Sieben, um genau zu sein

6 1 0
                                    

Ausgangsbeschränkung Tag 7 - 9 [Wochenende, 27. März – 29. März]

Ich mache jetzt wieder Sport

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Ich mache jetzt wieder Sport. Nicht so viel, wie ich gern machen würde, aber immerhin ein bisschen was. Mit einer App – Seven – um zumindest ein paar Minuten (sieben, um genau zu sein) Bewegung abzubekommen, wenn ich schon die restliche Zeit nur zwischen Couch und Bett wechsle.

Das Wochenende war von seltsamer Aktivität geprägt. Also, der Freitag nicht. Am Freitag lag ich eigentlich im Bett, bis die meisten Leute aufhören zu arbeiten. Aber der Samstag war super. Nicht nur, weil das Wetter top war. Und es war wirklich top.

Es ist ganz ungewohnt, ohne Jacke raus zu gehen. Und auch, ohne Straßenlärm und direkte Nachbarn auf der Terrasse zu sitzen, zu arbeiten, die Sonne zu genießen und nur das Zwitschern der Vögel und den militärischen Befehlston der Dacharbeiter zu hören. Während die Männer nämlich das Dach auf das neue Haus gebastelt haben, habe ich mich gefühlt wie im Urlaub. Ich habe die Zeit einfach genossen, ohne diesen selbstgemachten Zeit- und Erfolgsdruck.

Ich habe Salat gepflanzt. Zum ersten Mal jemals habe ich Salat gepflanzt. Das war super. Und mit Hündin Luna Ball gespielt. Einfach so, ohne mir zu denken „Eigentlich musst du noch das und das erledigen." In diesem Moment draußen auf der Terrasse, umrahmt von Natur und Sonne, war auf einmal nichts mehr wichtig, nur das Jetzt. So ein tolles Gefühl. Ob es sich weiter nach Urlaub anfühlt, wenn ich später einmal dort wohne?

Irgendwann musste ich aber doch zurück nach Hause, zu meinen Katzen, in meine dunkle Wohnung. In Sorge, die Sonne für lange Zeit ein letztes Mal gesehen zu haben. Die Wohnung verlasse ich nämlich nur in Ausnahmefällen. Zuhause gehe ich nicht so gern raus. Da ist direkt die Straße, da sind direkt die Nachbarn – oder ich hocke einsam auf der kühlen Nordseite. Keine geeigneten Alternativen.

Wider meiner Erwartung bin ich aber noch einkaufen gegangen. Gegangen. Zu Fuß. Etwa eine Stunde dauert es hin und zurück und ich war mächtig stolz auf mich. Seit ich alleine Autofahren darf, habe ich das nicht mehr gemacht. Weil ich mir mit 17 auch geschworen habe, es mir nie wieder anzutun. Aber es fühlt sich gut an.

Und ganz stolz war ich auf die Jungs, die über den Zaun und die Spießstraße hinweg Ball gespielt haben, als direkt miteinander. Nur um beim Rückweg festzustellen: Ok, jetzt spielen sie doch miteinander auf der Straße ohne den Mindestabstand einzuhalten.

Sonntag war ich dann üblich mies gelaunt. Keine Seltenheit, keine Neuheit, trotzdem lästig für alle Beteiligten. Bis zum Mittagessen gab es nur Genörgel, wie langweilig mir doch ist. Aber keine Aktivität war gut genug. Sonntag eben.

Aber nach dem Essen wurde es dann super: Wir haben Magic gespielt. Ein Kartenspiel, das ich zuerst für viel zu schwierig empfunden hab. Aber weil ich das Deck gespielt habe, das zwar angriffsmäßig nicht viel drauf hat, aber ständig Leben zurückgewinnt, habe ich jede Runde gewonnen, ohne etwas drauf haben zu müssen. Klasse.

Spieleabende oder -nachmittage finde ich super. Das sollte ich wieder viel öfter machen. Innerhalb der Familie. Mit Freunden bin ich nämlich nicht so gut – abgesehen davon, dass wir momentan diese auch nicht treffen darf. Trotzdem ist es für mich ein großer Unterschied, ob die gesamte Familie zum Grillen kommt, oder ein paar Freunde. Freunde sind anstrengender, keine Ahnung warum. Aber nach Grillen sieht es momentan sowieso nicht aus.

Niklas und ich haben uns auf zwei Dinge geeinigt: Solange keine Bandproben stattfinden, überbrücken wir meinen Kein-Bock-Sonntag mit zu zweit Musikmachen. Und wir loben uns mehr für Dinge, die wir zu selbstverständlich nehmen. Ich habe übrigens gut gekocht. Und er gut gesungen.

Geschichten über Klopapierhamster und Pizza To GoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt