Kapitel 5 - Die Klinik

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"Was hast du heute vor, süße Mia?"

"Gar nichts."

"Deswegen ziehst du dir die Schuhe an?"

Ich ignorierte seine Frage. Léon stand mit einer Tasse Kaffee in meinem Zimmer. Ich schaute auf meine Uhr.

Fuck, das wird knapp.

"Wir sehen uns", rief ich ihm hinterher, während ich an ihm vorbei flitzte und die Treppen runter rannte. Ich ließ ihn dort stehen.

[...]

Ich blies Luft aus. Es war meine siebte Schwangerschaftswoche. Normalerweise müsste ich jetzt bei meiner Frauenärztin sitzen. Man hätte den Herzschlag erkennen können, vielleicht einen klitzekleinen Punkt beim Ultraschall-Screening gesehen. Wer weiß.

Stattdessen saß ich hier. Mit festem Termin und ich war bereit. Viele Damen saßen hier. Mit ihren Partnern, Müttern oder Freundinnen. Untersuchten mich kritisch aber ich setzte meine Kapuze auf, um unbekannt zu bleiben. In einer Woche war die Gerichtsverhandlung und obwohl ganz Australien wusste, dass ich schwanger war, saß ich trotzdem hier.

Ich konnte das Kind nicht alleine groß ziehen.

Nicht ohne meinen Verlobten.

Nach und nach leerte sich das Wartezimmer, bis ich ganz alleine war. Irgendwann zog ich die Mütze runter und starrte auf den Fernseher, der oben an der Decke hang und über Verhütungsmittel aufklärte.

Ich wurde nervös.

Zappelte mit dem Fuß.

Es wird schon die richtige Entscheidung sein.

Die Eingangstür der Klinik ging auf. Ich hatte den Termin so gelegt, dass ich die letzte Patientin bin, bevor die Mittagspause der Ärzte beginnen würden.

Ein junger Mann mit einem freundlichen Lächeln auf den Gesicht erschien.

"Was?! Was tust du denn hier?"

Léon kam auf mich zu und setzte sich neben mich: "Was schon. Ich lasse dich nicht alleine."

"Ich brauche dich nicht", ich wandte mich von ihm ab und schaute über die Schulter, die zur Wandseite zeigte.

"Ist mir egal."

Ich drehte den Kopf kurz zu ihm: "Woher weißt du eigentlich -"

"Ich war gerade in deinem Zimmer. Schon vergessen?", er schenkte mir ein Lächeln.

"Du meinst du hast geschnüffelt?"

"Sorry, der Infozettel war halt auf dem Tisch", entschuldigend hob er die Arme in die Luft und sah mich mit Welpenaugen an.

"Léon, ich-"

Eine Krankenschwester kam mit meiner Akte ins Zimmer: "Miss Liane? Folgen Sie mir bitte."

"Ich komme."

Ich stand auf und atmete tief durch. Léon griff nach meiner Hand. Irritiert blickte ich ihn an.

"Überdenke das."

"Was? Hä?"

"Ich meine es ernst. Tu nichts, was du später bereuen könntest. Du bist nicht alleine."

Völlig entgeistert riss ich meine Hand weg und folgte der Schwester mit schnellen Schritten. Am liebsten hätte ich gewollt, dass ich mich auf die Liege schmeiße und der Rest ganz schnell passiert.

Und warum?

Weil Panik in mir aufkam.

Doch warum kam sie auf?

If You Love Me Stay With Me [ABGESCHLOSSEN]Where stories live. Discover now