{2}

123 10 29
                                    

Yoongi PoV:

Der Zug war rappel voll und ausgerechnet vor mir stand eine Frau mittleren Alters, die es etwas zu gut mit ihrem Parfüm gemeint hatte.

Ich hatte ständig das Gefühl, ein Igel, der einen beißenden Alkohol-Parfüm Duft hatte, würde in meinem Rachen auf und ab kriechen und es sich dort gemütlich machen.

Missmutig und müde starrte ich aus dem Fenster und zählte die Stationen, die an mir vorbei rauschten. Als ich dann endlich aussteigen konnte, atmete ich erst einmal ein paar tiefe Züge Luft ein, um den Nebel aus und Klarheit in meinem Kopf zu bekommen.

Da die Frau mit mir ausgestiegen war, konnte ich mir eine leise Bemerkung nicht verkneifen:

"Es tut mir leid, aber sie sollten sich ein neues Parfüm zulegen. Das jetzige ist nicht gerade sehr schmeichelhaft...", murmelte ich also in ihre Richtung, als ich an ihr vorbei zum Ausgang der Station lief.

Als ich zurückblickte, sah ich, dass die Frau mich geschockt, entgeistert und dennoch leicht sauer anstarrte, woraufhin ich jedoch lediglich mit den Schultern zuckte, und meine Schritte beschleunigte. Ich hatte ihr einen Rat gegeben, der ihr und ihrer Umgebung guttun würde, wenn sie ihn beherzigen würde.

Sie sollte dankbar sein.

~~~

Endlich, nach einer dreiviertel Stunde Fahrt, in meinem Klassenzimmer angekommen, warf ich mit meinem letzten bisschen Kraft meine Tasche auf meinen Platz und ließ mich auf meinen Stuhl sinken, um meinen Kopf auf meine Arme zu betten und die Augen zu schließen, in der Hoffnung, noch ein kurzes Nickerchen machen zu können.

Doch jemand entschied sich dummer Weise, meinen Versuch zu vereiteln und sich damit in Lebensgefahr zu begeben.

"Also- ich würde dir nicht raten, an einem Schönheitswettbewerb teilzunehmen."

Mit dem grimmigsten Gesichtsausdruck den ich zu Stande bringen konnte sah ich auf und erblickte meinen besten Freund Kim Taehyung, der grinsend auf mich hinab blickte und offensichtlicher Weise Quelle dieses Kommentars war.

Er konnte von Glück reden, dass ich gerade zu faul war, einen Mord zu begehen und, dass ich ihn gern hatte.

Ein bisschen.

"Morgen. Und ich dir auch nicht.", brummte ich also nur beleidigt und aus Prinzip, um dann mein Gesicht wieder in meiner Armbeuge zu vergraben.

Tae lachte, hörbar nicht im Geringsten berührt von meiner gemeinen Entgegnung, und wuschelte mir durch die Haare.

Dann hockte er sich auf den Stuhl neben mir und fragte mich mit einem schiefen Grinsen:

"Und? Wie wenig hast du heute geschlafen?"

"Wenig.", gab ich, nicht wirklich begeistert über die Fortsetzung unseres Gesprächs, zurück und schloss die Augen.

Er lachte nur wieder leise, lehnte sich im Stuhl zurück und schien unsere Klassenkameraden zu beobachten, die in Grüppchen zusammenstanden und sich unterhielten, während ich langsam immer mehr wegdämmerte.

Manchmal nahm ich noch schwach war, wie er ein paar Worte mit unseren Mitschülern tauschte und sich nach dem Üblichen erkundigte.

Wir waren ziemlich bunt zusammengemixt. Es waren musikalische, künstlerische, faule, perfekte, nicht perfekte, technologisch interessierte und nicht zu vergessen die Streber dabei.

Ich zählte mich zu den faulen und musikalischen, was aber kaum einer bis zu dem Moment gewusst hatte, in dem meine Musiknoten gen Himmel geschossen waren.

Before That DayWhere stories live. Discover now