Eine Nacht voll Rätsel und Blaubeermuffins

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Ein leiser Wind huschte durch die steinernen Korridore des mächtigen Schlosses, das zu dieser Uhrzeit bereits in der Dunkelheit schlummerte. Lediglich das sanfte Scheinen des Mondes drang durch die Fenster der Zauberschule und wies den Wenigen, die des Nachts noch nicht zur Ruhe gekommen waren, den Weg.

Auch Harry Potter war noch auf den Beinen – besser gesagt: er war schon wieder auf den Beinen. Und eben diese trugen ihn nur widerwillig zu dem Wasserspeier, der den Eingang zum Büro des Schulleiters darstellte. Der junge Gryffindor war erschöpft. Er war pünktlich zu Bett gegangen, um seinem Körper endlich den Schlaf zu gönnen, nach dem er sich schon seit Wochen sehnte. Die Müdigkeit konnte selbst die hartnäckigen Gedanken und Fragen, die ihn immer wieder einholten, beiseitedrängen und zum Stillschweigen bewegen. Doch die Nachricht Dumbledores hatte Harry aus der Ruhe gerissen und trieb ihn nun durch die verlassenen Gänge von Hogwarts. Er war verunsichert - Warum rief ihn Professor Dumbledore so spät in der Nacht zu sich?

Der sonst so mächtige Zauberer, dem Harry stets seinen Respekt und teilweise auch seine Zuneigung gezollt hatte, wirkte auf den Schwarzhaarigen verändert. Besonders die Tatsache, dass der Schulleiter Hagrid vom Gelände verwiesen hatte, ließ Harry vorsichtig werden. Seufzend wanderte er durch die Korridore und versuchte sein Innerstes zu beruhigen. Er würde sich anhören, was Professor Dumbledore zu sagen hatte und daraufhin entscheiden, was er von sich preisgeben würde. Die Andeutungen von Seiten Professor Lupins und Professor Canopus hemmten sein Vertrauen in seine Umwelt immens. Harry war bewusst, dass irgendetwas geschah, von dem er nicht den Hauch einer Ahnung hatte. Die wenigen Informationen und Dinge, die er aufgeschnappt hatte, stellten wirre Puzzleteile dar, von denen er nicht einmal wusste, ob sie jemals ein Bild ergeben würden.

Resigniert strich er sich über die Schläfen, die sich zu den vielen Rätseln mit einem markanten Ziehen äußerten. Der Gryffindor war mittlerweile am Eingang des Büros angekommen und murmelte das Passwort, das der Schulleiter umsichtiger Weise unter seiner auffordernden Nachricht auf der Pergamentrolle notiert hatte.

Albus Dumbledore saß mit seinen violetten Blaubeermuffin-Hausschlappen in dem alten Knautschsessel hinter seinem großen Schreibtisch, auf dem sich ein großer Stapel Unterlagen angesammelt hatte. Immer wieder hatte er sich die Unterlagen in den vergangenen Tagen angesehen und doch nicht begriffen, was genau er damit anfangen sollte. Einige von ihnen hatte er kurzerhand als Untersetzer für sein Teegedeck umfunktioniert, mit dem er seinen Ingwertee servierte. (Wobei die meisten seiner Gäste dankend ablehnten, was ihm ein genauso großes Rätsel war wie der Stapel Unterlagen, der ihm fast bis zur Spitze seiner krummen Nase reichte.)
Als Harry das runde Büro betrat, fragte der Schulleiter sich kurz, was der Junge denn um diese Uhrzeit hier wollte. Nachdenklich faltete er einen der unzähligen ungeöffneten Briefe zu einem Segelschiff und durchforstete dabei die Erinnerungen an den heutigen Tag. Erst als der junge Schüler zögernd vor dem Schreibtisch stehen blieb, fiel ihm ein, dass er einen Auftrag erledigen musste, der im Zauberergamot besprochen wurde.

Harry zupfte unterdessen nervös an seinem Ärmel herum und fragte sich, ob er sich leise wieder abwenden könnte, sehr wohl bemerkend, dass Professor Dumbeldore geistig abwesend war. Doch just in diesem Augenblick erhob der Ältere seinen Blick und versuchte sich mit einem großväterlichen Lächeln, von dem er sich erhoffte, dass es vertrauenserweckend wirken würde.

„Harry, mein Junge. Setzt dich doch.", sagte er und wies mit seinem gefalteten Segelboot auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. Der Angesprochene kam der Bitte nach und ließ seinen Blick vorsichtig über das heillose Chaos an Unterlagen schweifen. Dumbledore schien das nicht zu bemerken und griff munter nach einem weiteren Umschlag, um auch diesen zu falten. Nach kurzer Zeit saß neben dem Papier-Segelboot auch ein Papier-Schwan und der Schulleiter grunzte vergnügt. Harry hingegen hob fragend eine Augenbraue und räusperte sich verhalten. Die Situation war ihm nicht geheuer und er verkrampfte sich leicht auf dem hölzernen Stuhl, den er deutlich gemütlicher in Erinnerung hatte.

„Nun, mein Junge. Ich habe dich hergerufen, um dir etwas mitzuteilen.", begann Dumbledore, wandte sich von seinen Faltküsten ab und konzentrierte sich voll auf sein Gegenüber, während er fortfuhr. „Durch meine hohe Position verfüge ich über einen Sitz im Zauberergamot, das die letzte Tagung wegen einem Zauberer namens Sirius Black abgehalten hat. Sagt dir dieser Name etwas?".

Harry schluckte. Würde er nun endlich Informationen erhalten?
Doch sein Instinkt hielt ihn zurück. Sein Bauchgefühl meldete Unsicherheit. Er beschloss zu lügen.

„Nein, Sir. Was hat dieser Name mit mir zu tun?".

Dumbledore lehnte sich zurück und kniff die Augen zusammen. „Eine ganze Menge, Harry. Sirius Black war ein großer und stolzer Anhänger Voldemorts. Er stand voll und ganz hinter seinem dunklen Lord, so wie die gesamte Familie Black es tat. Als Voldemort beschloss, dich und deine Eltern zu ermorden, verriet Sirius Black euren Aufenthaltsort."

Harry stutzte. Das waren neue Informationen, mit denen er nicht gerechnet hatte. Er war davon ausgegangen, dass sein Schulleiter bereits alles über den Tod seiner Eltern berichtet hatte. Diese Vorenthaltung versetze ihm einen Stich in die Brust, der sein Vertrauen zu seinem Gegenüber instabiler werden ließ.

„Professor, woher wusste Sirius Black, wo sich meine Familie aufhielt?", fragte Harry und versuchte konzentriert, ein neutrales Gesicht zu bewahren. Er wollte keinerlei Emotionen preisgeben.

Der Ältere schien zu zögern, was den Gryffindor in seinem Misstrauen noch einmal bestätigte. „Nun, mein Junge. Das kann ich dir nicht sagen."

Harry biss sich auf die Zunge. Er musste sich beherrschen, nicht zu fragen, ob Dumbledore es nicht sagen konnte oder, ob er es schlichtweg nicht sagen mochte. Schweigend fixierte er sein Gegenüber mit seinen smaragdgrünen Augen. Dieser fuhr auch gleich fort.

„Das Zauberergamot ist besorgt. Sirius Black wurde nach dem Verrat gestellt und nach Askaban, das Zauberergefängnis gebracht. Nun ist er geflohen und wieder auf freiem Fuß. Er war ein treuer Diener Voldemorts und wir gehen davon aus, dass er dich suchen wird, um das Werk seines Lordes zu vollenden. Wir gehen davon aus, dass er dich suchen wird, um dich umzubringen." Dumbeldore seufzte und stütze seine knarzenden Ellenbogen, die in sein langes Gewand gewickelt waren, auf den Schreibtisch.

„Harry, du bist in Gefahr." 

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Hallo und ein frohes neues Jahr! :)

Ihr seht richtig, mich gibt es noch und endlich endlich folgt ein weiteres Kapitel. Ich bin Euch so dankbar, dass ihr meiner Geschichte dennoch treu bleibt! Das nächste Kapitel ist auch schon fertig und wird im Laufe des Tages online kommen. :)

Ich hoffe, ihr hattet viel Freude beim Lesen! 

Wie immer bin ich glücklich über jede Rückmeldung. Bleibt gespannt und bis heute Abend!

Eure Ronja :)

FighterWhere stories live. Discover now