XIV. blütenmeer

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Ich konnte förmlich sehen wie die Energie aus dem Raum in ihr gebündelt wurde. Mit aller Macht versuchte Sam sich zu beherrschen, sodass sie nicht zu unfreundlich mir gegenüber wurde. Dies konnte man ihr klar und deutlich ansehen, da sich ihre Wangen von angesammelter Unstimmigkeit recht schnell rot gefärbt hatten und sich ihr Atem erschwerte. Außerdem richtete sie den Blick von mir ab, was mir eine Sicht auf ihr wunderschönes Profil erlaubte.

»Also willst du mir verbieten, geliebt zu werden?«

Noch immer schaute sie mich nicht an, sondern betrachtete lieber die weiße Tapete neben ihr. Ihre Aussage klang sehr abweisend und zugleich ein wenig enttäuscht. Doch hätte man bei Trauer ein brüchiges Stimmlein erwartet, so klang diese Artikulation sehr bestimmt und etwas harsch.

»Nein aber...«, erwiderte ich. Sofort wurden meine Worte von ihrer Präsenz durchbrochen, welche nun schwer mit sich kämpfte, nicht die Beherrschung zu verlieren. Sie blickte mir direkt in die Augen, in ihnen ein Feuer aufglimmend.

»Denkst du etwa, ich würde dir Jahre lang nachtrauern, nachdem du gegangen bist; womöglich noch auf dich warten, eine unbestimmte Zeit?«

Nach diesen Worten ihrerseits fiel mir auf Anhieb keine Antwort ein. Ich war unfreiwillig gegangen, und auch wenn ich es ihr nicht verübeln konnte, dass sie nicht gewartet hatte, so bewegten mich diese Worte doch mehr als sie sollten.

Ich wurde in diesem Moment sehr emotional, da ich abermals bemerkte, wie ungerecht die Welt doch war. Sam sprach, ebenso emotional aufgebracht wie es in mir momentan aufkam, weiter.

»Ich wollte endlich mal wieder glücklich sein..

...und körperliche Nähe genießen dürfen.«

Der erste Abschnitt ihres Satzes hatte mich keinesfalls gestört. Ich wollte, dass Sam glücklich war. Doch der Teil, in welchem sie die körperliche Nähe nannte, zerrte doch sehr an mir. Noch mehr konnte man es mir ja gar nicht ins Gesicht reiben, dass die zwei erotische Nächte geteilt hatten.

Nun keimte eine unzubändigende Wut in mir auf, welche den Ursprung in meiner Verzweiflung fand. Ich griff mir mit beiden Händen in die Haare und nun war ich diejenige, welche sich von Sam abwandte, da ich ihre Gestalt nicht länger ertragen konnte. Ihr durchdringender Blick ließ mich schmelzen. Angespannt überlegte ich, wie ich meine Worte wählen sollte, um ihr klar zu machen, dass ich nichts mehr davon hören wollte.

Dann sprach Sam erneut.

»Verdammt ich wollte dich vergessen, und dann stolperst du nach all den Jahren plötzlich wieder in mein Leben.«

Pfh, dass ich nicht lache. Allem Anschein nach war es ihr nicht gerade schwer gefallen, mich zu vergessen und unbekümmert einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Fuck, ich wollte doch nicht urteilen, aber langsam übernahm die Wut mein Denken und rückte Sam's Person in ein schlechtes Licht.

»Wohl eher andersherum. Und die Krönung: Du hattest mich ja nicht einmal wiedererkannt.«

Diese gehässigen Worte verließen meinen Mund, ohne, dass ich lange darüber nachdenken konnte. Und lange musste ich auf den Konter nicht warten.

»Ja schau dich doch an, du bist kein Stück mehr die Allie, welche ich einmal kannte.«

Wowww. Danke. Das tat weh. Nach dieser Aussage ihrerseits musste ich erst einmal tief verschnaufen. Das half zwar nicht, meine Wut zu vertreiben, doch sie wenigstens für ein paar Sekunden aufzuhalten, bis ich schlussendlich mit von Verletzung gezeichneten Worten um mich warf.

»Anscheinend kennen wir uns wirklich nicht mehr.«, erwiderte ich.

Diese Worte waren bitter auszusprechen. Daraufhin fuhr ich mit meiner lauten und recht emotionalen Predigt fort.

