Flussgras, Zitronensorbet und ein kurioser Einbruch

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Der See glitzerte mystisch in den immer heller werdenden Strahlen der aufgehenden Sonne. Die hohen Zinnen und Türme der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei spiegelten sich auf dem tiefen Wasser und verschwammen mit jedem Wasserläufer, der während seiner allmorgendlichen Runde über den See huschte. Auch im Schloss begann langsam der typische Trubel, der um Zauberlehrlinge und junge Hexen entflammt, wenn sie in einen neuen Tag starten.

Harry Potter war bereits seit einer geraumen Zeit wach und spazierte gemütlich durch das hohe feuchte Gras, das unkontrolliert um den See herum wucherte. Er genoss den Anblick der wilden und unberechenbaren Natur, die auf dem magischen Gelände aufblühte. Dennoch hatte der Anblick des Grases, das sich sanft um seine dürren Knöchel schmiegte, einen bitteren Beigeschmack. Dem Schwarzhaarigen war bewusst, dass sich niemand auf dem Gelände um die Natur und die wilden Tiere im See oder im verbotenen Wald sorgte, denn das war Hagrids Aufgabe gewesen. Hagrid, der buschige, zottelige Halbriese mit einem Herzen aus wahrem Gold. Die Tatsache, dass er nicht mehr zum Alltag auf Hogwarts gehörte, versetzte Harry einen tiefen Stich. Er war für ihn nicht nur der Wildhüter, der für die Ländereien von Hogwarts verantwortlich war, sondern ein Freund. Ein Freund, dem besonders zu diesen Zeiten ein hohes Maß an Bedeutung und Wertschätzung zugesprochen wird. Der junge Gryffindor vermisste Hagrid.

Doch bevor seine Gedanken zu Ron und Hermine und deren ernüchterndes Verhalten der letzten Woche wandern konnte, schüttelte Harry vehement den Kopf. „Genug Trübsal geblasen.", murmelte er zu sich selbst und kniete sich behutsam an das flache Ufers des Sees vor ihm.
Ihm gegenüber lag in der Ferne der Steg, auf dem er vor einigen Augenblicken noch mit Cedric gesessen hatte. Dieser war bereits zurück zum Schloss gegangen, um vor Unterrichtsbeginn noch etwas frühstücken zu können. Harrys Ausrede, die besagte, er habe bereits einen halben Apfel gegessen, ließ der loyale Hufflepuff nur mit schweren Herzen durchgehen. Der Schwarzhaarige verspürte tatsächlich keinen Hunger, dennoch war der wahre Grund, warum er noch einmal um den See gehen wollte, ein anderer. Die Gestalt Professor Trelawneys hatte seine Aufmerksamkeit geweckt und seine Neugierige konnte nur befriedigt werden, indem er selbst erkundete, was die Lehrerin mit den viel zu großen Augen am Ufer zu suchen hatte.

Harrys knochigen Hände glitten vorsichtig tastend durch das Gras, das zwischen den sandigen Steinen seine Halme in die Höhe reckte. Es erschien dem jungen Schüler wie völlig normales Gras. Auch nach weiteren Sekunden des Beobachtens und Fühlens hatte er nichts verwunderliches entdeckt, erhob sich seufzend und fragte sich, ob die Professorin für Wahrsagen so sehr durch den Wind war, dass sie am frühen Morgen den Drang verspürte, Gras zu pflücken.

Mittlerweile hatten sich die Sonnenstrahlen bis über die dunklen Tannen und Fichten des verbotenen Waldes gekämpft und der erste Unterricht des Tages würde bald beginnen. Harry wappnete sich innerlich für eine weitere Stunde Verteidigung gegen die dunkeln Künste, in der er noch immer keine weiteren Informationen von Professor Lupin erhalten würde. Mit jedem Schritt, der sich dem großen hölzernen Schlossportal näherte, nahm der Gryffindor die Müdigkeit, die durch seine Glieder und seine Seele kroch, immer stärker wahr. Als er das laute Lachen und wilde Getümmel aus der großen Halle erreichte, beschloss er, einen Umweg durch die verzweigten Gänge des Schlosses zu machen, um einen weiteren Hauch an Ruhe genießen zu können. Ziellos schlich er durch das faszinierende Gebäude und verfolgte die Sonnenstrahlen, die durch die milchigen Fenstergläser brachen.
Im zweiten Stock, relativ nah am Büro Dumbledores, entschloss er sich dazu, umzukehren, damit er nicht zu spät im Klassenzimmer erscheinen würde. Doch hastige Schritte im Nachbarkorridor ließen ihn innehalten.

