbar, dass ich dich einfach mal so anrufe?", fragte ich, wusste aber, dass ich sie tatsächlich nur anrief, wenn es etwas gab, was ich mit ihr besprechen musste. Andernfalls würde ich aber auch zu viel bekommen. „Okay, kommen wir zum Thema", fuhr ich fort und ging dann zurück zu meinem Bett, um mich auf die Matratze sinken zu lassen:"Ich rufe wegen eines Mathetests an."

„Ein Mathetest", wiederholt sie, doch dieses Mal war eine Spur Bitterkeit in ihrer Stimme zu hören. Eine Art zu sprechen, die ich nur allzu gut von ihr kannte. „Ja", sagte ich knapp:"Und ich habe eine Fünf."

Als es raus war, musste ich ein Seufzen unterdrücken. Zwar fühlte es sich gut an, es ausgesprochen zu haben, doch trotzdem war ich nicht gerade scharf auf ihre Reaktion. „Eine Fünf?", wiederholte sie, dieses Mal in härterem Tonfall:"Wieso?"

Dieses eine Worte mochte für den ein oder anderen nicht wirklich etwas bedeuten, doch ihr vorwurfsvoller Ton und meine Erfahrung mit ihr sagen mir, dass es viel mehr war als das. Auf diese eine Frage würden immer mehr Fragen und dann Vorwürfe folgen. Dieses Telefonat würde also noch länger dauern. Allerdings würde ich sie spätestens um halb acht abwürgen müssen, wenn ich es bis dahin überhaupt aushielt.

Bolt | LegaciesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt