Zur Belohnung gab es Pizza

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Ausgangsbeschränkung Tag2 [Sonntag, 22. März]

Sonntage sind schon immer langweilig

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Sonntage sind schon immer langweilig. Man kann nicht einfach mal eben einkaufen fahren, die Abendveranstaltungen halten sich in Grenzen und eigentlich will man auch gar nichts unternehmen, weil der freie Tag dann zu schnell vorbei ist. In Zukunft wird jeder Tag wie Sonntag. Zumindest ein paar Wochen lang.

Mein Hauptjob hat Produktionssperre – bis Mitte April wars das erstmal mit Arbeiten. Normalerweise kann ich mich daheim gut beschäftigen, vor allem ist es die perfekte Zeit, um die freiberufliche Tätigkeit anzugehen. Nur, dass meine Auftraggeber mir auch der Reihe nach absagen. Sie müssen zuerst ihre festangestellten Mitarbeiter mit Arbeit versorgen. Als Freiberufler erstmal gar nicht so witzig. Es gibt zwar noch massig andere Projekte, die ich in der Zeit starten kann, aber Geld bringen die Liebhabereien momentan wenig. Gut, eine Weile werde ich das schon überstehen.

Trotzdem war heute Sonntag. Und obwohl wir sowieso nicht mal eben ins Einkaufszentrum fahren dürfen und es keine Abendveranstaltungen mehr gibt, heute ändert sich nichts. Sonntags bin ich sowieso immer gelangweilt.

Gegen Mittag, nach gefühlt drei Stunden jammern, dass ich mich langweile, hatten wir dann doch endlich was zu tun. Die Balken nochmal überstreichen. Hat nicht ganz so viel Spaß gemacht wie gestern. Mir reicht das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Nur nicht faul gewesen sein.

Und zur Belohnung gab es abends Pizza.

Die Lokale haben es nicht leicht. Zuerst die knapp geregelten Öffnungszeiten, jetzt die komplette Schließung der Räume. Nur noch To-Go. Vor einer Woche saßen wir beim Mexikaner. Als es noch in Ordnung war, mal raus zu gehen, Leute einfach nicht anzuhusten, aber sonst alles relativ normal lief. Bevor alle Geschäfte zugemacht haben. Und der Mexikaner war nur gut 1/3 voll. Normalerweise kämpft man sogar um reservierte Plätze. Erschreckend. Und das erste Mal, dass ich die Situation auch endlich ernst genommen habe.

Eigentlich habe ich nichts gegen Stubenhocken. Das kann ich recht gut, mache ich regelmäßig, vor allem an freien Tagen und am Wochenende. Aber nicht raus dürfen fühlt sich dann doch anders an. Da fühle ich mich bei jedem Einkauf im Lebensmittelladen wie ein Verräter an meinen Mitmenschen. Deshalb habe ich mich auch sehr komisch gefühlt, in die Wirtschaft zu gehen und an der Theke auf die fertigen Pizzen-To-Go zu warten. Vor allem, als noch ein Gast reinkam. Werden wir jetzt alle krank?

Was das Zuhause bleiben noch eine Stufe schwieriger macht: Die Familie. Nicht meine Familie. Meine Familie lebt zwei Stockwerke unter mir und ich sehe sie nur, wenn ich das auch will. Niklas' Familie wohnt gesammelt in denselben Wohnräumen, teilen sich Bad, Küche und Wohnzimmer und sie reden sehr gerne.

Ich weiß nicht, ob ich ein geselliger Mensch bin. Was ich weiß: Irgendwann sind meine Energiereserven aufgebraucht. Selbst wenn ich nur stumm zwischen ebenso stummen Menschen sitze, fährt meine Batterie langsam runter. Ich werde erschöpft und irgendwann von jedem Geräusch genervt. Und jetzt ist es innerhalb seiner Familie aber nie stumm.

Verschwörungstheorien werden ausgetauscht, über den Bau des angrenzenden Hauses, für das wir die Balken gestrichen haben, wird diskutiert oder die Gegner in Fortnite beschimpft. Ein normaler Sonntag eben. Aber Sonntage sind schon immer langweilig. Und was ich noch schlimmer finde als Langeweile, ist, in meiner Langeweile gestört zu werden.

Geschichten über Klopapierhamster und Pizza To GoWhere stories live. Discover now