Der Himmel war bereits erfüllt mit endlosen Sternen, als ich auf das Dach kletterte. Von hier aus hatte man eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt, die hell erleuchtet war. Selten nur konnte man so gut die Sterne sehen wie heute, obwohl mein Tag nicht hätte mieser sein können. Erst gab es wieder Streit zwischen meiner Adoptivschwester und meinem Vater, weil meine Adoptivschwester, die vor 8 Jahren zu uns gekommen ist, immer noch emotional instabil ist und höchst
fürchteinflößende Aggressionen hat, meine ehemals beste Freundin ist mit meinem Ex zusammengekommen und mein Mathelehrer verkündete keine guten Nachrichten für mich. Der Tag war wirklich für die Mülltonne. Ein Grund mehr auf das Dach zu steigen und die Gedanken freien Lauf zu lassen. Ich zog mir die Kapuze vom Kopf und ließ den leisen Wind durch meine schwarzen Haare fahren. Die Stille braucht keine Antwort. Sie ist unkompliziert. Ich zog die kühle Luft in mich hinein und konnte seit langem etwas entspannen.

Ich bin jemand die es nicht mag vor anderen reden zu müssen. Ich habe das  Gefühl die Luft würde mir im Hals stecken bleiben. Es löste in mir absolute Panik aus. Meine Mom hatte mich in der Verganheheitet zu etlichen Psychologen geschickt, die mich mit diesen analysierenden Blick angesehen haben und meiner Mutter erklärt haben, ich sei ein schwieriger Fall. Dabei bin ich nicht schwierig. Wenn jemand schwierig ist, dann ist es meine Adoptivschwester Celine, die in ihrer Kindheit von ihrem Vater missbraucht wurde und lange Zeit im Kinderheim verbrachte, bis meine Mom sie dort herausholte. Meine Mom war Sozialpädagogin und Sozialarbeiterin, sie konnte nie zusehen, wie Jugendliche langsam verwelken. Celine war zwei Jahre älter  als ich und trotzdem schien sie noch nicht bereit für das Leben zu sein. Ich selbst war aber Einzelkind, obwohl meine Eltern mir einen Geschwisterchen schenken wollten, doch dazu kam es nie, was ich nicht als besonders schlimm ansah.

Mein Handy blinkte auf und riss mich aus tiefgründigen Gedanken. Es war Alice. Sie war die einzige, mit der ich die Schule überstehe, denn sie tickte genauso wie ich. Wir kannten uns noch nicht lange, denn sie war gerade neu auf unserer Schule. An ihrem ersten Tag brachte sie kein Wort hervor und ihr Blick war dem Boden gewidmet. Ich spürte unsere Verbindung und sie anscheinend auch.

"Beatrice und Alex knutschen wieder" ich rollte bei dem Gedanken die Augen. Mein Ex wohnte genau neben Alice. Ich hatte das Gefühl mich bald wieder übergeben zu müssen. Beatrice und ich waren ziemlich lange gute Freundinnen, bis sie sich entschloss mir das Leben zur Hölle zu machen und mir das Messer ins Herz zu rammen. Sie tat sich mit dem Typen zusammen, den ich von der Schule am meisten verabscheute: Orlando, der Typ der nur über sich redete und nur mit  Mädchen befreundet war. Naja und dann kam die Trennung mit Alex. Er erzählte mir etwas von Distanz und Reife. Zwei Wochen später ist er mit Beatrice zusammen gekommen, obwohl er zuvor gar nie in ihren Beuteschema gepasst hätte. Er war mindesten genauso verkorkst wie ich, wenn nicht noch schlimmer. Alex war derjenige, der in der Gesellschaft gerne als Geek oder Nerd bezeichnet wurde. Runde Brille, ein Iq von was weiß ich und ein Profihacker. Das er mit Beatrice abhing, war für mich ein absolutes Rätsel und ein Schock, der mir immer noch tief im Herzen saß. Ich hatte das Gefühl sie machte dies mit Absicht um mir eins auszuwischen.

"Darf man in der Schule jemanden mit Absicht ankotzen?" fragte ich sie, welches sie nur mit einem lachenden Smiley beantwortete. Ich blickte wieder nach oben und tauchte wieder in meine Traumwelt ein. 

