Der nächste Schultag war für mich ziemlich unerträglich. Es war das erste Mal, dass ich  vor meiner Freundin Alice etwas verheimlichte, wobei ich selber nicht wusste, ob ich Alans Geschichte Glauben schenken sollte oder nicht. Es war gerade einfach alles irgendwie verrückt. Ich wollte Alice erzählen was gestern Abend passiert war, aber ich schaffte es mein Mund vorerst zu halten, auch wenn es mir ausgesprochen schwer fiel. Der Unterricht zog sie wie Kaugummi und während meine Mitschüler fleißig an ihrer Matheklausur saßen, blieb mein Kopf leer. Jede Formel,die ich im Formelbuch aufschlug, machte kein Sinn mehr und die Textaufgaben schienen auf chinesisch zu sein. Frustriert raufte ich mir die Haare, während die Uhr mit jedem Ticken Druck in mir ausübte. Verdammt! Wenn ich noch eine Matheklausur in den Sand setze, durfte ich ein ernsthaftes Gespräch mit meinem Mathelehrer führen. Juhu...

Was war eigentlich wenn irgendjemand um mich herum nicht der war, den er vorzugeben scheint? Vielleicht war mein Mathelehrer ein Dämon? Naja war er ja schon indirekt oder das schüchterne Mädchen mit den pinken Haaren, die in der letzten Reihe saß, wo keiner wusste wie sie hieß. Man taufte sie "Shyly", welches irgendwie zu ihr passte. Selbst sie steckte ihren Kopf in die Klausur. Nur ich schien keinen Plan zu haben, was das weiße Blatt mit Text und Zahlen von mir wollte.

"Wie lief die Klausur?" Alice hoppelte vor Freude. Sie schien ein sehr gutes Gefühl zu haben. Ich hingegen steckte meine Hände in meine großen Hosentaschen und grummelte.

"Beschissen. Ich habe keine Aufgabe rechnen können!" sie sah mich mitleidig an. Und dann musste ich ihr doch erzählen was vorgefallen war, doch ich sagte nur das mit Celines Unglück. Wir wanderten langsam zum Geschichtsraum, als ich die Geschichte erzählte. Die Bilder von Gestern sind in meinem Kopf geblieben.

Sie nahm mich kräftig in Arm, sodass ich mir fast die Luft wegblieb.

Dann sah ich ihn wieder, während Alice und ich uns eine Kuscheleinheit gönnten.

Alan Sanders.

Als wäre nie etwas gewesen, schlenderte er ebenfalls den Gang entlang. Ich war froh, dass er ein Jahrgang über uns war und wir so keine Kurse zusammen hatten. Wie auf Knopfdruck, löste ich mich eilig aus Alices Umarmung und lief schnellen Schrittes auf die Tür zu, die mit "Geschichte" beschriftet war.

"Was ist..?"

"Zssch jetzt gehen wir rein, sonst kommen wir zu spät" ich redete Unsinn, denn wir hatten noch sechs Minuten, doch ich wollte nicht das Alan uns sah.

"Wo ist deine Hausarbeit Melly?" ich schluckte. Der Geschichtslehrer stand an unserem Pult und hielt seine Hand zu uns hin. Wir sollten unsere Papiere auf seine Hand legen. Alice, so zuverlässig sie war, reichte ihm ihre Papiere ein, doch ich stand doof da, denn ich hatte die Hausarbeit doch glatt bei der Aufregung vergessen. Ich schwitzte leicht, da er mich mit einem skeptischen Blick musterte.

"Ich ähm.." auch Alice konnte mich nicht retten. Zu oft hatte sie mich in letzte Zeit aus der Patsche geholfen.