„Severus, bist Du Dir sicher, dass er nicht dort ist?", ertönte die eindringlich flüsternde Stimme von Professor McGonagall. Daraufhin ließ der Angesprochene ein genervtes Seufzen hören, das Harry nur zu gut aus dem Zaubertrankunterricht kannte.
„Selbstverständlich, Minerva. Heute tagt das Zaubergamot, um weitere Präventionsmaßnahmen gegenüber Sirius Black zu besprechen. Ich habe Albus die Einladung selbst überreicht."
Die Professorin für Verwandlung schien besänftigt und murmelte daraufhin noch leiser „Zitronensorbet.".

Ein Knarzen und Knarren durchdrang den Korridor und Harry erinnerte sich an den großen Wasserspeier, der eine sich selbst aufwindende Treppe freigibt, die direkt in das Büro des Schulleiters führte. Kurz darauf herrschte wieder völlige Stille.
Der Gryffindor atmete hörbar laut aus und rieb seufzend seine Augen, die tief in ihren Höhlen lagen und von blauen Ringen umgeben waren. „Wunderbar. Noch zwei weitere Fragen, über die ich mir den Kopf zerbrechen darf.", murmelte er resigniert und machte sich auf den Weg zum Unterricht bei Professor Lupin.

Warum tagt das Zaubergamot wegen Sirius Black – ein Zauberer, der im Zusammenhang mit Harrys Namen erwähnt wurde?

Und warum bei Merlins Bart brechen zwei Professoren, die für ihre Treue gegenüber des Schulleiters bekannt sind, in eben dieses Büro ein?

Was Harry nicht wissen konnte, war, dass die beiden Professoren das Büro Dumbledores kaum betraten. Viel mehr öffneten sie lediglich die Tür, ließen ihren Blick durch den Raum schweifen, klopften ein, zweimal mit ihren Zauberstäben auf den Türknauf und verließen es genauso schnell wieder, wie sie erschienen waren. Dabei zierten die Lippen der von Grund auf verschiedenen Professoren ein sehr ähnliches und zufriedenes Lächeln.

Wer glaubt, dass dieses Schauspiel schon höchst verwunderlich wirkte, sollte dringlichst einen Blick auf die Sitzung des Zaubergamots werfen. Denn dort saß Albus Dumbledore, der sich seinen langen silbernen Bart soeben zu einem Dutt gebunden hatte und sich nun krampfhaft fragte, warum er nochmal hier war und warum alle anderen Zauberer so ernst aussahen. Doch auch diesen Gedanken verlor er recht schnell wieder und begann munter ein Lied zu summen, dass ihm gestern noch seine magische Spieluhr zum einschlafen vorgeträllert hatte.

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Einen angenehmen Abend wünsche ich!

Verrückt, aber dennoch real: mich gibt es noch.
Das letzte Update ist unfassbar lange her und es tut mir unfassbar leid, dass ihr so lange warten müsst. Ich bin unglaublich dankbar, dass diese Geschichte dennoch so viel Zuspruch erhält!

Egal wie lange es ab und an mal dauert, ich werde diese Geschichte auf jeden Fall fertigstellen.

Dieses Kapitel ist auch ein wenig verrückt. Was denkt ihr darüber? Was läuft momentan alles ab, wovon Harry noch nichts ahnt?

Wie immer freue ich mich über Votes, Kommentare und Rückmeldung!

Bleibt gesund :)
Eure Ronja

FighterWhere stories live. Discover now