"Du scheinst wohl ein Bild von mir zu wollen?", fragte ich spaßeshalber, doch er bemerkte, dass ich nervös war.

Seine Mundwinkel zuckten.

Dieser kleine Sadist.

"Neu?", fragte er.

Ich nickte.

Er nickte.

"Du?", fragte ich zurück.

Er nickte abermals.

Wenn er ein oder zwei Jahrgänge über mir gewesen wäre hätte ich mich auch sehr gewundert.

Wir standen ein weng rum und schwiegen, die anderen Schüler schlängelten sich kopfschüttelnd und genervt an uns vorbei, da wir nun gemeinsam im Weg standen.

Der andere starrte auf seine Füße und schien nicht zu wissen, was er sagen sollte, weshalb ich mich räusperte und schon zu etwas ansetzen wollte, als er plötzlich meinte:

"Ich bin Min Yoongi. Und anders, als du jetzt vielleicht denkst, bin ich eigentlich gar nicht so schlimm."

Er überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. Ansehen tat er mich immer noch nicht.

"Okay, also, doch, ich bin schlimm, aber nicht soo, also-", er stockte kurz, "-was ich meine ist- ach, vergiss es..."

Ich begann zu grinsen.

Der Junge- Yoongi- stand vor mir, betrachtete seine Füße, die, wenn mich meine Augen nicht täuschten, in Kinderschuhen steckten, die schwarz angesprüht wurden, und schien sich in Grund und Boden für seine Worte und die Situation zu schämen, obwohl er derjenige gewesen war, der mich vorher herablassend angesehen hatte.

"Hast du Lust, mit mir zusammen zu Mittag zu essen?", fragte ich und der andere blickte erstaunt auf, um mit meinem breiten und- zugegeben- leicht schadenfrohen Grinsen konfrontiert zu werden.

Er nickte leicht.

Ich strahlte.

"Kim Taehyung.", stellte ich mich vor und Yoongi nickte erneut.

"Warum hast du dich nicht gleich, bis zum Eingang fahren lassen? Ich meine, wenn du schon gefahren wirst...", murmelte er dann.

"Ich wurde nur heute gefahren und wollte nicht so aussehen, als hätte ich es nötig, bis zum Eingang gefahren zu werden. Ich bin alt genug, alleine her zu finden.", erklärte ich fest und überzeugt, doch Yoongis Mundwinkel begannen nun wieder zu zucken.

"Was denn?", fragte ich leicht gereizt, denn offensichtlicher Weise amüsierte er sich über mich.

"Nichts."

Ich schnaubte.

"Was ist?", fragte ich abermals.

"Du bist lustig."

Das sagte er mit so gut wie keinem Amusement in der Stimme.

Ich hob eine Augenbraue.

"Verspürst du überhaupt sowas wie "Oh, das ist witzig"?", fragte ich leicht zweifelnd.

"In der Tat."

Ich verdrehte die Augen. Das wurde mir langsam zu doof.

"Okay, lass uns gehen!", beschloss ich also resolut, nahm den kleineren am Handgelenk und zog ihn hinter mir her durch die Menge an Schülern.

Was mich verblüffte war, dass er sich nicht wehrte oder irgendeinen Kommentar ließ, aber, was mich wirklich erstaunte war, dass er hinter mir leise zu lachen schien.

~~~

"Ähm, ist hier noch frei?", wurden wir von einer hohen Stimme in unserem nicht existenten Gespräch beim Mittagessen unterbrochen.

Yoongi und ich sahen hoch und blickten einem Jungen entgegen, der mit Pausbäckchen so groß wie Mochis ausgestattet war und sein Brett fast schon krampfhaft zu umklammern schien.

"Klar!", lächelte ich ihm zu, Yoongi nickte, um sich dann seinem Essen wieder zu widmen, was er verschlang, als hätter er tagelang nichts mehr gegessen, und der Junge ließ sich erleichtert auf dem Stuhl neben mir nieder, nachdem er Yoongi einen kurzen Blick zugeworfen hatte.

Er hatte anscheinen leicht Angst vor ihm.

Ich verübelte es ihm nicht- der kleinere blickte schon wieder so griesgrämig aus der Wäsche, wie ich noch keinen Menschen habe schaun sehen.

"Schau mal freundlicher.", wies ich ihn deshalb auch zurecht, "Die Leute bekommen schon Angst."

Yoongi sah mich leicht verständnislos an.

"So bleiben sie wenigstens fern.", grummelte er dann schulterzuckend.

Da hatte er Recht, die anderen Tische waren voll besetzt, bloß an unserem waren noch drei Plätze frei.

"Bist du auch mit so einem Gesichtsausdruck auf die Welt gekommen? Da müssen sich deine Eltern aber erschrocken haben..", meinte ich leise, in der Hoffnung, er hätte mich nicht gehört.

Denn, wie genau er reagieren würde, konnte ich mir nicht vorstellen.

Der neue neben mir grinste leicht in seinen Teller.

"Ich bin gleich nach meiner Geburt eingeschlafen.", belehrte mich Yoongi, der mich anscheinend doch gehört zu haben schien, "Da war nicht viel Energie mehr übrig, um irgendeine Emotion zu verspüren. Außerdem kann ich auch anders schaun.", bemerkte er leicht säuerlich.

"Echt?", fragte ich erstaunt.

"In der Tat."

Ich zog eine Augenbraue hoch.

"Ich hebe es mir nur für besondere Momente auf.", belehrte er mich weise.

"Aha."

Ich begann zu grinsen.

"Dann werde ich alles dran setzen, dir so viele besondere Momente wie möglich zu bescheren!", versprach ich, "Unserer Umgebung zu liebe."

"Dann viel Erfolg dabei."

Ich grinste und stellte triumphierend fest, dass Yoongis Mundwinkel wieder zu zucken begonnen hatten.

Doch wirklich das erste Mal richtig lachen tat er erst, als der Junge neben mir sich an seinem Essen verschluckte.

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Ja, hallo!^^

Das 100. Kapitel!! o_o

Wow...

Diesmal wurde der Rückblick ein kleiner Einblick in den Beginn von Taes und Yoongis Freundschaft^^

Ich hoffe, es hat euch gefallen^-^

Soll ich das eigentlich weiterführen?

Also, dass ich bei den vollen Zehner-Kapiteln einen Rückblick schreibe?

Oder sollen das einfach normale Kapitel sein?

Eure Entscheidung^^

Schönen Abend noch <33


Before That DayWhere stories live. Discover now