»Sieht es so aus, als hätte ich dich gerne verlassen? Oder meine Familie? Nein, denn es tat scheiße weh und gerade war ich dabei mein Leben zu akzeptieren, da musst du wieder kommen mit deinen verflucht hübschen Augen.«

Es fiel mir schwer mich zu beherrschen. Ebenfalls ärgerte ich mich sehr über das unfreiwillige Kompliment, welches mein Unterbewusstsein ganz automatisch in die aufgebrachten Worte mit einfließen hatte lassen.

»Okay.. fuck..«, murmelte Sam.

Eine unbeschreibliche Hitze lag in dem Raum. Man konnte die Spannung zwischen uns deutlich spüren, welche uns zugleich abstieß jedoch im selben Moment unglaublich ehrgeizig zueinander riss. Ich flüsterte mit rauer Stimme folgende Worte, welche aus meinem Innersten zu kommen schienen.

»Du zerstörst mich, mit dem Fakt, dass du glücklich bist, und das ohne mich.«

Sam kam mir sehr nahe in diesem Moment. Kurzzeitig war ich überfordert. Dann legten sich ihre weichen Finger an meine Lippen und verschlossen diese durch ihre sanfte Berührung sowie die plötzliche Nähe, welche mich ein wenig erstarren ließ.

»...wir haben beide viel durchgemacht, aber kannst du nicht einmal deinen Mund halten?«

Nun wirkte Sam sehr angespannt und wehleidig. Anscheinend hatte ich einen Nerv ihrerseits getroffen, ohne recht zu wissen, welche Hebel ich genau betätigt hatte. Eine Nervosität machte sich breit. Es schien, als wollte sie meine Worte bewusst nicht mehr hören, um ihre Mauer aufrecht zu erhalten, gegen welche ich die letzten Minuten versucht hatte anzukommen. Bewusst sprach ich weiter.

»Ich gönne dir dein Glück, aber sag mir...«

Sam löste sich nun wieder von mir und eilte ein paar Schritte von mir weg. Ich provozierte sie bewusst, um eine ehrlich aufrichtige Antwort von ihr zu erhalten. Ein Gefühlsausbruch war nicht immer das Beste, doch es würde die Situation klären und mein verfluchtes Unwissen beseitigen.

»wieso Mike?«

Sam schwieg.

»Es fühlt sich falsch an.«

Nun kehrte sie mir im Stillen den Rücken, anscheinend sehr mit ihrem Körper kämpfend.

»Sam, hör mir zu.«

Verzweifelt setzte ich meinen kleinen Gefühlsausbruch fort.

»Diese verdammte Eifersucht... sie zerstört mich!!! Es gibt nicht viele Dinge im Leben, nach denen ich mich sehne, weißt du..«

»...Wieso musst das dann unbedingt du sein? Kann es nicht irgendeine erreichbare Person sein? Eine, welche nicht unendlich weit weg scheint?«

Meine letzten Worte kamen mir nur noch gebrochen über die Lippen, so sehr zitterte ich in diesem Moment und kämpfte mit der Tränenflut. Ich nahm die Situation nur noch gedämpft wahr, als hätte sich ein grauer Schleier um meine Person gelegt und diese von der Außenwelt abgeschottet. Auf einmal wurde ich aufgefangen von der Gestik Sam's - und somit aus der Nebenwelt gerissen - welche ihre Hände an meine Wangen legte und langsam die dort kullernden Tränen hinfort wischte.

»Shhh.«

»Ich bin hier.«

Ich hatte es kaum bemerkt, dass das Tränenmeer sich von meiner Seele gelöst und sich hier, an diesem Ort dazu bewegt hatte, sichtbar zu zeigen. Die plötzliche Nähe Sam's schmeichelte mir, doch gleichzeitig warf sie mich damit erneut ins kalte Wasser, da ich mit so viel Aufregung nicht klar kam.

»Du brichst mein Herz«, flüsterte ich mit rauer, gebrochener Stimme.

Nun küsste mich Sam sanft auf die Stirn und blickte mich nachdenklich an.

»Und meines hast du schon längst gebrochen Allie.«

★? Danke!

roses are slowly dyingKde žijí příběhy. Začni objevovat