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und sah ihm direkt in die Augen, die mich mit einem enttäuschten Blick anfunkelten. Ich fing an zu reden, auch wenn ich begann zu stottern. Ich erzählte ihm, dass es in unserer Familie große Probleme gäbe und das meine Schwester eine schwere Kopfverletzung hatte. Ich wusste nicht wie ich es vollbrachte ihm dabei ohne mit den Wimpern zu zucken in sein faltiges Gesicht sah, doch je mehr ich redete, umso stärker zog ich ihn anscheinend in eine Art von Bann. Er regte sich dabei kaum, als ich meine perfide Ausrede aussprach.

„Das tut mir wirklich leid. Dann ist es natürlich verständlich. Bitte enschuldige mich für mein harsches Benehmen"

Einige starrten den Tutor völlig überrascht an. Es kam praktisch nie vor, dass er Gnade walten ließ und noch weniger kam es vor, dass er sich bei seinen Schülern für etwas entschuldigte, wofür er sich gar nicht entschuldigen musste, sondern eher der Schüler, der die Schuld hatte.

„Seit wann kannst du so gut andere überzeugen, obwohl man dein Stottern kaum ignorieren kann?" ich zuckte mit meinen Achseln.
Vielleicht war dies ebenfalls eine Fähigkeit von mir?
Oder ich interpretierte zuviel in diese Sache hinein. Am Ende war das Ganze damn doch Illusion und ich hätte mich zum Affen gemacht.

Naja einmal bin ich davon gekommen, doch bei Mathe würde ich nicht so weit kommen, doch die Gedanken verdrängte ich vorerst.
Schulsschluss. Die Schüler quetschten sich aus der Tür, um in die Freiheit zu gelangen. Einigen würden Nachmittags jobben gehen, Sport treiben oder ihre Freunde treffen, doch mich erwartete eine andere Aufgabe. Alan stand vor der Bushaltestelle, obwohl er es nicht nötig hätte Bus zu fahren. Ich hoffte bloß er würde von dort verschwinden.
Ich wartete nicht dort, wo ich immer wartete, nämlich bei der Haltestelle, sondern etwas weiter entfernt. Ich wollte Alan nicht zu nahe kommen.

Erstens schien er anders als andere Menschen zu sein, zweitens war er gestern nach dem Vorfall einfach verschwunden, obwohl ich gerne mit ihm geredet hätte und drittens er war mir einfach zu gruselig, obwohl er äußerlich gut aussah.
Der Bus kam und er stand immer noch da. Na toll! Wegen ihm würde ich nicht den Bus verpassen also trottete ich los. Als ich an ihm vorbeiging packte mich jemand von hinten und zog mich weg.

„Lass mich los! Ich kann selbst gehen du Idiot!"
„Ich scheiße auf deine kleinen Zickereien Süße, denn wir müssen Dämonen jagen!"

„Was?", doch er ging nicht auf meine Frage ein, sondern schleppte mich zum Parkplatz, wo die „coolen" mit ihren teuren Karosserien protzten. Er hatte mich am Handgelenkt gepackt und zog mich zu seinem Auto. „Setz dich" sagte er sanfter, als ich gedacht hätte.
Das er stark war wusste ich. Mit ihm würde ich mich nicht anlegen, jedenfalls jetzt noch nicht.

Ich setzte mich eher unbeholfen, als geschickt auf den Sitz und schloss die Beifahrertür . Alan setzte sich knallte die Tür lautstark zu und startete den Motor. Ohne zu Zögern fuhr er vom Parkplatz auf die Hauptstraße.

„Du weißt schon, dass du mich gerade ohne Einwilligung verschleppst ?" sagte ich säuerlich.

„Mir egal" grummelte er und konzentrierte sich auf die Straße.
„Warum bist du gestern abgehauen? Ich habe mir die Mühe gemacht dich zu suchen Alan Sanders"

er lächelte für eine Sekunde, ehe er fast traurig wirkte.

„Ich musste los. Jemand war in Gefahr" ich schwieg, denn ich dachte darüber nach wie gefährlich es noch werden würde.

Jedoch untertraf jeglicher Gedankenzug das, was mir nach diesem Nachmittag passieren sollte.

The devils in the skyWhere stories live. Discover now