"Melly?" "Melly? Was machst du hier oben?" die Sonne schien mir direkt ins Gesicht, als ich meine Augen öffnete. Ich bin wohl eingeschlafen, obwohl es nicht gerade warm war hier draußen. Plötzlich öffnete sich unmittelbar das Fenster unterhalb des Daches. Meine Mutter sah aus dem Fenster zu mir hinauf mit einem verwirrten Gesichtsausdruck, welcher Augenblicklich in einen besorgten überging. "Sag mir bitte nicht, dass du die ganze Nacht hier draußen warst" ich konnte nichts als mit den Schultern zu zucken. Es war so wie es war. Meine Träume gerieten öfters gerne mal außer Kontrolle, weshalb ich mir schon in Fächern wie Mathe eine strafende Sechs einfing oder Leuten nicht zuhörte, obwohl ich krampfhaft versuchte aufmerksam zu wirken. "Du kommst zu spät zur Schule! Auf auf!" Sie verschwand. Ich schaute zum Handy. Die Schulstunde hatte bereits begonnen. Shit!. Und das war der Tag, an dem ich um mein Leben rannte. Ich schaffte es in einer rekordverdächtigen Zeit aus dem Haus. So wie das Schicksal war, verpasste ich den späteren Bus, wo normalerweise keine lauten und nervigen Schüler mehr drinnen saßen.

Schlecht gelaunt stapfte ich zu Fuß los. Meine Tasche war schwer. Ich hatte keine Zeit einen Nutellabrot zu schmieren und hatte keine Gelegenheit unserer Katze Fluff Tschüss zu sagen. Das einzige was ich mir anhören durfte war Celines miese  Laune, die sie eigentlich jeden Morgen mitbrachte.

Mein Handy vibrierte, als ich an eine roten Ampel stehen blieb. Ich holte mein Handy aus meiner Jeans und antwortete Alice, die fragte wo ich war. Ich schmunzete sie war immer im Unterricht am Handy. Ein Wunder das sie nur zweimal erwischt wurde in diesem Schuljahr.
"Melly, 17 ist auf dem Dach mit Schlafanzug bei 5 Grad Celsius eingeschlafen"

"Jetzt geh schon Mädel!!!" zunächst fühlte ich mich nicht angesprochen, bis ich merkte, dass außer mir keiner an der Straße stand.

Es war ein Typ, der mir zubrüllte, der mir bekannt vorkam. Er ging auf meine Schule. Wie hieß er? Aiden? Aaron? Ungefähr jedenfalls. Wenn man ihn einordenen müsste, gehörte er zu denen, die dachte sie wären die coolsten auf der Schule. Er hatte eine etwas bräunliche Haut, dreadlocks und Piercings.

Ich versuchte mir nichts anzumerken, dass ich zu spät die grüne Ampel gemerkt habe, trotzdem merkte ich wie mir das Blut in den Kopf schoss. Anstatt mich einfach die Straße passieren zu lassen, hupte er jedoch einmal und rief mich zu sich. Zögernd näherte ich mich dem Mercedes, den er bestimmt von seinem reichen Menagervater zum 18ten bekommen hatte. "Ey gehst du nicht auf meine Schule? Melina oderso?"

"Melly! Melly heiße ich" ich war kein Fan von dem Namen. Er klang so kitschig in meinen Ohren. Melina klang schöner.

"Achso Melly"

er grinste und machte mit seiner Kppfbewegung deutlich, dass ich einsteigen sollte.

"Sonst kommst du noch zu spät"

lachte er ironischerweise. Ich rollte die Augen, aber öffnete die Autotür, die ich in der nächsten Tür wütend wieder zugeschlagen hätte. Orlando saß dadrin. Ich war zwar kein kleines Kind mehr, welches sich demonstrativ  sich nicht zu Leuten setzt, die sie nicht mag, aber Orlando, so könnte man behaupten war mein geheimer Erzfeind an der Schule.

"Oh wenn haben wir denn da? Hallo Kleine Maus"
die Jungs fingen wie die Dämlichen an zu lachen, doch ich setzte mich trotzdem hinein und knallte die Tür zu. Das war ein absolut beschissener Beginn in einen beschissenen Tag.

"Ich bin 1.70, also nenn mich nicht klein, du Vollpfosten"

Er öffnete sein Zopf, sodass seine langen hellblonden Haare, bis zu seinen zugegebenermaßen breiten Schultern landen, bevor sich sein Blick  mir zuwendete.

Er hob die Augenbrauen

"Ne Maus bist du trotzdem, so still wie du bist"

Ich ignoriere ihn. Es hatte kein Sinn mit ihm zu diskutieren. Diese Erfahrung musste Alice mit ihm machen, nachdem er behauptete nicht den letzten Keks aus ihrer Dose geklaut zu haben. Im Endeffekt hatte er ihr die ganze Dose gestohlen. 

The devils in the skyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt